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Totentanz

Totentanz

Titel: Totentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veit Heinichen
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bei Padriciano berichtete aufgeregt am Telefon, daß vier Beamte der Polizia di Stato ihn nach der Tätigkeit der Firma auszufragen versucht hatten. Er habe sie freundlich, aber bestimmt abgewimmelt, so viel wissenschaftliches Vokabular verwendet, daß sie ihm gewiß nicht folgen konnten, und schließlich auf die Statuten der »AREA SciencePark« verwiesen und auf die in der Hauptverwaltung hinterlegten Forschungsziele und Busineß-Pläne. Sie seien nicht besonders beglückt abgezogen, aber er glaube nicht, daß sie noch einmal auftauchen würden. Der Kommissar und seine zwergenhafte Begleiterin seien übrigens mit zwei Bodyguards unterwegs gewesen.
    Immerhin. Nun war Petra Piskera sicher, daß Laurenti bewacht wurde. Auch ihre Kontrahenten waren schnell. Aber das bereitete ihr keine Sorge. Es gab Möglichkeiten genug, ihn aus dem Weg zu räumen, und wenn alle Stricke rissen, müßte eben Viktors neues Gewehr eingesetzt werden. Es funktionierte so gut, daß die Amerikaner bereits einen Vertrag vorgelegt hatten, der nur noch geprüft und unterschrieben werden mußte. Das war Viktors größter Coup bisher und dazu völlig legal. Seine Erfindung, seine Arbeit, sein Geschäft. Sie waren kurz davor, sich endgültig als respektable Kaufleute zu etablieren. Und Laurenti war dabei nur noch ein winziges Insekt, das zertreten werden mußte.
    *
    Ezio wand sich und rutschte nervös auf seinem Stuhl herum. Er war fertig und bettelte, der Commissario möge ein Auge zudrücken, und beschrieb seine eigene Situation wie die eines Opfers.
    »Du hast keine Ahnung davon, wie schwer das Leben auf dem Karst ist. Jahrzehntelange Unterdrückung. Unterm Faschismus wurde sogar unsere Muttersprache verboten. Und selbst nach dem Krieg ging es weiter. Auf unseren Grundstücken wurden die Siedlungen für die Flüchtlinge aus Istrien und Dalmatien gebaut, doch Geld haben wir dafür nie gesehen. Wir haben ein Recht, uns zu wehren.«
    »Halt’s Maul, Ezio. In deinem Büro hängt ein Foto vom Duce an der Wand.«
    »Das ist doch etwas anderes.«
    »Ein Slowene, der Mussolini verehrt? Du spinnst, Ezio.«
    »Ihr Italiener wollt uns einfach nicht verstehen.«
    »Es reicht. Du bist noch keine vierzig Jahre alt. Der Spuk war längst vorbei, als deine unglückliche Mutter dich geboren hat. Und in deinem Vorstrafenregister findet sich keine einzige politische Tat. Nur Diebstahl, Schmuggel, Waffenhandel, Körperverletzung, Drogenmißbrauch, Trunkenheit am Steuer, Fahren ohne Führerschein, alles, wonach das Herz begehrt. Du bist für die Legalität einfach nicht gemacht. Vielleicht läßt sich ja ein Knast finden, den du noch nicht kennst. So hast du wenigstens etwas davon.«
    Ezio begriff endlich, daß er Laurenti nicht weiter für dumm verkaufen konnte. »Es war doch nur ein Schrottauto. Es war noch nicht beschlagnahmt, als es verschwand. Im Höchstfall wäre es Diebstahl einer Sache ohne Wert. Wenn du mich dafür einlochst, machst du dich lächerlich.«
    Das Telefon klingelte. Laurenti staunte, als er die Nummer erkannte, und schickte Ezio in sein Vorzimmer.
    »Wie ich erfahre, hast du einige Probleme, Proteo«, sagte Živa mit sachlicher Stimme und ohne ihn zu grüßen. »Ich will dir etwas sagen, bevor du es von deinem Staatsanwalt erfährst. Wir haben ein Telefongespräch abgehört, in dem dein Name erwähnt wird. Du bist zum Abschuß freigegeben. An deiner Stelle würde ich Urlaub nehmen und für eine Zeit verreisen.«
    Woher plötzlich diese Sorge um sein Leben? Er konnte das Wort Urlaub schon nicht mehr hören. »Guten Tag, Živa. Bis du dich endlich meldest, könnte ich schon zweimal tot sein. Ich nehme an, du sprichst von Tatjana Drakič.«
    »Sie ist offensichtlich in Triest.«
    »Und mit wem hat sie gesprochen?«
    »Mit ihrem Bruder.«
    »Konntet ihr orten, wo er ist?«
    »Irgendwo auf hoher See. Aber auch wenn er hier wäre, könnte ich ihn nicht festnehmen, er selbst hat nichts Belastendes gesagt. Bei Tatjana wäre es kein Problem, aber wir wissen nicht, wo sie steckt. Sie telefoniert übrigens unter der Nummer eines anderen Landes.«
    Laurenti horchte auf. Es war der Staat, den die Konsulin repräsentierte. Sie hatten also wirklich miteinander zu tun, und die Piskera gelogen, daß sich die Balken bogen. Damit war jetzt Schluß, er würde sich von niemandem mehr zurückhalten lassen. Und er mußte mit dem Staatsanwalt darüber reden, welche Möglichkeiten der Überwachung es gab, ohne gegen das »Wiener Übereinkommen« zu verstoßen.
    »Und

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