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Totenwall

Titel: Totenwall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Meyn
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Zinsen.»
    «Und?»
    «Er tat, als könne er sich nicht erinnern. Der war doch nur am Geld interessiert.»
    «So wie Sie ursprünglich auch.»
    «Natürlich. Bei dem, was er mir empfahl, konnte ich doch nicht nein sagen. Ich konnte einfach nicht widerstehen. Aber er hat mich überredet.»
    «Und dann beschlossen Sie, sich Ihre Schuldverschreibungen auf illegalem Weg zurückzuholen», sagte Andresen, der das Gespräch bislang wortlos verfolgt hatte.
    «Nein.» Börner schüttelte den Kopf.
    «Sie hörten sich im Milieu um, wer für einen Bankraub in Frage käme …»
    «Nein!», schrie Börner. «Das habe ich nicht gemacht.»
    Sören stieß Andresen unter dem Tisch mit dem Fuß an, aber der fuhr fort: «Sie beauftragten einen Mann mit Namen Künkel, einen Einbruch in das Bankhaus zu organisieren, um an Ihre Schuldverschreibung zu gelangen.»
    Börner schaute ihn verblüfft an. Dann schüttelte er abermals den Kopf.
    «Es hat auch tatsächlich geklappt», sagte Andresen. «Der Tresor der Bank wurde aufgebrochen, und neben einer großen Menge Bargeld erbeuteten die Täter auch Ihre Papiere.»
    «Ich habe sie selbst in der Hand gehalten», fügte Sören hinzu. Keine Reaktion.
    «Aber dann geschah etwas, das nicht verabredet gewesen war. Goldmann wurde ermordet.» Sören konnte ein Funkeln in Andresens Augen erkennen.
    «Nein, so war es nicht.»
    «Wie war es dann?», fragte Sören.
    «Woher wissen Sie von Künkel?» Börner tat immer noch überrascht. «Wurde er verhaftet?»
    «Wie kommen Sie darauf? Warum sollten wir Adolf Künkel inhaftieren?» Das Funkeln in Andresens Augen war einem siegesgewissen Strahlen gewichen.
    «Weil er es gewesen ist. Ich wäre doch selbst nie auf die Idee gekommen, einen Bankraub anzuzetteln.»
    Jetzt wurde es interessant. «Woher kannten Sie Adolf Künkel?», fragte Sören.
    Börner sackte förmlich auf dem Stuhl zusammen. «Ich habe ein kleines Laster», sagte er schließlich. «Also … ich wette und spiele gerne. Und ich schulde Künkel Geld … Eine ziemliche Summe. Es ist nicht so, dass er mir gedroht hat, aber natürlich will er sein Geld. Ich erzählte ihm von meinem Dilemma und dass es dauern könnte, bis ich mit den Grundstücken den erhofften Gewinn erzielen würde. Er war sehr verständnisvoll, meinte, ich könne mir Zeit lassen. Und dann sagte er mir, er könne an die Schuldverschreibungen gelangen, ohne Probleme. Ich glaubte meinen Ohren nicht zu trauen, aber er meinte wirklich, das sei das kleinste Problem. So war es. Es war seine Idee.»
    «Moment mal.» Andresen kratzte sich nachdenklich am Hinterkopf. «Habe ich das richtig verstanden? Künkel sagte, es sei für ihn kein Problem, an die Schuldverschreibungen zu gelangen? Hat er Ihnen gesagt, wie er das anstellen wollte?»
    «Nein. Das heißt ja. Er sagte, es sei kein Problem. Aber wie, das hat er mir nicht gesagt. Nur, dass er sie mir aushändigen werde, wenn ich dann meine Schuld bei ihm begleiche.»
    «Wie hoch beläuft sich Ihre Schuld bei Künkel?», fragte Sören.
    «Es sind etwa 5000 Mark.»
    «Also nur ein Bruchteil von dem, was Sie sich von Goldmann geliehen haben.»
    Börner nickte. «Und dann las ich vom Raubmord bei Goldmann. Glauben Sie mir … ich habe damit wirklich nichts zu tun.» Er kämpfte mit den Tränen. «Wissen Sie, meine Frau starb vor drei Jahren, bei der Geburt unseres zweiten Kindes. Seither muss ich für die Betreuung aufkommen. Dazu unser Ältester, der im Krüppelheim Alten Eichen in Stellingen lebt. Auch das will bezahlt werden … Ich bin völlig am Ende.»
    «Hat sich Künkel seither mit Ihnen in Verbindung gesetzt?»
    Börner schüttelte den Kopf. «Ich habe es gehofft, aber er hat sich nicht blickenlassen. Wahrscheinlich hat er durch den Raub so viel Beute gemacht, dass meine Schulden für ihn nicht mehr zählen …»
    «Das glaube ich kaum», sagte Sören. «Er ist nicht im Besitz der Beute. Und die Schuldverschreibungen wurden inzwischen an das Bankhaus zurückgegeben.»
    Börner ließ den Kopf sinken. «Es geht also weiter. Dann kann ich mir gleich einen Strick nehmen.»
    «Wissen Sie, wo sich Adolf Künkel aufhält? Wie nehmen Sie mit ihm Kontakt auf?»
    «Eine Adresse habe ich nicht. Gelegentlich trifft man ihn bei Wettveranstaltungen, etwa beim Pferderennen. Sonst bei verbotenen Turnieren, hin und wieder auch dort, wo sich kapitalkräftiges Publikum an den Spieltischen in Hinterzimmern trifft. In der Regel nimmt er mit mir Kontakt auf, das heißt, er steht dann einfach

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