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Totentrickser: Roman (German Edition)

Totentrickser: Roman (German Edition)

Titel: Totentrickser: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Oldenburg
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schädlichen Sonnenstrahlen schützte.
    »Es scheint, dass sich meine Nichte bestens mit Bruder Medardus versteht«, sagte Arsenio.
    »Bruder Medardus?«, fragte Selphyne besorgt. »Er ist doch keiner von den Gefährlichen, oder?«
    »Nein, ich denke nicht«, erwiderte Arsenio. »Er ist erst seit Kurzem bei uns und macht eigentlich keinen gefährlichen Eindruck.«
    »Und warum ist er hier?«
    »Das habe ich noch nicht ganz ergründen können. Er ist vor einigen Tagen von seinen Ordensbrüdern bei uns abgeliefert worden. Bisweilen soll er an gewissen Zuständen leiden, wie seine Brüder es nannten.«
    »Zustände?«
    Selphyne ging eilig auf Nenia und den Mönch zu.
    »Nenia!«, rief sie. »Du hast jetzt fürs Erste genug geritten! Der arme Bruder Medardus muss sich auch mal ausruhen.«
    »Ich will aber weiter reiten!«, fauchte die Nachtelfe. »Du hast mir gar nichts zu sagen!«
    Der Mönch erhob sich, indem er Nenia huckepack auf dem Rücken hielt und kam so auf Selphyne zu.
    Bei ihr angekommen, setzte er die Nachtelfe sacht auf dem Boden ab und strich ihr durchs Haar.
    Unter seiner dunklen Kapuze waren ein bleiches Gesicht und ein Paar unheimlicher, aber nicht unfreundlich blickender Augen zu erkennen.
    Selphyne nahm Nenias Hand und zog die trotzig schmollende Nachtelfe zu sich heran.
    »Vielen Dank«, wandte sie sich an Bruder Medardus. »Sie scheinen gut mit Kindern umgehen zu können.«
    Der Mönch schwieg.
    »Er spricht nicht«, erklärte Arsenio. »Er hat ein Schweigegelübde abgelegt. Seit mehr als zwölf Jahren ist kein einziges Wort über seine Lippen gekommen, haben uns seine Ordensbrüder versichert.«
    »Wirklich? Kein Wort?«, fragte Brom erstaunt. »Dolle Geschichte! Nicht mal hundsmiserables Mistluder, verfluchtes!, wenn du dir du weißt schon wen im Reißverschluss einklemmst?«
    »Er trägt eine Kutte, Brom«, sagte Selphyne. »Und als Mönch würde er bestimmt nicht hundsmiserables Mistluder, verfluchtes! sagen.«
    »Sei dir da nicht so sicher! Ich war mal in einer Abenteurergruppe, da hatten wir so einen wandernden Kampfmönch dabei, der hatte ein paar Sprüche auf Lager, damit hätte er ein ganzes Nonnenkloster ins Exil treiben können. Und saufen konnte der, sagenhaft!«
    »Das Böse hebt sein abscheuliches Haupt!«
    Sie wandten sich Bruder Medardus zu.
    Der Mönch stand mit emporgereckten Armen da und sprach mit dumpfer Stimme:
    »Blut wird fließen! In finsteren Winkeln lauern die Dämonen des Irrsinns und blecken grinsend ihre Zähne! Ihr höhnisches Gelächter hallt durch steinerne Gewölbe!«
    »So viel zum Thema zwölf Jahre Schweigegelübde«, bemerkte Brom.
    »Kalter Stahl wird sündiges Fleisch zerreißen! Noch heute Nacht wird Blut in Strömen fließen! Das Böse wohnt hinter diesen Mauern!«
    Er zeigte auf das Sanatoriumsgebäude.
    » DAS BÖSE !«
    Seine Stimme überschlug sich, und er sank stöhnend, schwer atmend in die Knie.
    Zwei breitschultrige Troll-Pfleger eilten herbei und führten Medardus nach drinnen.
    Falfnin räusperte sich.
    »Das kam … unerwartet«, sagte er.
    »Nun, man weiß ja, wie das mit diesen Klosterbrüdern so ist«, antwortete Arsenio, um einen fröhlich-lockeren Tonfall bemüht. »Jederzeit können sie eine ihrer Visionen haben. Aber lassen Sie uns die Besichtigung fortsetzen. Vor dem Mittagessen muss ich Ihnen unbedingt noch den Irrgarten und mein privates Forschungslabor im Keller zeigen.«
    »Ein Irrgarten in einer Irrenanstalt«, sagte Selphyne. »Ein Irrengarten, sozusagen. Wie sinnig.«
    Nachdenklich fuhr Brom mit den Fingern durch seinen Bart.
    »Eine Kutte«, murmelte er. »Gar keine so schlechte Idee. Jetzt, da ich die Vorzüge eines hosenlosen Daseins schätzen gelernt habe … Das Ende der fatalen Reißverschlussproblematik … Nie wieder schmerzhafte Zipfelmalträtierungen, überhaupt mehr Zipfelfreiheit  … «
    Bolgur gähnte.
    »Ich bin müde«, sagte er. »Ich glaube, ich lege mich noch eine Runde ins Bett.«
    »Wirst du jetzt plötzlich alt?«, fragte Brom. »Sonst hat dir eine durchzockte Nacht doch nie was ausgemacht.«
    »Immerhin hatte er gerade ein Messer in seinem Oberschenkel stecken«, sagte Selphyne. »So was kann schon zu einer gesteigerten Ruhebedürftigkeit führen. Schlaf dich nur aus, Bolgur. Wir wecken dich rechtzeitig zum Mittagessen.«
    Vom Irrgarten besichtigten sie nur die äußersten Bezirke, da, wie Arsenio anmerkte, weiter innen wirkliche Verirrungsgefahr bestand.
    »Aber nun zeige ich Ihnen mein ganz eigenes

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