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Totentrickser: Roman (German Edition)

Totentrickser: Roman (German Edition)

Titel: Totentrickser: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Oldenburg
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verkaufen?«
    »Och«, sagte Falfnin, »in der Hinsicht würde ich mir keine Gedanken machen. Um die kümmern sich schon meine Freunde. Einstweilen – wollt Ihr mir nicht Eure Kabine zeigen?«
    Johnny »Wieselvisage« Raffbald war ein Luftpirat der ganz schlauen Sorte.
    Von der hinteren Reihe aus hatte er jetzt eine Weile dabei zugesehen, wie seine Kameraden sich gemäß der üblichen Vorgehenswiese auf das Deck des anderen Schiffes schwangen – todesverachtend, das Entermesser zwischen den Zähnen und ohne Rücksicht auf Verluste.
    Dadurch kam man zwar unheimlich verwegen und dynamisch rüber, aber Wieselvisage vertrat die Meinung, dass es die Nachteile dieser Methode keineswegs aufwog.
    Die Nachteile waren seiner Rechnung zufolge dreierlei: erstens der axtbewehrte Zwergenkrieger, zweitens der keulenschwingende Barbarenoger und drittens die blitzeschleudernde Gnomenmagierin auf der anderen Seite, die das Unternehmen »Sturmangriff« in etwa so vernünftig erscheinen ließen, wie mit dem Kopf voran in einen riesigen Schredder zu springen.
    Deswegen hatte sich Johnny »Wieselvisage« Raffbald, der seine körperliche Unversehrtheit jederzeit höher bewertete als Fragen des Stils, für eine andere Vorgehensweise entschieden.
    Wieselflink war er an einem herabhängenden Tau hinuntergeklettert, um durch ein Kabinenfenster in das andere Schiff einzusteigen und die Verteidiger durch einen Überraschungsangriff in Verlegenheit zu bringen.
    Tatsächlich hatte er auch schnell ein offen stehendes Fenster gefunden und zog sich nun gerade, glücklich über das Gelingen seines Plans, an dem Fensterbrett hoch.
    Überaus zufrieden mit sich selbst, begann Johnny, kaum dass er in die Kabine eingedrungen war, nach Wertsachen Ausschau zu halten, die er seinem ganz persönlichen Beuteanteil einzuverleiben gedachte – unnötig, seine Mitpiraten oder gar den Käpt’n davon in Kenntnis zu setzen.
    Erbost musste er jedoch feststellen, dass die Kabine offensichtlich von armen Schluckern bewohnt wurde, denn seine bisherige Ausbeute konnte nur als äußerst dürftig bezeichnet werden.
    Wie solch plebejisches Gesindel überhaupt auf so ein exklusives Kreuzfahrtschiff geraten sein konnte, war schleierhaft – wahrscheinlich hatten sie ihre Fahrkarten in der Lotterie gewonnen. Anders war es kaum zu erklären.
    Der erste Koffer war mit schmutziger Wäsche vollgestopft gewesen, die Johnny aufdringlich und übelriechend in seine wieselige Visage gequollen war, nachdem er den Deckel aufgeklappt hatte. Ganz zuunterst, begraben unter zerknitterten und fleckigen Unterhosen, lagen eine halb gegessene Knoblauchwurst, zusammengepappte Spielkarten und die letztjährige, ziemlich zerlesene Ausgabe von Hammer und Kettenhose, dem Sortimentskatalog für den geschmackvollen und qualitätsbewussten Zwergenkrieger von heute: Dralle Zwerginnen in knappen Lederrüstungen posierten mit Streitäxten und hantierten suggestiv mit kompensatorisch überdimensionierten Drachentöterlanzen [ Es klingt albern, aber ja : Auch Zwerge neigen auf diesem Gebiet zu Größenkomplexen. ] herum.
    Wieselvisage riss ein paar der herzerwärmenderen Motive heraus und steckte sie für den späteren Gebrauch in seine Tasche – die Nächte auf einem Luftpiratenschiff konnten recht einsam sein – dann machte er sich daran, den nächsten Koffer aufzustemmen.
    »Was tust du da?«
    Johnny zuckte zusammen und wandte sich um.
    Als er sah, dass es nur ein kleines Nachtelfenmädchen war, entspannte er sich.
    Mit Schwächeren konnte er umgehen. Stärkere – das war eine ganz andere Sache, aber mit Schwächeren hatte er nie ein Problem gehabt.
    Ein fieses Lächeln trat auf sein Gesicht.
    »Ich raube und plündere«, sagte er, obwohl sich sein Erfolg auf diesem Gebiet bislang eher in Grenzen hielt. »Und wenn ich damit fertig bin, verkauf ich dich an den nächstbesten Sklavenhändler. Aber vorher lass ich dich noch dabei zusehen, wie deine Mama und dein Papa über die Planke gehen.«
    Die Kleine schmiegte sich an ihre Leichendrullpuppe.
    »Mein Papa ist tot«, erwiderte sie, nicht eben eingeschüchtert. »Und meine Mama ist in der Hölle.«
    Das war nicht ganz die Antwort, mit der Wieselvisage gerechnet hatte.
    »So?«, sagte er etwas verunsichert. »Na … umso besser. Und jetzt sei still und lass mich in Ruhe plündern. Du kommst schon noch an die Reihe.«
    Damit wandte er sich wieder den Koffern zu.
    Das Mädchen setzte sich in eine Koje, ließ seine Beinchen baumeln und sah ihm

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