Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Totentrickser: Roman (German Edition)

Totentrickser: Roman (German Edition)

Titel: Totentrickser: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Oldenburg
Vom Netzwerk:
Wände und den Boden ab.
    »Immer noch nichts zu sehen«, rief er. »Nur diese brutalen Bildergeschichten.«
    »Bei mir ist es nicht anders«, entgegnete Brim hinter der Wand. »So leicht wollten es die Erbauer ihren Opfern wohl doch nicht machen.«
    »Vielleicht können wir die Wand mit vereinten Kräften hochstemmen?«, meinte Brom.
    Er versuchte, das Blatt seiner Axt unter die Wand zu schieben, aber die Steinmauer erwies sich als so schwer und schloss so genau mit dem Fußboden ab, dass nichts auszurichten war.
    »Dann gibt es nur eins«, rief Brim von der anderen Seite. »Ich kehre allein zurück zum Camp und hole Hilfe.«
    »Von wegen!«, keuchte Uldi. »Du machst dich nur mit dem Goldgötzen aus dem Staub und lässt uns hier verrotten!«
    Seine Verletzung schien ihm doch zu schaffen zu machen – so kannte Brom seinen Jugendkameraden überhaupt nicht.
    »Er hat recht, Uldi«, beruhigte ihn Brom. »Das Camp kann nicht allzu weit entfernt sein. Selbst wenn er es nicht auf Anhieb findet, holen sie uns in spätestens vier, fünf Stunden hier raus.«
    »Macht euch keine Sorgen!«, erklang von drüben Brims Stimme, der sich offenbar schon weiter entfernt hatte. »Ich bin bald zurück!«
    Das war für eine sehr, sehr lange Zeit das Letzte, was sie von ihm hören sollten.
    »So eine verdammte Scheiße«, fluchte Uldi und ließ sich auf den Boden sinken.
    Sie warteten.
    Etwas anderes gab es nicht zu tun.
    Zurückzugehen wagten sie nicht, schon wegen der Fallen. Außerdem schien es vernünftiger, möglichst nahe beim Eingang zu sein, wenn die Hilfe eintraf.
    »Wir hätten gleich bei der Truppe bleiben sollen«, murmelte Uldi in der Dunkelheit.
    »Jetzt komm schon, Uldi«, versuchte Brom ihn aufzumuntern. »Sei nicht so negativ. Wir sind reich, hast du das vergessen? Wenn sie uns hier rausholen, dienen wir noch schnell unsere Zeit ab, und dann geht’s ab nach Hause zu deiner Mirna und deinen acht zukünftigen Kindern.«
    » Wenn sie uns hier rausholen«, betonte Uldi.
    Aus Sekunden wurden Minuten, aus Minuten Stunden.
    »Jetzt könnten sie wirklich so langsam kommen«, bemerkte Brom.
    »Ja«, antwortete Uldi. »Jetzt könnten sie wirklich so langsam kommen.«
    Weitere Stunden vergingen.
    »Vielleicht hat er sich verlaufen?«, spekulierte Brom.
    »Vielleicht«, murmelte Uldi.
    »Wie geht es deinem Bein?«, fragte Brom.
    »Schlecht.«
    Brom entzündete die Fackel und betrachtete im flackernden Licht die Verwundung seines Freundes.
    Der Anblick war nicht gerade geeignet, Hoffnung zu wecken.
    Die Schwellung hatte sich weiter über das Bein ausgebreitet, an einigen Stellen war das Fleisch schwarz geworden und hatte eitrige Beulen gebildet.
    »Sieht schlimmer aus, als es ist«, meinte Brom und löschte schnell die Fackel. »Die kriegen dich im Lazarett schon wieder hin. Die haben da einen Feldscher, der ist wirklich gut. Neulich hat er einen Korporal zusammengeflickt, den hatten sie eigentlich schon aufgegeben. Er musste ihm nur das Bein amputieren, aber sonst …«
    Brom verstummte.
    »Danke, Brom«, knurrte Uldi. »Jetzt geht es mir viel besser.«
    »Nein, was ich meinte …«
    »Sei einfach mal für fünf Minuten still, in Ordnung?«
    Fünf Minuten verstrichen, dann weitere fünf Minuten, schließlich ein ganzer Tag, vielleicht auch zwei, das war hier schwer festzustellen.
    »Auch einen Schluck?«, fragte Brom und schüttelte die Wasserflasche.
    Das Geräusch verriet, dass die Trinkwasservorräte rapide zur Neige gingen, obwohl Brom nur winzige Schlucke nahm und den Großteil für seinen Freund reservierte.
    »Nein danke«, flüsterte Uldi tonlos.
    »Du musst aber was trinken, Uldi«, beharrte Brom. »Es dauert bestimmt nicht mehr lange, bis Hilfe kommt, und …«
    »Ich sagte nein danke .«
    Brom entzündete die Fackel.
    »Ich werde mir mal dein Bein ansehen.«
    Als diesmal das Licht der Fackel auf die Verletzung seines Freundes fiel, hielt Brom entsetzt den Atem an.
    Das Fleisch hatte angefangen zu faulen und sich vom Knochen zu lösen, der darunter weiß zum Vorschein kam.
    Nachdem er sich gefasst hatte, steckte Brom die Fackel in eine Mauerlücke und zog sein Kettenhemd aus.
    »Das wird jetzt etwas weh tun«, sagte er so unbekümmert wie möglich.
    Mit der Schneide seiner Streitaxt schnitt Brom einen langen Streifen aus dem Leinenhemd, das er unter seiner Kettenrüstung trug und schnürte ihn so fest er konnte um Uldis Oberschenkel.
    Uldi regte sich nicht.
    Dann umklammerte Brom den Griff der Axt, biss die Zähne

Weitere Kostenlose Bücher