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Totentrickser: Roman (German Edition)

Totentrickser: Roman (German Edition)

Titel: Totentrickser: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Oldenburg
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wir wollen den Unterricht nicht weiter stören.«
    »Von gemischten Klassen halten Sie wohl nichts?«, fragte Selphyne, als sie den Schulbereich verlassen hatten und durch lange, elfenbeinweiße Gänge schritten. »Ich meine, Mädchen und Jungen zusammen.«
    »Die Gemeinschaft der Geschlechter ist Yrth wohlgefällig, doch kann sie auch leicht zur Verwirrung der Seelen führen«, erklärte Severin. »Sie erinnern sich wohl an die junge Schwester Prudentia?«
    Falfnin horchte auf.
    »Die Novizin von gestern Abend?«, fragte er möglichst unschuldig.
    »Eben jene«, nickte der Akolyth. »Sie hat heute Morgen versucht, Yrth zu verlassen. Glücklicherweise waren Akolyth Seraphion und einige Novizen zur Stelle, um sie daran zu hindern.«
    »Sollte sie nicht selbst darüber entscheiden können, ob sie hierbleiben möchte oder nicht?«, wandte Selphyne ein.
    »Die arme Schwester Prudentia ist zu eigenen Entscheidungen nicht in der Lage«, versetzte Severin. »Ihre Seele ist wirklich äußerst … verwirrt. Hier, diesen Brief hat sie in ihrer Zelle hinterlassen.«
    Der Akolyth nahm einen Zettel aus der Tasche und reichte ihn Selphyne.
    Hallo Leute,
    las die Gnomenzauberin.
    sorry, wenn euch das irgendwie schockt, aber ich hab beschlossen, dass diese Yrth-Sache doch nix für mich ist. Die Welt hat so viel mehr zu bieten: Rockenrohl, Drogen, Flotte Vierer, Sardo Marso und, und, und! Dabei weiß ich noch nicht mal, was sich hinter all diesen Wörtern eigentlich verbirgt! (Ist Flotte Vierer ein Kartenspiel? Tut mir leid, Akolyth Severin, spielen ist bestimmt Sünde, aber ich muss meinen eigenen Weg gehen!)
    Macht euch keine Sorgen um mich, ich weiß schon, was ich tue! (Naja, nicht wirklich, aber das ist ja das Tolle daran!)
    Küsschen, Eure Babylonia (Ehemals Schwester Prudentia)
    PS .: Entschuldige, wenn ich dein Herz gebrochen hab, Falfninschatz, aber ich will mich noch nicht fest binden! Du warst ganz okay gestern Nacht, mit ein bisschen Übung wird bestimmt noch ein richtig guter Liebhaber aus dir! Ich hoffe auch, es geht deinem Belagerungsturm bald wieder besser!
    PPS .: Rockenrohl, Bitsches!
    PPPS .: (Was immer das heißen mag!)
    »Möge sich Yrth ihrer armen Seele erbarmen!«, bemerkte Brom salbungsvoll.
    » Ganz okay! «, schnaubte der Wichtelmeisterdieb, in seiner galanten Abenteurerehre getroffen. »Das hat noch keine von mir gesagt! Au!«
    Er zuckte zusammen, als sich gewisse Überbeanspruchungen der letzten Nacht schmerzhaft bemerkbar machten.
    »Und was geschieht nun mit ihr?«, fragte Selphyne.
    »Die Matriarchin hat entschieden, dass sich Schwester Prudentia noch heute dem Ritus des Sehenden Auges unterziehen wird. Eine große Ehre und ein entscheidender Schritt auf den Stufen, die zur Erleuchtung führen. Bruder Brom«, wandte er sich an den Zwergenkrieger, »auch du hast Grund zum Frohlocken: Du bist ebenfalls für den Ritus des Sehenden Auges erwählt worden.«
    »Dann bekomme ich ja die Kutte mit dem Fenster der Offenbarung! Dolle Geschichte«, frohlockte Brom. »Beziehungsweise: Gepriesen sei Yrth!«
    »Yrth sei gepriesen«, nickte Severin.
    Mittags gab es wieder geschmacksneutralen Nährstoffbrei.
    »Hast du meinen Bartkamm gesehen?«, fragte Brom aufgeregt, als sie später in ihren Zellen waren. »Ich hab schon überall gesucht!«
    »Nein, habe ich nicht«, entgegnete Selphyne. »Warum machst du überhaupt so eine Hektik? Du hast doch sonst nie besonderen Wert auf Körperpflege gelegt.«
    »Ich bin für den Ritus des Sehenden Auges erwählt worden!«, rief Brom. »Von einer verstockten Heidin wie dir kann ich natürlich nicht erwarten, dass du begreifst, was das für einen Rechtgläubigen bedeutet!«
»Jetzt mach mal halblang. Du bist gerade erst vierundzwanzig Stunden bei diesem Yrth-Quatsch dabei, und schon führst du dich auf, als wärst du mit einem Heiligenschein geboren worden und nennst uns verstockte Heiden. «
    Brom legte ihr die Hände auf die Schultern.
    »Verzeih mir«, entschuldigte er sich sanft. »Ich wollte deine religiösen Gefühle nicht verletzen. Alles, was ich sage, ist, dass ihr nach dem Tod in den Flammen der Unterwelt für eure Sünden büßen werdet, während ich Hand in Hand mit meinen Glaubensbrüdern und -schwestern im Paradies Hosianna und Halleluja zum Lobpreise Yrths singen werde. Und jetzt …« Er wandte sich ab. »Wo ist dieser elende, verfluchte … ich meine: O, großer Yrth, erhöre die Gebete deines treuen Dieners und hilf ihm, seinen Kamm zu finden, auf dass er

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