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Totenwache

Totenwache

Titel: Totenwache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Jansson
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könnte er das gewollt haben?«
    »Vielleicht war er seine nörgelnde Frau einfach leid«, grinste Himberg.
    »Hat sich die Frau gemeldet?«
    »Ununterbrochen«, antwortete Himberg mit einem langen Seufzer und blickte Aufmerksamkeit heischend umher.
    »Hatte sie etwas Neues zu sagen? Es ist wichtig, dass sie weiß, dass wir an allen Details interessiert sind, die mit dem Verschwinden zusammenhängen.«
    »Ja und nein, sie sprach von einem eigentümlichen Telefonat, das Clarence vor einiger Zeit geführt hat. Rosmarie hatte den Hörer im oberen Stock abgenommen, um zu telefonieren, und hat einen Teil des Gesprächs mit angehört.« Örjan Himberg blätterte wie wild in seinem Block. »Hier. Sie hat eine fremde Männerstimme sagen hören: ›Ich habe nicht viel zu verlieren, aber bei dir ist das etwas anderes, Clarence.‹ Da hat Haag geantwortet: ›Du verdammtes Schwein, dir werd ich’s zeigen.‹ Rosmarie glaubt nicht, dass Clarence mit einem Kunden gesprochen hat.«
    »Das kann ich mir vorstellen«, stimmte Hartman zu.
    »Nach diesem Gespräch scheint Haag schweigsam und verschlossen geworden zu sein. Genauso hat sie es gesagt: schweigsam und verschlossen.«
    »Wir müssen natürlich die wirtschaftliche Situation des Mannes überprüfen. Sowohl die private als auch die der Firma. Der Kompagnon von Clarence, Odd Molin, kommt heute Vormittag noch hierher. Ich habe mir gedacht, dass Wern sich seiner annimmt. Frag ihn besonders nach der finanziellen Lage des Unternehmens, bitte ihn um den letzten Bericht der Buchprüfer. Vielleicht erinnert er sich an den Namen des Kunden, mit dem Clarence Haag in der Goldenen Traube gespeist hat. Um die privaten Finanzen kümmert sich Arvidsson. Was uns interessiert, sind größere Einzahlungen oder Auszahlungen. Sprich mit der Ehefrau darüber, ob sie weiß, worum es sich bei den Transaktionen handelt. Kontrolliere, ob das Paar gemeinsame Konten hat, ob sie einen Ehevertrag haben, Versicherungen und so weiter. Versuche diskret herauszuhören, ob Clarence irgendwann früher eine andere nebenher gehabt hat, oder ob er bedroht worden ist.« Hartman ließ die Tüte mit Kopenhagenern herumgehen, die er auf dem Weg zur Arbeit gekauft hatte. Nach einem Frühstück mit Vollkornbrot und Magermilch musste sein Magen ein wenig aufgemuntert und der Blutzuckergehalt sichergestellt werden.
    »Wern, du wolltest mit mir unter vier Augen sprechen. Das können wir in einer Viertelstunde bei mir tun.« Maria nickte. Die Sache mit der Nerzfarm wollte sie diskret handhaben. Das hieß, ohne dass Himberg seine Ohren lang machte. Diskretion war nicht seine starke Seite.

    Clarence’ Kompagnon, Odd Molin, war von Kopf bis Fuß Verkäufer, anders gesagt, ein Mann mit einer Nase für Geschäfte. Tadellos gekleidet in Armanihemd und Seidenschlips, das Jackett gerade so weit aufgeknöpft, dass man die Marke sehen konnte, nahm er am Tisch eine offensive Haltung ein. Er reichte die Hand zu einem Vertrauen erweckenden und ehrlichen Handschlag hinüber. Sein Lächeln erstreckte sich bis zu den hinteren Backenzähnen. Der Spalt zwischen den Schneidezähnen gab ihm ein eichhörnchenhaftes Aussehen. Das schon ein wenig dünne Haar war sorgfältig zurückgekämmt. Maria konnte noch schnell die Rolex bemerken, bevor er die Hand in die Aktentasche steckte, um den letzten Revisionsbericht herauszuziehen. In wenigen Augenblicken hatte er Maria als zukünftige Kundin ausgemacht. Sie verstand gar nicht, wie ihm das gelungen war. Sofort hatte Odd sich angeboten, das gelbe Haus in Kronviken zu verkaufen, um in seiner Güte Kriminalinspektorin Wern von all ihrem Ärger zu befreien. Maria war wider Willen beeindruckt. Der Mann war ein absoluter Profi.
    »Eine Wohnung in der Stadt hat ihre großen Vorteile. Alles ist in der Nähe. Die Spielkameraden der Kinder. Und überlegen Sie mal, wie praktisch. Wenn etwas kaputtgeht, braucht man nur den Hörer hochzuheben, mit dem Hauswirt zu sprechen, und dann wird es repariert. Ich könnte zu Ihnen hinauskommen und eine Bewertung des Hauses erstellen. Eine Schätzung kann doch nie schaden. Gratis natürlich. Sozusagen unter uns beiden. Wissen Sie, die Bank nimmt dafür einen Tausender.«
    »Sie haben eine lange Reise hinter sich. Möchten Sie eine Tasse Kaffee und ein belegtes Brot haben, bevor wir die Papiere durchgehen?«, fragte Maria, um seine Offensive zu durchkreuzen.
    »Eine Tasse Kaffee kann niemals schaden«, antwortete Odd mit einer Stimme, die meilenweit von der Verärgerung

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