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Totenwache

Totenwache

Titel: Totenwache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Jansson
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Das sagen mehrere Zeugen aus dem Sportboothafen. Clarence hätte also um Mitternacht zu Hause sein können. Zwei Zeugen sagen aus, dass er gleich nachdem sie angelegt hatten, in seinen blauen BMW gestiegen und in Richtung des Kräutergartens losgefahren ist. Dass Rosmarie zu Hause war, als Clarence eintraf, wissen wir nur von ihr selbst. Aber wir können ja über das Gegenteil nachdenken. Was hätte Clarence getan, wenn sie nicht in ihrem Bett gelegen hätte? Hätte er dann nicht Himmel und Erde in Bewegung gesetzt? Sich an Konrad in der Stadt gewandt? Denkbare Freundinnen und Bekannte angerufen, die Polizei alarmiert, oder er wäre sogar nach Hause zu Odd gefahren? Alles deutet darauf hin, dass die beiden in der Mordnacht zu Hause waren.«
    »Sofern sie nicht gemeinsam Mårten und Jacob umgebracht haben«, schniefte Ragnarsson und musste mehrmals hintereinander niesen. »Vielleicht war es Clarence’ Idee? Ich vermute, Rosmarie hat mitgemacht, sie hatte mehr Angst vor ihrem Mann als vor einem Gerichtsurteil.«
    »Damit kommen wir zum Ausgangspunkt: Wo ist Clarence Haag?« Hartman goss sich mehr Kaffee in seinen Becher und reichte Ek die Kanne hinüber. Der Magen protestierte hörbar, als die ätzende Flüssigkeit durch seine Kehle rann. Zum Mittagessen hatte Hartman keine Zeit gehabt, und das machte ihn leicht reizbar und mürrisch.

35
    Krister hatte unter lauten Protesten die Kinder aus dem Kindergarten abgeholt, weil Maria hatte mitteilen lassen, dass sie Überstunden machen musste. Als sie weit nach neun Uhr am Abend nach Hause kam, saß die Schwiegermutter auf dem Sofa und stickte an einem Kreuzstichbild mit einem Elch im Mondenschein. Über die Schultern hatte sie sich Ivans Fleecejacke gelegt, die Krister zurückzugeben vergessen hatte.
    »Krister ist bei Manfred. Er hilft ihm beim Umziehen.«
    »Mayonnaise will tatsächlich umziehen?«
    »Ja, er will in eine Wohnung in der Stadt ziehen. Sie wollen das Haus verkaufen. Der Junge soll bei seiner Mutter wohnen. Der arme Manfred, er ist ja so verzweifelt. Die Frau ist bei ihrer Schwester, aber er packt seine Sachen. Den Jungen hat sie mit in die Ehe gebracht, wird erzählt. Was soll nun aus Manfred werden? Die Frau hat ihm wohl eine Wohnung in der Grönsångargatan besorgt, hat er gesagt. Da siehst du mal! Sie muss es also lange geplant haben, das Weibsbild!« Maria überlegte, was Ek wohl zu seinem neuen Nachbarn, Mayonnaise, sagen würde. Wer weiß, vielleicht würden sie Wand an Wand wohnen.
    »Geh ruhig ein Weilchen rüber, wenn du Lust hast. Ich bleibe bis um zehn, dann kommt Astrid und holt mich ab.« Gudrun nahm ihre Arbeit am rechten Hinterfuß des Elchs wieder auf, und Maria warf einen kurzen Blick ins Kinderzimmer. Sie strich Linda übers Haar und deckte Emil, der seine Decke weggestrampelt hatte, wieder zu. Dann ging sie hinaus in den Mondschein auf den Pfad, der zu Mayonnaises Haus führte. Der arme Mann, zwar war es sicher kaum auszuhalten, mit ihm zu leben, aber das galt auch für Jonna, befürchtete Maria.

    »Ich soll mir alles nehmen, was ich brauche. Eigentlich brauche ich nichts außer Jonna und Biffen. Was soll man denn mit all dem Krempel?«, schniefte Mayonnaise. »Sag doch, dass sie wiederkommt, Krister.«
    »Ein Bett und ein paar Kochtöpfe brauchst du mindestens.«
    »Habt ihr euch wegen der Autos gestritten?«, fragte Maria und fühlte sich irgendwie mitschuldig an dem Unglück, das sie hier sah, auch wenn es ihr unsinnig vorkam, dass sie die Schrottautos in ihrem Garten dulden sollte, nur um die Ehe der Nachbarn zu retten.
    »Nein, sie hat einen anderen kennen gelernt. Einen Kerl, der ihr alles schenkt, worauf sie nur zeigt. Einen kleinen blassen Wirtschaftsprüfer mit Brille. Ich hab vielleicht geguckt, als ich ihn gesehen habe. Und was für eine Memme! Aber sie meint es offenbar ernst. Sie will den Jungen mitnehmen und zu dem Mann ziehen.«
    Krister trug den letzten Karton hinaus und spannte die Plane über den Anhänger. Maria war klar, dass jetzt nicht der richtige Augenblick war, um Mayonnaise nach Fotos aus der Zeit auf Zypern zu fragen. Aber ganz nebenbei stellte sie ihm doch eine Frage:
    »Wie viele wart ihr von hier, die zusammen nach Zypern gefahren sind?«
    Mayonnaise blickte sich erstaunt um. Seine Gedanken kamen von weit her. Man sah ihm an, dass er intensiv überlegte.
    »Das waren Clarence, Odd, Mårten, der Löwenritter und ich. Wir haben im Spaß gesagt, wir sind die Ritter an König Artus Tafelrunde. Wir streckten den

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