Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Totentanz

Totentanz

Titel: Totentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veit Heinichen
Vom Netzwerk:
Stellen. Laurenti kannte sie gut.
    »Hier gibt’s noch mehr zu sehen«, sagte Marietta, die aufgeregt ins Zimmer kam und einen weiteren Stapel Ausdrucke auf seinen Tisch legte. »Es hat etwas gedauert, aber hier sind sie.«
    Laurenti blätterte die Bilder lustlos durch. Die Unterredung im Wissenschaftszentrum war nur bedingt aufschlußreich gewesen. Über das Ehepaar Babič hatten alle nur Gutes berichtet, und die Mitarbeiter des Instituts für Solartechnik ISOL kamen aus dem Staunen nicht heraus, als er ihnen die Fotos vorlegte, die Damjan Babič als Spion zeigten. Laurenti hingegen verstand ihre wissenschaftlichen Erklärungen nicht, nur soviel, daß sie ständig neue Patente zur alternativen Energiegewinnung entwickelten. Aber auf die Spionageaktion konnten sie sich keinen Reim machen, denn ihre Arbeiten waren längst registriert. Sie versprachen, alle Unterlagen darauf zu sichten, ob etwas fehlte.
    Und dann richtete sich Laurenti mit einem Schlag auf. Eines der Fotos, die Marietta ausgedruckt hatte, zeigte die Konsulin mit zwei Herren am Tisch eines Restaurants, ein anderes, das sehr dunkel ausgefallen war, im Gespräch mit zwei Personen, die auf verblüffende Weise den Babičs ähnelten. Plötzlich kamen sich also alle noch so entfernt stehenden Personen näher. Er brauchte dringend bessere Abzüge und Vergrößerungen. »Sag Pina, sie soll selbst ins Labor gehen und dafür sorgen. Du hingegen wirst dich um diese beiden Herren kümmern, die mit der Piskera zu Mittag gegessen haben. Rasch.«
    Auch wenn der Chef ihm nahegelegt hatte, den Kontakt zu Petra Piskera zu vermeiden: Jetzt nahm die Sache neue Formen an. Zuvor aber mußte er Ezio knacken. Der saß bereits seit drei Stunden in der Zelle, und Laurenti hatte Anweisung gegeben, ihn nicht zu beachten, selbst wenn er den ganzen Trakt zusammenbrüllte. Keinen Schluck Wasser, keine Zigaretten, nichts. Er sollte schmoren.
    *
    »Ich habe es in den Nachrichten gesehen, Tatjana.« Viktor Drakič saß über einem fast hundert Seiten starken Vertragsentwurf, als ihn seine Schwester informierte. »Ein starker Auftritt, aber warum hast du nicht Milan und Zvonko eingespannt und dich statt dessen dieser beiden Pfeifen aus der Stadt bedient?«
    »Ich glaube, der Schreck war groß genug, Viktor.«
    »Und was wolltest du bezwecken?«
    »Das ist nur der Anfang. Laurenti wird den Fall nicht überleben. Nach allem, was er uns angetan hat, will ich ihn leiden sehen. Du wärst den schweren Verbrennungen damals fast erlegen. Wie viele Operationen mußtest du über dich ergehen lassen? Und auch für meine dreieinhalb Jahre wird er bezahlen. Wenn er erst mal weg ist, haben wir freies Feld. Durch Triest laufen die großen Geschäfte zwischen dem Westen und dem Rest Europas. Und wir haben sie in der Hand. Ich bin unantastbar hier. Laurenti kann stur sein, wie er will, doch ich bin sturer. Und wenn er erst einmal weg ist, vergehen Monate, bis ein Nachfolger diese lange Geschichte durchschaut. In dieser Zeit machen wir das Geschäft unseres Lebens. Er ist der einzige, der das gefährden kann. Mach dir keine Sorgen, in ein paar Tagen ist die Sache erledigt.«
    »Schnell bist du wirklich, Tatjana«, sagte Viktor Drakič. »Schneller, als die ahnen können. Aber versprich mir, ab jetzt übernehmen Zvonko und Milan die Sache und nicht mehr diese Idioten vor Ort.«
    Petra Piskera hatte den Malermeister, der ihr von Laurenti empfohlen worden war, natürlich nicht angerufen, sondern am Morgen einen anderen Betrieb beauftragt, der ihr zuerst ein unverschämt teures Angebot unterbreitete und, nachdem sie bereits einen Vorschuß bezahlt hatte, dann noch behauptete, der früheste Termin für einen Anstrich sei in drei Wochen. Erst als sie den ohnehin schon überzogenen Preis verdoppelte, waren die Handwerker bereit, sich sofort an die Arbeit zu machen. Die Konsulin saß inmitten der mit Plastikfolien abgedeckten Schreibtische und versuchte, die verlorene Zeit aufzuarbeiten. Ihre drei Angestellten konnten es alleine nicht mehr schaffen. Die Termine waren fixiert und die Herren aus Reggio-Emilia hatten bereits die Bagger zu den illegalen Giftmülldeponien beordert sowie die Transportkapazitäten besorgt. Alles hing jetzt nur noch davon ab, die LKWs mit den entsprechenden Frachtdokumenten auszustatten. Mit der ersten Fahrt war die Anzahlung auf das Konto in Winterthur fällig.
    Doch noch einmal wurde die Konsulin von ihrer Arbeit abgehalten. Der Laborleiter der CreaTec Enterprises im Wissenschaftspark

Weitere Kostenlose Bücher