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Totentrickser: Roman (German Edition)

Totentrickser: Roman (German Edition)

Titel: Totentrickser: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Oldenburg
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Bruderschaft aufgenommen zu werden, ist eine Ehre, die nur den Wenigsten zuteil wird. Du bist damals nicht zufällig ausgewählt worden, Falfnin. Nicht aus Gnade oder Mitleid, sondern aufgrund ganz bestimmter Talente, die du schon damals erkennen ließest.«
    »Ich begreife immer weniger«, sagte Falfnin. »Eigentlich wollte ich …«
    »Genug«, unterbrach der Meister. »Heute Nacht wirst du deinen ersten Auftrag erhalten. Rinalf wird dir dabei zur Seite stehen und alles Weitere erklären.«
    »Zu Diensten«, sagte eine Stimme so unerwartet nah hinter Falfnin, dass er zusammenzuckte.
    Als er sich umwandte, erblickte er einen Wichtel, den er im Waisenhaus bereits hin und wieder gesehen hatte. Der mit Rinalf Angesprochene mochte einige Jahre älter sein als Falfnin und trug ein schwarzes Lederwams, sein linkes Auge war unter einer Klappe verborgen. Er musste unbemerkt die ganze Zeit im Zimmer gewesen und erst jetzt aus einer dunklen Ecke hervorgetreten sein.
    »Ich werde mich darum kümmern, dass alles reibungslos klappt«, versprach er, an den Meister gewandt. »Und hier ist schon mal dein Anteil.«
    Er gab Falfnin einen Lederbeutel, in dem es vielversprechend klimperte.
    Als Falfnin den Beutel öffnete, funkelten ihn frisch geprägte Goldmünzen an.
    »Die andere Hälfte gibt es nach erledigtem Auftrag«, erklärte Rinalf.
    Falfnin betrachtete hypnotisiert die Münzen. In seinem ganzen Waisenleben hatte er nicht einmal einen Bruchteil dieser Menge Gold in den Händen gehalten.
    Eines stand fest: Wenn er mit seiner Geliebten einen Neuanfang machen wollte, würden sie alles Geld brauchen, das sie bekommen konnten, romantische Ideen von der Allmacht der Liebe ausnahmsweise mal beiseite gelassen.
    Falfnin blickte auf.
    »Was muss ich tun?«, fragte er.
    »Alles zu seiner Zeit«, entgegnete Rinalf.
    »Wo fahren wir hin?«
    Falfnin schob den Fenstervorhang zur Seite und blickte in die Abenddämmerung hinaus.
    »Das wirst du bald sehen«, erwiderte Rinalf, der ihm gegenüber in der Kutsche saß und während der bisherigen Fahrt kaum ein Wort gesprochen hatte.
    Wann immer ihn der durchbohrende Blick von Rinalfs einem Auge streifte, wandte sich Falfnin verlegen ab.
    Der unheimliche Eindruck, den sein wortkarger Begleiter auf ihn machte, blieb bestehen, auch wenn er sich sagte, dass der Meister ihn niemals in eine unrechte Sache verwickeln würde.
    Doch bei jeder Unebenheit des Straßenpflasters klimperte das Gold verlockend in Falfnins Tasche …
    Schließlich hielt die Kutsche, Rinalf öffnete den Verschlag, und sie stiegen aus.
    Vor ihnen lag, dunkel und schweigend, einer der vielen Parks der Stadt. Einer Allee uralter Platanen folgend, schritt Rinalf voraus, bis sie zu einer kleinen Pagode gelangten, die auf der Kuppe eines Hügels stand.
»Und nun?«, fragte Falfnin.
    »Abwarten«, sagte Rinalf. »Setz die hier auf.«
    Er griff in seine Tasche und holte zwei Masken aus schwarzem Samt hervor, von denen er eine selbst überzog und die andere Falfnin reichte.
    »Wozu das denn?«
    »Tu einfach, was ich dir sage.«
    Falfnin setzte die Maske auf, und sie warteten schweigend.
    »Wie lange …«, begann Falfnin nachdem eine ereignislose halbe Stunde verstrichen war.
    »Schh!«
    Rinalf legte den Finger auf die Lippen und wies in die Dunkelheit, aus der sich eine schattenhafte Gestalt näherte.
    »Ist dort jemand?«, flüsterte eine Stimme.
    »Wir sind hier«, entgegnete Rinalf. »Kommt näher.«
    Zögerlich trat die Gestalt auf sie zu.
    »Man hat mir gesagt, jemand würde hier auf mich warten«, flüsterte die Stimme. »Und dass es um Leben und Tod gehe.«
    »Ist Euch jemand gefolgt?«, fragte Rinalf.
    »Nein«, antwortete die Gestalt. »Ich bin allein gekommen, wie verlangt. Ich verstehe nicht … Wer seid Ihr? Was wollt Ihr von mir?«
    »Keine Angst, das werdet Ihr gleich erfahren«, sagte Rinalf. »Kommt näher.«
    Die Gestalt betrat die Pagode. Sie trug einen langen Umhang, und im schwachen Mondlicht erkannte Falfnin, dass ihr Gesicht verschleiert war.
    »Ich hätte nicht kommen sollen …«, flüsterte sie.
    »Wir haben eine Botschaft von Eurem Ehemann für Euch«, sagte Rinalf.
    »Von meinem Mann?« Die Gestalt wich einen Schritt zurück und blickte sich um. »Ist er hier?«
    »Nein. Aber wir sollen Euch von ihm mitteilen, dass er gedenkt, seinen Ehekontrakt mit Euch aufzulösen.«
    »Was?«, fragte die Unbekannte mit zitternder Stimme. »Warum sagt Ihr so etwas? Wer seid Ihr?«
    » Bis dass der Tod Euch scheidet «,

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