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Totenwall

Titel: Totenwall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Meyn
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unangekündigt vor der Tür.»
    «Beschreiben Sie ihn», forderte ihn Andresen auf. «Alter, Statur, Kleidung.»
    Börner zuckte unschlüssig mit den Schultern. «Den kann man schlecht beschreiben. Er ist vielleicht Mitte vierzig, normal groß, kurze, dunkle Haare, Schnauzbart, nichts Auffälliges. Auch seine Kleidung ist normal. Höchstens seine Stimme …»
    «Ja? Was ist mit ihr?»
    «Er spricht ein wenig, wie soll ich sagen, zitterig.»
    «Hat er Ihnen mal gedroht?», fragte Sören.
    «Nein. Er ist stets freundlich und zuvorkommend. Dennoch hat er etwas Nachdrückliches. Ich weiß nicht, wie ich es erklären soll. Er vermittelt auf so eine komische Art, dass er auch anders kann …»
    «Also droht er einem doch, unterschwellig?»
    «Es wirkt nicht wirklich bedrohlich, es ist mehr seine ganze Art. Jetzt fällt mir doch noch etwas ein. Seine Hände, die sind ganz komisch. Die Haut sieht aus, als wenn er sich verbrüht hätte.»
    Heinrich Andresen winkte einen der Civilen heran und bat darum, dass man die anthropometrische Kartei vorbereitete. Alles, was mit Auffälligkeiten an den oberen Extremitäten einherging, solle Börner vorgelegt werden. Dann bat er Sören durch Blicke, ihn in seine Revierstube zu begleiten, die schräg gegenüber gelegen war. Andresen schloss die Tür und nahm hinter einem mit Leder bezogenen Schreibtisch Platz.
    «Künkel. Immer wieder dieser Künkel. Was meinen Sie? Kann man ihm die Geschichte glauben?»
    Sören zweifelte nicht daran, dass Börner die Wahrheit gesprochen hatte. Auch wenn seine Schilderungen einige Fragen aufwarfen. Wie er von Armin gehört hatte, war Künkel nur an den Schuldverschreibungen interessiert gewesen, angeblich aber nicht am Bargeld. Mit dieser Aussicht hatte er Armin Brunckhorst geködert. «Mal angenommen, es war so, wie er sagt. Dann muss es für Künkel noch einen weiteren Grund gegeben haben, die Bank zu plündern. Der gibt doch wegen 5000 Mark keinen Bankraub in Auftrag.»
    «Wegen siebenhundertachtundvierzigtausend», korrigierte Andresen.
    Sören winkte ab. «Er war nur der Tippgeber. Am eigentlichen Bruch war Künkel nicht beteiligt.»
    «Das ist für mich nicht nachvollziehbar. So blöd kann man doch gar nicht sein. Als Auftraggeber wird er sicher auf dem größten Teil des Kuchens bestehen.»
    «Woher soll Adolf Künkel denn gewusst haben, wie viel Geld im Tresor lag?» Sören schüttelte den Kopf. «Nein, nein … es mag sein, dass Börner ihn auf die Idee gebracht hat, den Bankraub in Auftrag zu geben. Aber meines Erachtens geschah das dann nicht aufgrund dieser Schuldverschreibungen. Da ist noch irgendetwas anderes im Busch. Wenn es stimmt, was Börner berichtet, wieso war es für Künkel dann angeblich ein Leichtes, an die Schuldverschreibungen zu kommen? Ich werde aus dieser Äußerung einfach nicht schlau, aber mein Gefühl sagt mir, dass sie von Bedeutung ist. Wenn wir nur endlich mehr über Künkel wüssten …»
    «Vielleicht haben wir ja Glück, und Börner wird über die anthropometrischen Karten fündig. Es wäre nicht das erste Mal, dass wir es mit einem Pseudonym zu tun haben. Inzwischen kann ich mir durchaus vorstellen, dass Künkel gar nicht sein richtiger Name ist.»
    «Daran habe ich auch schon gedacht.» Sörens Gedanken kreisten um die Frage, warum Goldmann getötet worden war. Hatte es vielleicht eine Verbindung zwischen ihm und Künkel gegeben? «Wollen Sie Börner in Haft nehmen?»
    «Erst mal soll er sich durch die Karteikarten wühlen. Dabei erkennt man schon, ob einer an der Zusammenarbeit interessiert ist.» Er lächelte. «Und dann, denke ich, ist es erfolgversprechender, wenn wir ihn mit der Auflage laufenlassen, uns sofort zu verständigen, wenn Künkel bei ihm auftaucht. Der steht doch mit dem Rücken zur Wand. Oder haben Sie eine bessere Idee?»
    «Können Sie jemanden abstellen, der ihn im Auge behält?»
    Andresen schüttelte den Kopf. «Ausgeschlossen. Ich habe keinen Mann zu viel.»
    Es klopfte an der Tür. «Ja, bitte!»
    Die Aufregung war dem jungen Commissar förmlich ins Gesicht geschrieben. Er schloss die Tür hinter sich, taxierte Sören kurz, schien etwas verunsichert, ob er in dessen Gegenwart sprechen durfte, dann konnte er es nicht mehr zurückhalten. «Wir haben eine neue Frauenleiche. Oben in Barmbeck.»
    Andresen sprang von seinem Stuhl auf. «Wieder ohne Kopf?»
    Der Polizist nickte. «So wie die anderen. Entkleidet und ohne Kopf. Man hat sie vor einer halben Stunde gefunden.»
     
    Sören hatte

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