Totentanz
wie geht es dir sonst?« fragte er schließlich.
»Zuviel Arbeit, Proteo.«
»Wann kommst du nach Triest?«
»So schnell nicht«, sagte Živa. »Ich muß jetzt Schluß machen. Termine. Paß auf dich auf.«
Nachdenklich legte Laurenti den Hörer auf und ging zur Tür, um Ezio hereinzurufen. Doch seine Assistentin war alleine im Vorzimmer.
»Ist er pinkeln gegangen?« fragte Laurenti.
»Er hat gesagt, daß du ihn heimgeschickt hast. Stimmt das etwa nicht?« fragte Marietta erschrocken. »Weit kann er noch nicht sein.«
»Ruf sofort unten an, er darf das Haus auf keinen Fall verlassen.«
Die Kollegen erwischten Ezio erst, als er schon auf die Via Torbandena hinausgetreten war und sich vor Vergnügen die Hände rieb. Seine Freude währte nicht lange, zwei Uniformierte brachten ihn in Handschellen zurück.
»Ich habe soeben mit deiner Frau gesprochen«, log Laurenti und genoß es, zu sehen, wie Ezio vor Schreck erblaßte. »Ich habe ihr gesagt, daß du mehr an mir als an ihr hängst und es nicht übers Herz bringst, meine Gastfreundschaft auszuschlagen. Sie informiert deinen Anwalt. Und jetzt zurück zur Sache. Zwei klare Fragen, zwei klare Antworten: Wo ist der Wagen der Babičs? Wo ist Coco?«
»Ich dachte immer, wir seien Freunde«, sagte Ezio weinerlich.
»Raus mit der Sprache.«
»Keine Ahnung, warum Coco so scharf auf den Wagen war.« Endlich hatte sich der Schrotthändler entschlossen zu reden. Er rutschte nervös auf seinem Stuhl herum. »Kurz bevor ich an dem Abend zusperren wollte, kam er mit einem Tieflader und hat die Karre aufgeladen, ohne viele Worte zu verlieren. Ich habe ihn nicht gefragt, weshalb sein Herz daran hängt.«
»Und wo ist Coco jetzt?« Laurenti verzog keine Miene. »Red weiter.«
»Ich weiß es wirklich nicht, Commissario. Aber wenn du mich laufen läßt, gebe ich dir seine Telefonnummer. Dann kannst du ihn selbst fragen.«
»Schreib sie auf.« Laurenti schob ihm Stift und Papier zu.
»Du mußt ihm ja nicht unbedingt verraten, wer sie dir gegeben hat«, sagte Ezio und schrieb.
»Und jetzt verschwinde«, sagte Laurenti. »Raus!«
Zwei Minuten später rief der Beamte an, der am Eingang Dienst tat, und fragte zur Sicherheit nach, ob Ezio dieses Mal wirklich gehen durfte.
Sie faßten Coco drei Stunden später in der »Alí Babá Bar« auf der Piazza Garibaldi, obwohl er sein Mobiltelefon stets ausschaltete und sogar die Chipkarte herausnahm, wenn er es nicht benötigte. Der breitschultrige Hüne wußte nicht, daß man es über die Nummernregistrierung trotzdem orten konnte, solange er die Batterie nicht entfernte. Er beobachtete von einem Barhocker am Tresen den Streifenwagen, der vor dem Lokal hielt. »Was wollen die Bullen schon wieder hier? Ein bißchen viel in letzter Zeit«, sagte er zum Kellner. Coco fiel aus allen Wolken, als sich die Stahlfessel um seine Handgelenke schloß. Er protestierte lautstark, doch die beiden Polizisten antworteten ihm nicht einmal. Sie bezahlten korrekt seine Zeche aus seiner Geldbörse, führten ihn gelangweilt zum Wagen, drückten ihn auf die Rückbank und übergaben ihn im Präsidium an Inspektorin Pina, die bereits eine Liste der von ihm geführten Telefonate vor sich hatte. Ihre Kollegen waren dabei, die Nummern zu analysieren, und während sie noch Cocos Personalien aufnahm, wurde ihr ein Zettel zugeschoben, auf dem die Telefonnummer eines Schrottplatzes im slowenischen Grenzort SeŽana stand, mit Adresse.
Laurenti hatte recht gehabt, der Kerl wollte den Wagen der Babičs auf der anderen Seite der Grenze verschwinden lassen. Es dauerte nicht lange, bis Coco den Transport zugab. Alles andere stritt er vehement ab. Er behauptete, daß ihn Verwandte der Babičs darum gebeten hatten, um in Italien keine Verschrottungsgebühren für den in Slowenien zugelassenen Wagen bezahlen zu müssen. Sie hätten ihm für die Fahrt fünfzig Euro gegeben. Allerdings wußte er weder, wie sie hießen, noch, wo sie wohnten.
»Wenn es eine statistische Gewißheit gibt, dann die, daß die kleinen Fische stets die dümmsten sind«, sagte die kleine Pina, als sie den Riesen-Coco Laurenti vorführte. »Es dauert nur ein paar Stunden, bis wir das überprüft haben. Und schauen Sie, was das Baby bei sich trug.« Triumphierend hielt sie einen Autoschlüssel hoch. »Unsere Leute vom Erkennungsdienst sind gut. Ein SUV, deutscher Lack, deutsche Automarke. Ich mache jede Wette, daß dieser Wagen schwarz ist.«
»Der gehört mir nicht«, protestierte Coco
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