Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Totenwall

Titel: Totenwall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Meyn
Vom Netzwerk:
wirklich keine ernsten Verletzungen davongetragen. Wahrscheinlich hatte ihn Doktor Molch bereits untersucht, als er ohne Besinnung gewesen war. Die Rippen hatten etwas abbekommen, aber nichts war gebrochen. Nur sein Gesicht war lädiert – Gott sei Dank war kein Spiegel im Raum.
    «Seien Sie froh, dass Sie kein Messer in den Rücken bekommen haben. Darf ich fragen, was Sie um diese Uhrzeit da zu suchen hatten?» Andresen warf ihm einen fragenden Blick zu.
    «Ich war mit einem Mandanten verabredet», log Sören.
    «Merkwürdiger Ort für ein Mandantengespräch. Und auch die Uhrzeit … Von Ihrer Kleidung will ich gar nicht reden.» Hauptmann Andresen runzelte die Stirn. Seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, glaubte er Sören kein Wort.
    «Lässt sich manchmal nicht vermeiden», erwiderte Sören.
    «Soso.» Andresen machte keinen Hehl aus seinem Misstrauen. «Ich kann nur hoffen, dass Sie uns nicht ins Handwerk pfuschen. Ich stolpere in letzter Zeit ein wenig zu häufig über Ihren Namen.»
    «Bei Goldmann sind Sie noch nicht weiter?»
    «Dachte ich mir, dass Sie sich dafür interessieren.»
    «Ist mein Interesse nicht naheliegend? Immerhin hat man mir die Beute zugespielt.»
    Andresen rollte mit den Augen. «Ja, das ist es auch, was mich jetzt eher stutzig macht. Wenige Tage später werden Sie brutal zusammengeschlagen. Ich kann es mir nicht verkneifen, aber ich gehe stark davon aus, dass es da einen Zusammenhang gibt.»
    «Sagen wir mal so … Ich erkundige mich ein wenig im Milieu. Wie Sie ja wissen sollten, verfüge ich über gute Kontakte.»
    «Etwas zu gute Kontakte. Wir sehen ja, was dabei herauskommt.» Er lächelte amüsiert.
    «So etwas musste ich in Kauf nehmen. Vielleicht gibt es da auch gar keinen Zusammenhang, und ich habe nur meine Taler zu oft gezückt. Da ist die Versuchung bei einigen Gestalten schon groß. Ich hatte etwa dreißig Mark bei mir – nicht in meiner Börse, sondern gut verteilt am Körper.»
    «Die jetzt natürlich weg sind. Es klingt für mich, als wollten Sie die Tat entschuldigen.»
    «Ganz und gar nicht. Aber ich war unvorsichtig», erklärte Sören und ärgerte sich wirklich über seine Nachlässigkeit.
    Andresens Gesicht verfinsterte sich. «Falls Sie etwas wissen, was uns dienlich sein kann, dann heraus mit der Sprache. Erstens machen Sie sich sonst strafbar, aber wem sage ich das … Und zweitens begeben Sie sich in Gefahr. Wir haben es immerhin mit einem Mörder zu tun.»
    «Sie gehen also immer noch von Raubmord aus?»
    «Was sonst? Die Bank wurde ausgeraubt und der Besitzer erschlagen. So etwas heißt Raubmord.»
    «Und was, wenn der Mord vor oder nach dem Raub geschah? Vielleicht wurde der Raub in Auftrag gegeben, um von diesem Vorhaben abzulenken?» Die These schwirrte Sören unverändert im Kopf herum.
    «Sie haben zu viel Phantasie.»
    «Nein, Sie irren. Vergessen Sie nicht, ich habe wahrscheinlich mit einem der Täter telephoniert, und er hat mir mitgeteilt, man habe mit dem Mord nichts zu tun.»
    «Geschwafel!»
    «Das sagen Sie. Ich habe in meinem Berufsleben gelernt, bestimmte Aussagen zu berücksichtigen, und glauben Sie mir, ich kann den Wahrheitsgehalt sehr wohl einschätzen. Vor allem, wenn derjenige Angst hat.»
    «Sie sagten aus, er habe seine Stimme verstellt.»
    «Richtig. Und wir haben nur sehr kurz gesprochen. Aber die Tatsache, dass er nichts mit dem Mord an Goldmann zu tun hat, war es ihm wert, erwähnt zu werden. Warum gibt ein Räuber seine Beute zurück? Haben Sie sich das schon einmal gefragt? Sehr wahrscheinlich weil er es mit der Angst zu tun bekommen hat. Fragt sich nur, ob wegen des Verdachts, man hielte ihn für einen Mörder, oder vielleicht sogar
vor
dem wirklichen Mörder.» Das viele Sprechen bereitete Sören zunehmend Probleme. Sein Unterkiefer schmerzte bei jedem Wort.
    «Oder um von der wirklichen Tat, dem Mord, abzulenken und den Mord abzustreiten. Die Rückgabe der Beute können wir erst dann als versuchten Ehrerweis deuten, wenn wir wissen, ob es die ganze Beute ist. Und das gestaltet sich schwierig. Allein der Inhalt des Tresors bereitet uns Kopfzerbrechen. Es gibt niemanden, der verlässlich darüber Auskunft geben kann. Wir sind immer noch dabei, die Geschäftsbücher des Bankhauses abzugleichen.»
    «Was ist mit den Schuldverschreibungen?», fragte Sören. Was für ihn so naheliegend war, schien Andresen und seine Leute nicht zu interessieren. Doch er hatte sich getäuscht. Die Polizei war nicht untätig gewesen.
    «Das

Weitere Kostenlose Bücher