Totentrickser: Roman (German Edition)
irgendwas kaputtschlagen muss!«
Es polterte drinnen und etwas krachte gegen die Tür.
»Ich könnte dich befreien«, bot Falfnin an.
»Das wär supernett von dir, Schätzchen«, sagte Lady Babylonia. »Aber ich will dir keine falschen Hoffnungen machen von wegen gerettete Jungfrau in Bedrängnis und ewige Dankbarkeit und so. Wir können gern beste Freunde bleiben, aber mehr ist nicht drin. Ich will mich noch nicht fest binden.«
»Ist schon klar«, erwiderte Falfnin zähneknirschend. Das war eigentlich sein Spruch. Und obwohl er nach der letzten Nacht nichts weniger vorgehabt hatte als eine Fortsetzung der Beziehung, war es doch ziemlich kränkend, dergleichen einmal selbst zu hören zu kriegen. Vielleicht sollte er zukünftig bei seinen Liebesabenteuern doch mehr Einfühlungsvermögen walten lassen.
»Da wär aber noch eine Bedingung«, sagte er.
»Schieß los.«
»Bevor ich dich befreie, musst du mir versprechen, dass du … dass du niemandem davon erzählst.«
»Wovon soll ich niemandem erzählen?«
»Naja …«, wand sich Falfnin verlegen. Es ging hier um seinen Ruf als galanter Abenteurer. »Davon, dass … dass ich … sozusagen … äh …«
»Ach so«, lachte Babylonia. »Jetzt weiß ich, was du meinst. Dass dein Belagerungsturm nicht mehr ganz die Mauer erreicht hat. Beziehungsweise, dass dein Rammbock am Festungstor nicht einsatzbereit war.«
Falfnin wurde rot.
»Mach dir deswegen keine Gedanken«, fuhr Babylonia fröhlich fort. »So was kann jedem passieren, besonders nach dem elften Mal. Das ist ganz natürlich.«
»Neunzehn Mal, nach meiner Rechnung«, murmelte Falfnin zähneknirschend.
Er holte seine Dietrichsammlung aus der Tasche und betrachtete nachdenklich die Tür.
»Hm«, sagte er. »Ich sehe hier kein Schloss. Keine Ahnung, wie man diese Art von Tür knackt.«
»Scheint doch öfter bei dir vorzukommen, Falfninschatz«, kicherte Lady Babylonia.
»Was?«
»Dass du vor verschlossenen Türen stehst und nicht über die passenden Instrumente verfügst, um reinzukommen.«
»Sehr lustig!«, antwortete Falfnin wütend. »Weißt du, ich kann das mit der ganzen Befreiungsaktion auch sein lassen!«
»Das wäre in der Tat eine gute Idee«, ließ sich eine Stimme hinter ihm vernehmen.
Falfnin drehte sich um.
»Oh, ähm, hallo«, sagte er, als er sich plötzlich einer Gruppe von Kuttenträgern gegenübersah. »Preiset Yrth, oder so.«
»Yrth sei gepriesen«, entgegnete der vorderste der Yrth-Anhänger, ungut lächelnd. »Welch glückliche Fügung, dass wir dich hier antreffen. Die Matriarchin würde sich gerne mit dir … unterhalten.«
Die Yrthianer lachten mechanisch und rückten näher.
»Ja, toll, ähm«, antwortete Falfnin und brachte seine verborgenen Dolche in Position. »Welch große Ehre. Mein Terminkalender ist zurzeit nur recht voll … wie wäre es denn bei ihr am … Dienstag in zwei Wochen?«
»Wie wäre es denn genau jetzt? «, fragte der erste Yrthianer. »Begegne dem Blick des Sehenden Auges!«
Gleichzeitig griffen die Kultisten nach den Klappen, die sich in Brusthöhe an ihren Kutten befanden, und öffneten sie.
Falfnin erstarrte.
Selphyne schwirrte der Kopf.
»… handelt es sich nach meinen Erkenntnissen um einen parasitären Organismus mit hoher evolutionärer Adaptivität«, berichtete Biotechnik-Offizier Zol in dem gläsernen Ding und blinzelte dabei mit seinen sechs Augen. »Sobald er in den Wirtskörper gelangt ist, bildet er Verbindungen zu allen wichtigen Nervenzentren aus und übernimmt so nach und nach die völlige Kontrolle. Doch damit nicht genug, verfügt er auch über telepathische Fähigkeiten, die sich als äußerst effektiv bei der Beschaffung neuer Opfer erwiesen haben. Innerhalb kürzester Zeit war auf diese Weise nahezu unsere gesamte Mannschaft befallen …«
Die Keule auf der Schulter, spazierte Bolgur durch die verzweigten Gänge von Yrth.
Er brauchte etwas Zeit für sich allein, um über bestimmte Fragen theologischer und evolutionsbiologischer Art nachzudenken. Gerade erwog er, ob sich Naturwissenschaft und Religion längerfristig miteinander vereinbaren ließen, als ihm plötzlich eine Gruppe Yrthianer entgegentrat.
»Hallo«, grollte der Ogerbarbar und blieb stehen. »Gepriesen sei … Dings.«
»Yrth sei gepriesen«, entgegneten die Yrthianer. »Begegne dem Blick des Sehenden Auges!«
»Und«, fragte Brom, »aufgeregt?«
»Kann man wohl sagen!«, erwiderte sein Sitznachbar. Es war der Trollkaufmann aus Hinterstein,
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