Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Totenwall

Titel: Totenwall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Meyn
Vom Netzwerk:
du zumindest deine Weinvorräte noch aufbrauchen …»
    «Mach dich nur lustig. Ich habe schon über eine Stiftung nachgedacht. So, wie der alte Siemers in Edmundsthal. Irgendetwas, das bleibt. Etwas Sinnvolles. Mein Name muss dabei noch nicht mal im Vordergrund stehen. Neulich habe ich dem wohltätigen Schulverein tausend Mark für die Kinderkolonie in Waltershof zukommen lassen. Da sind die doch glatt mit der gesamten Belegschaft bei mir angerückt, um sich zu bedanken. Es war mir so peinlich.»
    «Und ich habe heute einen Koffer mit über siebenhunderttausend Mark geschenkt bekommen. Aber das wird dich sicher auch langweilen …»
    «Red keinen Blödsinn.» Martin richtete sich in seinem Sessel auf und griff nach seinem Weinglas. «Siebenhunderttausend Mark? Du beliebst zu scherzen.»
    «Ganz und gar nicht. Genau genommen waren es siebenhundertachtundvierzigtausend.»
    «Wieso ‹waren› es?», fragte Martin. «Was hast du damit gemacht?»
    «Es interessiert dich also doch?»
    «Natürlich.»
    «Ich habe den Koffer zur Polizei gebracht. Es handelt sich um die Beute aus dem Goldmann-Raub.» Sören erzählte seinem Freund von den Geschehnissen des Tages. Auch den Namen Brunckhorst ließ er nicht aus. Bei Martin brauchte er sich keine Gedanken zu machen.
    «Donnerlittchen, das nenne ich ja mal eine Geschichte.» Martin war ganz aufgewühlt. Schwerfällig hatte er sich aus seinem Sessel erhoben, und nun ging er, auf einen Stock mit silbernem Knauf gestützt, durchs Zimmer auf und ab. «Meine Knie machen langsam schlapp», erklärte er, als er Sörens fragenden Blick wahrnahm. «Und? Hat man dir bei der Polizei deine Version der Geschichte abgekauft?»
    «Ich denke schon. Das Ganze klingt ja auch so phantastisch und unwirklich, das kann man sich eigentlich gar nicht ausdenken.»
    «Du glaubst diesem Armin Brunckhorst also?»
    Sören nickte. «Es gibt keinen Grund, an seiner Aussage zu zweifeln. Warum wäre er sonst zu mir gekommen, wenn nicht aus Angst. Ich kenne ihn ganz gut. Das ist ein Techniker, ein Handwerker. Der kann keiner Fliege was zuleide tun.»
    «Und wenn doch? Vielleicht war die Beute doppelt so hoch, und er hat sich mit dem Rest nach Übersee abgesetzt?»
    «Und warum ist er dann überhaupt zu mir gekommen und hat nicht die ganze Summe eingesteckt? Nein, das ergibt keinen Sinn. Er hat ja keinen Vorteil dadurch erhalten, dass er sich mir anvertraut hat. Die Sache ist ihm einfach über den Kopf gewachsen. Nachdem man den toten Goldmann entdeckt hat und das Ganze als Raubmord darstellt, ist er durchgedreht. Was bleibt, ist die Frage, wer Goldmann auf dem Gewissen hat, und warum.»
    «Das Wer kann ich dir nicht beantworten, aber für das Warum gibt es eine naheliegende Erklärung. Wahrscheinlich hat er krumme Geschäfte mit den falschen Leuten abgeschlossen. Ich habe in der Branche ja einen ganz guten Überblick, und als Privatfinancier hat Goldmann nicht unbedingt den besten Ruf. Hinter vorgehaltener Hand wird gemunkelt, dass er gerne in Risikogeschäfte eingestiegen ist und seinen Kunden auch häufig unter dem Versprechen hoher Renditen zu Beteiligungen an Projekten mit undurchsichtigem Ausgang geraten hat. Auf der anderen Seite hat er wohl immer schon gerne Risikopapiere seiner Kunden in Zahlung genommen, wenn diese kurzfristige Liquiditätsengpässe hatten. Das Ganze kommt nicht von ungefähr. Schon Goldmanns Vater war ein raffinierter jüdischer Pfandleiher, der für seine Wucherzinsen berüchtigt war. So etwas bleibt in der Familie.»
    «Dazu würde die Geschichte mit den Inhaberschuldverschreibungen passen.»
    «Schon möglich. Vielleicht hat er den Bogen einfach überspannt, und jemand hat sich an ihm persönlich gerächt. Du erzähltest ja, dieser Brunckhorst hat den Coup als Auftragsarbeit ausgeführt. Das heißt dann auch, dass der Auftraggeber Ort und Zeitpunkt kannte. Vielleicht waren ihm die Schuldverschreibungen nicht genug?»
    «Daran habe ich auch schon gedacht. Die Namen habe ich mir jedenfalls notiert.»
    «Von welchen Summen reden wir?»
    «Die geringste beläuft sich auf siebzigtausend Mark, die höchste auf hundertsechzigtausend. Auf jeden Fall Summen, für die Morde begangen werden. Du meinst also, es sei denkbar, dass wir den Namen des Mörders schwarz auf weiß vor uns haben?»
    Martin nickte. «In dem Fall wird ihn auch dieser Brunckhorst gekannt haben, und damit war er ein Mitwisser. Vielleicht hat er sich in Wirklichkeit aus Angst vor seinem Auftraggeber abgesetzt.»
    «Was

Weitere Kostenlose Bücher