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Totentanz

Totentanz

Titel: Totentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veit Heinichen
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bringen.«
    Laurenti war kurz davor, den Kerl zu ohrfeigen, doch da kamen Pina und Marietta mit den Ausdrucken der Fotos herein. Laurenti drehte Ezio den Rücken zu und blätterte sie durch.
    »Weißt du, wo das ist?« fragte Marietta.
    »Ich ahne es zumindest, aber wir müssen es überprüfen«, sagte Laurenti und wurde durch Ezio unterbrochen, der seine Neugier nicht zügeln konnte und ihm über die Schulter linste.
    »Das ist doch ganz einfach«, polterte der Schrotthändler los. »Dort am Bildrand. Das ist der Rumpf der Elettra. ›AREA SciencePark‹. Das sieht doch jeder.«
    Laurenti ließ die Papiere sinken und drehte sich um. Ezio setzte sich blitzartig wieder hin. »Wenn du nicht so wahnsinnig wenig Hirn in deinem Schädel hättest, Ezio, dann wärst du vermutlich saugefährlich. Du wirst jetzt ein bißchen bei uns bleiben und darüber nachdenken, wo ich Coco finde. Marietta wird dir ein schmuckes kleines Zimmerchen von zwei auf zwei Meter anbieten, vor dem sich ein kleines Gitter befindet, damit niemand deine Ruhe stört, und wenn ich zurück bin, dann unterhalten wir uns weiter. Willst du, daß ich deine Frau anrufe, damit sie sich nicht ängstigt?«
    »Bloß nicht, Bulle.« Ezio begann bereits zu schmelzen, und wenn Laurenti es darauf angelegt hätte, wäre er in ein paar Minuten mit der Sprache herausgerückt. Doch vorher sollte er schmoren. Für alle Fälle.
    »Hatten Sie heute wieder Post?« fragte Laurenti, nachdem er seinen beiden Bewachern das Fahrtziel genannt hatte.
    Pina saß neben ihm im Fond. »Ein Papiertaschentuch«, sagte sie.
    »Und welcher Kommentar?«
    Sie holte tief Luft. »Zum Abwischen, Mäuschen.«
    »Und sonst nichts?«
    Pina starrte stur geradeaus und rang um Worte. »Es war gebraucht.«
    Laurenti hob die Augenbrauen. »Ach so?«
    »Es ist bereits im Labor. Wenn es das ist, was ich vermute, dann habe ich jetzt zumindest eine erste Spur. Die DNA wird’s zeigen. Es ist übrigens der erste Gegenstand, der nicht aus meinem Müll stammt.«
    »Das ist doch schon etwas«, sagte Laurenti. »Haben Sie Galvano heute früh in der Nähe gesehen?«
    »Galvano? Warum denn das?«
    »Ich glaube, er wollte ein bißchen auf Sie achtgeben.«
    »Er war nicht da«, antwortete Pina enttäuscht. »Aber der Hausmeister hat das Schwein fotografiert. Ich hatte ihm eine Wegwerfkamera gekauft, und er gab sie mir heute früh zurück. Hat mich zweimal fünfzig Euro gekostet, obwohl der Mann mir alles andere als sympathisch ist. Am Nachmittag bekomme ich die Bilder.«
    Laurenti gab seinen Bodyguards den Befehl, einmal das ganze Areal des Wissenschaftsparks abzufahren und dann vor der Hauptverwaltung zu halten, wo er den Lageplan studierte. Die Räume des Instituts für Solartechnik ISOL lagen im Pavillon L3. Auf einem der fotografierten Pläne hatte er den Stempel der Firma entdeckt. »Wir gehen zu Fuß«, sagte Laurenti.
    Er überquerte eine gepflegte Rasenfläche und schaute sich mehrfach um, bis er den Rumpf der Elettra sah. In dieser Flucht ging er auf einen Pavillon zu und drückte seine Nase gegen das Fenster im Erdgeschoß. Dann winkte er Pina, die sich auf Zehenspitzen stellte und ebenfalls hineinschaute. Seine beiden Bewacher erschraken heftig, als plötzlich das Fenster aufgerissen wurde, und hatten bereits die Hände an ihre Waffen gelegt.
    »Was fällt Ihnen ein?« brüllte ein bärtiger Mann aus dem Fenster heraus.
    Laurenti lächelte. »Die Firma ISOL? Richtig?«
    »Und? Was haben Sie hier zu suchen?«
    Pina zog ihren Dienstausweis aus der Gesäßtasche und hielt ihn dem Forscher unter die Nase. »Können wir Sie einen Augenblick sprechen?«
    »Der Eingang ist auf der anderen Seite. Gehen Sie um das Gebäude herum.«
    *
    »Dem ›Wiener Übereinkommen‹ über konsularische Beziehungen ist dieses Land am 26. Januar 1993 beigetreten. Es regelt für die Vertragsstaaten die Unverletzlichkeit von konsularischen Räumlichkeiten und die persönliche Unverletzbarkeit der Konsularbeamten. Laurenti, wissen Sie, was das im Klartext heißt?« Der Präfekt tobte am Telefon. Es hatte also bereits Druck aus dem Ministerium gegeben, genau wie Konsulin Piskera gestern angekündigt hatte. Laurenti wußte sehr wohl, daß die Frau samt der Räumlichkeiten Immunität genoß, und bisher lag kein belegbarer Verdacht auf ein schweres Verbrechen gegen sie vor, der erlaubt hätte, einen richterlichen Beschluß zu beantragen, um den Schutz aufzuheben. Es hatte auch keinen Sinn, den Präfekten daran zu erinnern, daß Artikel

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