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Totenwache

Totenwache

Titel: Totenwache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Jansson
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Nerzfarmer dabei gewesen ist. Ich habe vergessen, wie er heißt.«
    »Ivan Sirén.«
    »Genau. Meine Tochter hat seine Wand besprüht. Sie hat es zugegeben, als wir erfuhren, dass Erika Lund auf der Büchse, die ihr in dem Gebüsch da draußen gefunden habt, Fingerabdrücke gesichert hat.«
    »Sachbeschädigung, das kann eine teure Geschichte werden, aber deshalb kommt sie doch nicht ins Gefängnis. Sie ist doch noch nicht mal achtzehn?«
    »Doch, sie ist neunzehn. Aber die Sachbeschädigung macht mir nicht die meisten Sorgen, auch wenn das böse aussieht. Das Schlimmste ist die Sprengung des Büros der Genossenschaftsschlachterei am Neujahrstag. Daran erinnerst du dich sicher.«
    »Ja klar, war sie dabei?«, fragte Maria ungläubig. Vor sich sah sie Lena, die sie bei Hartmans Geburtstag kennen gelernt hatte, eine intelligente und aufgeweckte junge Frau mit gesundem Selbstvertrauen und Humor.
    »Dazu verweigert sie die Aussage. Entweder ist sie mitschuldig, oder sie will ihre Freunde schützen. Ich befürchte das Schlimmste. Wenn sie mitschuldig ist, wird das als Brandstiftung mit versuchtem Mord angesehen. Dann reicht es nicht mit Bewährung und Sozialdienst. Das Einzige, das ich mit Sicherheit weiß, ist, dass sie das Fuchseisen nicht aufgestellt hat. Das hat sie gesagt. Und ich glaube, sie sagt die Wahrheit. Sie hat mich noch nie belogen. Bei diesen Aktionen geht es um Moral. Ein Abrücken von der Kultur, in der wir leben. Ich hätte ihr mehr zuhören und ihre Ansichten ernst nehmen müssen, als ich noch die Chance hatte, mit ihr zu diskutieren. Ich hätte heute nicht zur Arbeit kommen sollen. Es kommt sowieso nicht viel dabei heraus«, sagte Hartman und stand entschlossen aus seinem Stuhl auf. Maria nahm ihn freundschaftlich in den Arm.
    »Danke, dass du mir das alles erzählt hast.«
    In diesem Augenblick wurde die Tür aufgerissen, ohne dass vorher geklopft worden war.
    »Oho, oho! Altes Herz wird wieder jung. Schäm dich, Hartman!« Ragnarsson grinste übers ganze Gesicht, was sonst sehr selten vorkam, und strich sich mit der flachen Hand über sein sowieso schon plattes Haar.
    Rasend vor Wut drehte Maria sich um. Sekunden später hatte sie die Tür hinter Ragnarsson geschlossen und auf den Knopf »Bitte nicht stören« gedrückt. Ein überraschter Ragnarsson fand sich plötzlich in den Besucherstuhl gedrückt wieder.
    »Durch sich selbst erkennt man andere. Hartman hat die Frau seines Lebens zu Hause und sucht keinen Ausgleich am Arbeitsplatz, wie andere Männer mittleren Alters hier im Haus. Wenn du gefühlsmäßig nicht so ein Zwerg wärst, würdest du vielleicht verstehen können, was Kameradschaft und ganz normale Freundlichkeit bedeuten!«
    Ragnarsson sah richtig geschockt aus, wie er da heruntergedrückt und doppelt gefaltet in dem Sessel hing. Was war aus der kleinen Polizeiassistentin geworden? Vergriff sie sich jetzt im Ton, nachdem sie zur Kriminalinspektorin befördert worden war? Es war eben nicht mehr so wie früher, als man sich eine Beförderung verdienen musste. Heutzutage konnte jedermann Kriminalinspektor werden. Zehn Dienstjahre, und schon schlugen sie über die Stränge.
    »Meine Tochter ist festgenommen worden. Ich bin heute nicht richtig bei der Sache«, erklärte Hartman.
    Ragnarssons versteinerte Miene zuckte ein wenig, bevor sich seine Gesichtszüge normalisierten. Er richtete sich im Stuhl auf und sah Maria durch die Tür verschwinden.
    »Zwerg, was soll das heißen? Was meint sie damit, wenn sie sagt, ich sei ein Zwerg? Ich bin doch nicht kleiner als beispielsweise Ek. Kannst du das begreifen, Hartman? Kann man Frauen überhaupt verstehen? Früher war es besser, als ein Kerl noch ein Kerl war und ein Polizist ein Mann!«, brummte er und verließ den Raum, ohne die Sorgenlast seines Kollegen zu kommentieren.

    Odd Molins Sekretärin gehörte zu der effektiven Sorte, die eine Diskussion schnell und geschickt lenken und die Leute dazu bringen, zur Sache zu kommen. Eine ausgezeichnete Vorzimmerdame und ein Wachhund für einen Mann, der in Ruhe gelassen werden will. Bestimmt nicht der Typ einer Geliebten. Für Maria war es ein Rätsel, wie eine so kleine Person so heftig unter den Armen schwitzen konnte. Der unverwechselbare Duft der Frau hing noch in der Tapete, lange nachdem sie den Raum verlassen hatte. Die Worte klebten ebenfalls noch da, als ob sie mit Reißzwecken befestigt worden waren. Aus Haags Maklerbüro waren alle liquiden Mittel abgezogen worden. Alle! Clarence war

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