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Totentrickser: Roman (German Edition)

Totentrickser: Roman (German Edition)

Titel: Totentrickser: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Oldenburg
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sofort mit einem Blick erfasst.
    Brom war der Erste, der die Sprache wiederfand.
    »Holfi, Knolfi« , sagte er.
    Dann folgte ein langes Schweigen, bis Uldi ergänzte:
    »Bimm, Bamm, Bumm.«
    Und Brim fügte hinzu:
    »Wir sind Zwerge, fackeln nicht lang rum.«
    Die zweite Strophe sangen sie gemeinsam, wobei sie in einem seltsamen Ringelreigen um den Götzen herumtanzten.
    Anstatt des dreimaligen »Betong! Betong! Betong!« wandelten sie den Text jedoch aus aktuellem Anlass zu »Gold! Gold! Gold!« ab, und dieses Wort wiederholten sie so lange, bis sie heiser waren.
    Dann ließen sie den Tag mit Finsterklammer Zwitscherer ausklingen und sprachen mit leuchtenden Augen darüber, was jeder von ihnen mit seinem Anteil anzustellen gedachte.
    Brom wollte sich endlich die diamantstählerne Streitaxt auf Seite 237 im Katalog von Hammer und Kettenhose gönnen, die er bereits monatelang täglich mit begehrlichen Blicken liebkoste. Uldi, der vor Glück sogar seinen schmerzenden Fuß vergessen hatte, wollte natürlich Mirna heiraten und ein kleines oder auch größeres Häuschen im Grünen kaufen (bzw. im Granitgrauen, denn Zwerge ziehen ja die unterirdische Lebensweise vor).
    Und Brim plante, seinen Anteil gewinnbringend in so genannte Hätschfongs zu investieren.
    »Hätschfongs?«, fragten die anderen beiden zweifelnd.
    »Das ist jetzt das ganz große neue Ding«, erklärte Brim. »In zwei Jahren kann man sein Kapital verdoppeln, und das Risiko trägt die Allgemeinheit. Den Finanzmärkten gehört die Zukunft.«
    »Pff, Finanzmärkte«, winkte Brom ab. »Das ist doch was für Sesselfurzer und Hämorrhoiden-Kissen-Benutzer.«
    »Abwarten«, antwortete Brim beleidigt. »Abwarten.«
    Rührselig verkündete Uldi später, er wolle seine ersten beiden Kinder, wenn es Söhne werden sollten, Brom und Brim nennen, worauf Brom entgegnete, dann solle seine diamantstählerne Axt den Namen Mirna tragen, was Anlass zu einer kleinen Eifersuchtsszene gab, die jedoch mit einer herzlichen Versöhnung und dem wiederholten Singen des Holfi-Knolfi-Liedes ein glückliches Ende fand.
    Brim hielt sich, was den Alkoholkonsum anging, etwas zurück, denn einer von ihnen müsse schließlich, sagte er, einen kühlen Kopf bewahren.
    Am nächsten Morgen war Brim der Erste auf den Beinen.
    Vorsichtig wand er den goldenen Götzen aus Broms Armen, denn der Zwergenkrieger hatte sich im Schlaf mit einem wohligen Lächeln an die Statue geschmiegt und so die Nacht verbracht.
    »Wasnlos?«, murmelte Brom, erwachend.
    »Wir sollten aufbrechen«, erklärte Brim und steckte den Götzen in seinen Rucksack, so dass dessen verzerrte Grimasse daraus hervorgrinste. »Es ist schon spät. Feldwebel Tromf wird uns sowieso das Fell über die Ohren ziehen.«
    »Feldwebel Tromf kann mich an meiner Kettenunterwäsche küssen«, krächzte Uldi mit heiserer Stimme. Als er sich aufsetzte, stöhnte er.
    Sein rechter Fuß war über Nacht weiter angeschwollen und hatte sich blau und grün verfärbt, in der Mitte der Schwellung waren zwei rote Punkte zu sehen.
    »Das sieht übel aus«, meinte Brom. »Kannst du aufstehen?«
    Mit schmerzverzerrter Miene versuchte Uldi es, jedoch vergeblich.
    »So eine verdammte Lindwurmscheiße«, fluchte er.
    »Wir werden dich stützen müssen«, sagte Brom. »Aber keine Sorge, im Lazarett geben sie dir eine Salbe, und in zwei Tagen kannst du wieder den Holfi-Knolfi-Tanz aufführen.«
    »Lasst uns endlich aufbrechen«, drängte Brim.
    Den Rucksack mit dem Götzen über der Schulter, schritt er voraus, während Uldi, gestützt auf Brom, hinterher humpelte.
    Sie sahen bereits das Licht des Eingangs vor sich, als plötzlich ein klickendes Geräusch erklang und von der Decke eine Wand zwischen ihnen niedersauste, so dass Brom und Uldi von Brim getrennt wurden.
    »Was ist denn jetzt passiert, verflucht noch mal!«, rief Brom.
    »Jemand von uns muss auf eine Falle getreten sein«, kam Brims Stimme von der anderen Seite.
    »Großartig«, hustete Uldi. »Und was machen wir nun?«
    »Seht ihr auf eurer Seite vielleicht irgendeinen Mechanismus, um die Falle zu entschärfen?«, fragte Brim.
    »Ich seh hier gar nichts«, entgegnete Brom. »Es ist so dunkel wie im Innern des Finsteren Lindwurms, der Horguf verschluckt hat. [ Alte Zwergenlegende. ] Uldi, du musst dich mal kurz allein abstützen.«
    Vorsichtig half er Uldi an der Wand Halt zu finden und kramte in seinem Tornister nach Zunder, Stein und Stahl.
    Nachdem er eine Fackel entzündet hatte, suchte er die

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