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Totentöchter - Die dritte Generation

Totentöchter - Die dritte Generation

Titel: Totentöchter - Die dritte Generation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbt Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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Augen haben wieder das vertraute Blau. Die Feindseligkeit, die ich früher am Tag darin gesehen habe, ist verschwunden. Vielleicht hat er all die Hässlichkeiten nur für einen Moment beiseitegeschoben, aber seine Vertrautheit ist so eine Erleichterung für mich, dass ich ihn umarme.
    Zuerst verspannt er sich, so verblüfft ist er, dann schlingt er die Arme um mich, und ich spüre, wie sein Kinn auf meinem Kopf ruht.
    »Es war furchtbar«, sage ich.
    »Ich weiß«, sagt er, und ich merke, wie seine Arme sich bewegen. So nah bin ich ihm noch nie gewesen. Er ist größer und kräftiger als Linden, den ein Windstoß umpusten könnte. Und er riecht nach Küche, nach all dem Lärm und der Energie und den Sachen, die dort kochen und backen.
    »Das weißt du nicht«, versichere ich ihm und rücke gerade so weit von ihm ab, dass ich ihn ansehen kann. Eine Art dünner Schleier hat sich über sein Gesicht gelegt, er wirkt erhitzt. »Cecily ist damit nicht allein. Wir alle leiden in dieser Ehe. Jenna hasst ihn, weißt du? Und ich weiß, wie Linden mich ansieht – als wäre ich Rose. Mitzuspielen ist meine einzige Verteidigung, aber es ist so anstrengend, wenn er nachts neben mir liegt und ihren Namen im Schlaf murmelt. Es ist, als würde er mich ausradieren, jeden Tag ein Stückchen mehr.«
    »Er kann dich nicht ausradieren«, versichert Gabriel mir.
    »Und du!«, sage ich. »Nenn mich nie wieder Lady Rhine. Ich habe heute zum ersten Mal gehört, wie das
klingt, und ich hasse es. Es ist nicht in Ordnung, überhaupt nicht.«
    »Okay«, sagt er. »Tut mir leid. Was auch immer du und der Hauswalter macht, geht mich nichts an.«
    »Das ist es doch nicht!«, schreie ich und lege ihm die Hände fest auf die Schultern. Ich senke die Stimme, denn schließlich könnte draußen auf dem Korridor jemand stehen. »Eher friert die Hölle ein, bevor Linden Ashby mit mir tun kann, was er will, kapiert?« Beinahe rede ich weiter. Beinahe erzähle ich ihm von meinem Plan, zu fliehen, doch ich entscheide mich dagegen. Vorläufig wird das mein Geheimnis bleiben. »Glaubst du mir?«, frage ich.
    »Ich habe nie etwas anderes geglaubt«, sagt er. »Aber ich habe ihn in deinem Bett gesehen und – ich weiß nicht. Das hat mir was ausgemacht.«
    »Tja, nun, mir macht es auch was aus.« Ich lache ein bisschen und er fällt ein. Dann löse ich mich von ihm und setze mich auf den Rand meiner Matratze. »Also, was ist mit Cecily?«
    Er schüttelt den Kopf. »Ich weiß es nicht. Hausprinzipal Vaughn ist mit einigen Hausärzten bei ihr.« Mein Gesichtsausdruck sagt offenbar alles. »Aber, hey, hör mal. Ich bin sicher, es ist alles in Ordnung mit ihr. Wenn es etwas Ernstes wäre, hätte man sie in ein Krankenhaus in der Stadt gebracht.«
    Ich sehe hinunter auf meine im Schoß liegenden Hände und seufze.
    »Kann ich dir was bringen?«, fragt Gabriel. »Wie wäre es mit Tee? Oder ein paar Erdbeeren. Heute Abend hast du kaum etwas gegessen.«

    Ich will keinen Tee und keine Erdbeeren. Im Moment will ich Gabriel nicht als meinen Diener. Er soll hier bei mir sitzen und mein Freund sein. Ich will sicher sein, dass er hinterher nicht dafür bestraft wird. Ich will, dass wir beide frei sind. Sollte ich je einen Fluchtplan austüfteln, kann ich ihn vielleicht mitnehmen. Ich glaube, der Hafen würde ihm gefallen.
    Doch ich weiß nicht, wie ich all das sagen soll, ohne dabei schwach zu wirken, und deshalb fällt mir nichts anderes ein als: »Erzähl mir von dir.«
    »Von mir?« Er guckt irritiert.
    »Ja«, sage ich und klopfe auf die Matratze.
    »Du weißt alles, was es zu wissen gibt«, sagt er und setzt sich neben mich.
    »Stimmt nicht«, sage ich. »Wo wurdest du geboren? Was ist deine liebste Jahreszeit? Egal, was.«
    »Hier. In Florida«, sagt er. »Ich erinnere mich an eine Frau in einem roten Kleid mit lockigen braunen Haaren. Vielleicht war sie meine Mutter, ich bin nicht sicher. Sommer. – Und du?« Das Letzte sagt er mit einem Lächeln. Er lächelt so selten, dass ich jedes Lächeln als eine Art Trophäe ansehe.
    »Ich mag den Herbst am liebsten«, sage ich. Von Manhattan weiß er schon, und dass meine Eltern gestorben sind, als ich zwölf war.
    Ich überlege mir gerade Fragen für eine neue Runde, als es an der Tür klopft. Gabriel steht auf und streicht die Falten aus der Bettdecke, wo er gesessen hat. Ich nehme das leere Glas von meinem Nachttisch, falls ich so tun muss, als hätte ich ihn gebeten, nachzuschenken.
    »Herein«, sage ich.

    Es ist Elle,

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