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Totenwache

Totenwache

Titel: Totenwache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Jansson
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und Träumen, den Siegen und Niederlagen der Generationen geformt worden ist.«
    »›Nur ein Wolf versteht einen Wolf.‹«
    »Was hast du gesagt? Das war gut gesagt. Wo hast du das her?«
    »Das ist Bamse, der Bär mit dem Honigtopf. Der stärkste Bär der Welt«, antwortete Maria ein wenig verlegen. »Die Bösen in der Serie sind die Wühlmaus Krösus und der Wolf, der stiehlt und allerlei Unfug anrichtet. Wenn er von dem starken Bamse zur Rechenschaft gezogen wird, sagt er: ›Nur ein Wolf versteht einen Wolf.‹«
    »Ganz interessant. Man bringt kleinen Kindern bei, Schlechtes über Wölfe zu denken, über das Kreative und Weibliche. Denk doch nur mal an Rotkäppchen und den Wolf, Peter und den Wolf und nun auch noch Bamse und der Wolf. ›Nur ein Wolf versteht einen Wolf.‹ Gut gesagt!«
    »Ich kann dir nicht ganz folgen. Ich habe das Buch ja nicht gelesen, nur die Fernsehserie gesehen«, wandte Maria ein und versuchte vorsichtig dem Gespräch, das so gut begonnen hatte, ihr jetzt aber immer weiter entglitt, eine andere Richtung zu geben. Gleichzeitig verschlechterte sich ihre Laune, weil sie lange nichts Interessantes mehr gelesen hatte, nichts Anspruchsvolles. Eben nur die Bamse-Comics.
    »Was hältst du denn von dem Vorgehen gegen die Nerzfarm? Ist das gegen ihn als Privatperson oder in seiner Eigenschaft als Nerzfarmer gerichtet? War das einer allein oder waren es mehrere? Zu Neujahr hatten wir ja einen Vorstoß gegen die Genossenschaftsschlachterei. Ein Molotowcocktail, der den ganzen Bürotrakt in Brand setzte. Der Text an der Wand der Nerzfarm ist der Gleiche, der damals geschrieben wurde. Wir sollten vielleicht umgehend die Geheimpolizei einschalten, falls sich da was Interessantes ergibt.«

    Die Fassade des Wohnhauses war weiß verputzt. An der Südwand zur Landstraße hin waren allerdings große Teile des Putzes abgeblättert. Die Fenster glänzten öde und leer. Nur ein kleiner blau karierter Gardinenstreifen befand sich an den Seiten, Blumen oder Schmuckgegenstände, die ein bisschen Wärme und Wohnlichkeit vermitteln konnten, fehlten ganz. Der Eindruck war düster.
    Die Hoffläche war voll gemüllt. Leere Kisten, Autoteile und Baumaterial lagen umher. Der Rasen leuchtete voller gelber Löwenzahn und am Giebel wucherten die Brennnessel. Bei dem Gedanken an Ivans klinisch sauberer Küche fielen einem unwillkürlich Doktor Jekyll und Mr. Hyde ein, überlegte Maria. Oder war es ganz einfach die übliche schwedische Eifersucht, weil Ivan in seiner Küche sehr viel besser Ordnung hielt als die Familie Wern. Und da gehörte ja nicht viel dazu.
    Niemand meldete sich, als sie klingelten. Maria versuchte es mit Klopfen, die Klingel konnte ja abgestellt sein. Sie blickte durch die verschieden eingefärbten Glasfenster hinein. Rot, blau und grün. Eine grüne Diele war zweifellos am hübschesten. Wollte man sie in Lila haben, musste man ordentlich in die Knie gehen. Um durch die gelbe hineinzusehen, musste sie sich auf die Zehenspitzen stellen. Erika trat ungeduldig von einem Fuß auf den anderen und fuhr sich nervös durch ihre braunen lockigen Haare. Kein Lebenszeichen. Maria begann entschlossen hinunter auf den ersten roten Nerzstall zuzugehen. Erika zog sie am Arm.
    »Geh vorsichtig und nicht übers Gras. Da können noch weitere Trittfallen sein.«
    Eine Bewegung im Fenster des am weitesten entfernten Stalles erregte ihre Aufmerksamkeit. Sie klopften an der grauen Brettertür, die nach einer kleinen Weile von einem Mann mit weißem strähnigem Haar und grauem Bart geöffnet wurde. Er hatte einen langen blauen Arbeitskittel an und eine blutige Schürze umgebunden. Maria merkte, wie Erika zurückzuckte und reflexartig nach dem Pistolenhalfter griff, das sie nicht trug. Maria konnte sich das Lachen kaum verkneifen.
    »Hei, Ivan, was macht der Knöchel?«
    »Ist gut«, antwortete Ivan, der offensichtlich zu seiner gewohnten Wortkargheit zurückgefunden hatte.
    »Wir haben gedacht, wir sehen uns mal ein bisschen um. Wo haben Sie das Fuchseisen?«, fragte Erika.
    »Hausflur«, sagte Ivan und zeigte auf das Wohnhaus. »Kaffee?«
    »Ja, danke, das wäre jetzt gut«, beeilte sich Maria zu sagen.
    »Ich möchte das Fuchseisen untersuchen und den Ort, wo es gelegen hat, danach würde ich gern Ihren Fuß fotografieren, wenn es geht.« Erika sah sich interessiert Ivans alte runtergelatschte Botten an.
    »Geht das in Ordnung, Ivan?« Maria suchte vergeblich Augenkontakt. Ivan murmelte etwas Unverständliches und fuhr

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