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Totenwache

Totenwache

Titel: Totenwache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Jansson
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habe keine Gewissensbisse, wenn du das glaubst.«
    »Du kannst gut segeln. Ich befürchtete schon, wir würden alle ertrinken.«
    »Ist man an der Küste aufgewachsen, dann kann man das. Außerdem ertrinkt man nicht automatisch, wenn man ins Wasser fällt.«
    »Doch, wenn man so seekrank ist, dass man sterben will. Ich hatte wirklich schon überlegt, ob ich dem Hund die Schwimmweste wegnehme. Trägst du nie eine Schwimmweste?«
    »Ich rechne damit, dass Fett oben schwimmt.«
    »Hör auf, so auf deinen Körper fixiert zu sein. Soll ich dir Komplimente machen und dir sagen, dass du mager wie eine gegen Gras allergische Bergziege bist?«
    »Ja danke. Sehr gern, aber das hat gesessen. Hast du gehört, dass die da draußen Reste von Sprengstoff gefunden haben?«
    »Nein.«
    »Die Theorie von der undichten Gasleitung können wir vergessen. Die Explosion war gut vorbereitet. Man hat Reste von Sprengteig und Zündschnüren gefunden. Die Ladung war an einen Zeitzünder angeschlossen. Absolut kein Unglücksfall. Ich finde das fürchterlich. Wenn sie Leichenteile von Odd Molin untersuchen wollen, weigere ich mich, daran teilzunehmen. Das halte ich nicht aus! Da ist für mich die Grenze.«
    »Dazu kannst du nicht gezwungen werden. Wenn Odd am Leben sein sollte, kann er dann etwas von einer ausländischen Versicherung kassieren, was meinst du?«
    »Nicht ohne dass wir die Chance bekommen, ihn zum Verhör vorzuladen. Er hatte wohl vor, dir etwas zu sagen. Das hat seine Sekretärin gemeint. Was könnte das gewesen sein?«

    Dann standen sie vor der renovierten Fassade von Odd Molins Wohnung. Eine Wohnung im dritten Stock mit großem breitem Balkon und Parabolantenne. Das Treppenhaus war blitzsauber und duftete leicht nach Zitrone. An einer der Türen aus Kirschenholz war ein Messingschild angebracht, darauf stand der Name Odd Molin in schwarzen Buchstaben. Sie betraten die geräumige Diele, nachdem sie von dem Vorsitzenden der Wohnungsbaugenossenschaft höchstpersönlich eingelassen worden waren. Alle Einrichtungsgegenstände in Odd Molins Wohnung waren teuer und hatte einen Bezug zur Seefahrt, angefangen bei dem Küchentisch aus Mahagoni, dem Barometer und der Schiffsglocke aus Messing bis zu den Positionslampen, in denen die Lautsprecher über dem Fernseher verborgen waren. Die ochsenblutfarbenen Ledermöbel im Wohnzimmer passten zu dem exklusiven handgeknüpften Teppich und der Fernseher mit Zubehör war sicher der teuerste seiner Art. Erika fuhr mit der Hand über das Bücherregal und stieß einen Pfiff aus.
    »Du wirst es nicht glauben!«
    »Was denn?«
    »Sieh dir mal die Bücher an, sind alles Attrappen!« Erika nahm eine Reihe von Buchrücken heraus. Die ganze Wand sah genauso aus, mit Ausnahme der Reihe ganz oben rechts, wo die Segelbücher standen. Die Jahrbücher des schwedischen Yachtclubs seit 1982.
    Maria ging weiter ins Schlafzimmer mit dem imponierenden Bett aus Mahagoni, natürlich wie eine Koje gebaut. Das Holz blinkte in der Nachmittagssonne, die durch die runden Bullaugen schien. Sie ging ans Fenster und blickte auf den Balkon hinaus, auf dem in Ampeltöpfen englische Geranien hingen. Erika zog sich Handschuhe an und durchsuchte systematisch die Schmutzwäsche in dem Korb. Plötzlich fing sie an zu lachen.
    »Er hat keine Phantasie, überhaupt keine Phantasie! Es gibt keine andere Stelle außer vielleicht der Matratze, wo die Leute ihr Geld verstecken.« Erika hielt den Stapel mit Scheinen hoch, der in ein Paar schwarze Unterhosen eingewickelt gewesen war.
    »Wie viel ist das?«
    »Für dich so etwa zwei Jahreseinkommen. Wenn wir keinem erzählen, dass wir es gefunden haben, können wir uns auf eine längere Kreuzfahrt machen oder uns ein Liften bei einem berühmten Chirurgen leisten oder, warum nicht, in Champagner baden.«
    »Das perfekte Verbrechen. Niemand vermisst das Geld. Wie gut, dass wir zu zweit sind.« Maria schnitt eine Grimasse.
    »Und was haben wir hier?« Erika zog einen grauen Strumpf heraus. »Hier haben wir den Pass. Ich hatte von einem Mann wie Odd eigentlich mehr Einfallsreichtum erwartet.«
    »Hartman sagt immer, dass man von Stress dumm wird. Vielleicht hatte Odd es eilig. Hier liegt ein billiger Pullover mit einem aufgenähten Lacoste-Krokodil. Warum macht er so was?«
    Maria ließ ihren Blick wieder durch das Wohnzimmer schweifen. Über der Sitzgruppe hing in einem Holzrahmen mit Messingbeschlägen ein großes Bild der ungewöhnlich schönen Viktoria, die inzwischen auf dem Meeresgrund

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