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Totentöchter - Die dritte Generation

Totentöchter - Die dritte Generation

Titel: Totentöchter - Die dritte Generation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbt Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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ich.
    »Cecily hat sich die Lunge aus dem Hals geschrien und musste von drei Dienern in ihr Zimmer geschleppt werden. Der Hausprinzipal hat ihr gesagt, sie würde eine Fehlgeburt erleiden, wenn sie sich nicht beruhigte. Aber es geht ihr natürlich bestens. Du weißt ja, wie sie sich aufspielen kann.«
    »Was ist mit Gabriel geschehen?« Ich habe ihn noch nicht gesehen, seit ich wach bin. Und ich weiß immer noch nicht, wie viel Zeit inzwischen vergangen ist.
    Linden murmelt im Schlaf und erschreckt mich damit. Er schmiegt sein Gesicht an meine Schulter, und ich erwarte, dass er die Augen aufschlägt, doch er atmet tief und regelmäßig weiter.
    Jenna, deren Blick plötzlich ernst geworden ist, beugt sich über mich. Obwohl wir bereits flüstern, will sie ganz sicher gehen, dass niemand uns hört. »Ich weiß nicht,
was da zwischen euch beiden läuft, aber sei vorsichtig, klar? Ich glaube, Hausprinzipal Vaughn hat einen Verdacht.«
    Vaughn. Allein sein Name verursacht bei mir starres Entsetzen. Niemandem habe ich erzählt, was er über Rose gesagt hat. Zum Teil, weil die Erinnerung daran so schwammig ist, dass ich Fakten nicht von meinem Delirium abgrenzen kann, aber auch, weil ich Angst vor dem habe, was er tun könnte. Ich verdränge ihn aus meinen Gedanken.
    Ich habe keine Ahnung, was ich Jenna antworten soll, denn ich weiß nicht, was zwischen mir und Gabriel läuft. Und auf einmal kann ich nur noch an die Angst denken, die Gabriel in Vaughns Nähe erstarren lässt. Ist er bedroht worden? Ich schlucke schmerzhaft. »Geht es ihm gut?«
    »Alles in Ordnung. Er hat nur ein paar Kratzer. Er war ein paarmal bei dir, aber du hast geschlafen.«
    Jenna weiß immer, was in diesem Haus vorgeht, darauf kann ich mich verlassen. Sie ist still, bleibt im Hintergrund, aber ihr entgeht nichts. Ich denke an Vaughns Bemerkung, man solle sie wieder zurück ins Wasser werfen. Ich denke daran, wie ihre Schwestern in diesem Lastwagen erschossen worden sind, und Tränen steigen mir in die Augen. Ich kann ein Schluchzen nicht zurückhalten und sie sagt: »Sch, sch«, und küsst meine Stirn. »Schon gut. Ich passe auf ihn auf«, flüstert sie. »Schon gut.«
    »Nichts ist gut«, würge ich heraus. Aber mehr kann ich nicht sagen, denn Hausprinzipal Vaughn könnte es hören. Er weiß schon alles. Er ist überall, dieser schreckliche
Mann, der die Kontrolle über uns alle hat. Und er hat recht. Ich werde hier sterben, da kann ich es mir auch bequem machen. Ihn halte ich mittlerweile für meinen eigentlichen Geiselnehmer und dieser Mann, der hier neben mir schläft, ist ebenso ein Gefangener wie seine eigenen Bräute.
    Jenna bleibt bei mir, bis ich völlig erschöpft bin und der Schmerz in meinen Rippen, in den Beinen und im Kopf zu stark wird, um wach zu bleiben.
    Als ich am Morgen aufwache, steht Cecily ängstlich in der Tür. Sie ist deutlich schwangerer. Arme und Beine werden dünner und ihr Bauch wie ein Vollmond. »Hi«, sagt sie. Eine Kinderstimme.
    »Hi!« Meine Stimme knirscht wie Glasscherben, aber ich weiß, es wird wehtun, wenn ich mich räuspere. Mir fällt ein, dass Jenna gesagt hat, Cecily habe sich beim Anblick meines Körpers die Lunge aus dem Leib geschrien.
    »Wie geht es dir?«, fragt sie. Und bevor ich antworten kann, zieht sie die Hand hinter dem Rücken hervor und zeigt mir eine Vase mit sternförmigen weißen Blumen. »Lilien, wie in deiner Geschichte«, sagt sie.
    Und sie sind genau wie die Lilien meiner Mutter, mit rosaroten Streifen, die wie vergossene Tinte aus den Staubgefäßen laufen. Cecily stellt die Blumen auf meinen Nachttisch, dann legt sie mir die Hand auf die Stirn.
    »Du hast ein bisschen Fieber«, sagt sie.
    Sie ist ein kleines Mädchen, das Mutter spielt. Mutter und Kind. Vielleicht liegt es an all den Schmerzmitteln in meinem Blut, aber ich finde sie wunderbar.

    »Komm her«, sage ich und strecke den Arm mit dem Tropf nach ihr aus. Und sie zögert nicht. Als sie mich umarmt, gibt sie acht auf meine Rippen, aber sie klammert sich an mein Nachthemd und mein Hals wird feucht von ihren Tränen.
    »Ich hab solche Angst gehabt«, sagt sie.
    Dieses Haus ist ihr Traumhaus. Niemand darf verletzt werden. Alle sind glücklich bis ans Ende ihrer Tage.
    »Ich auch«, sage ich. Ich habe noch immer Angst.
    »Kann ich irgendetwas tun?«, fragt sie, nachdem sie ein bisschen geweint hat und sich die Wangen trocken reibt.
    Ich deute mit einer Kopfbewegung auf Linden, der neben mir schläft. »Hol ihn für eine Weile

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