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Totenwall

Titel: Totenwall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Meyn
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hätte. Aber darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. Schau mal den Grundriss an. Im Erdgeschoss die Eingangshalle, davon abgehend Küche und Esszimmer zur einen und Musikzimmer und Wohnzimmer zur anderen Seite. Oben die Schlafräume mit angrenzenden Bädern sowie in der Mitte ein Arbeitszimmer. Vielleicht etwas zu symmetrisch, aber das lässt sich ja noch ändern …»
    «Ich finde es phantastisch», meinte Sören. «Was mag so etwas kosten?»
    David lächelte. «Ihr werdet es euch leisten können.»
    «Dann müssen wir nur noch ein Grundstück kaufen?»
    «So in etwa. Wie gesagt, es ist nur eine skizzierte Idee. Du kannst es mitnehmen und Tilda zeigen.»
    «Sie wird begeistert sein. Das weiß ich schon. Und ich bin es auch. Nur wenige Tage, und du lieferst so eine Sache. Es wirkt irgendwie schon fertig. Hast du sonst nichts zu tun?»
    «Es war mir ein Bedürfnis. Vielleicht hat es mir auch so viel Spaß gemacht, weil ich freie Hand hatte. Aber für eine Ausführung bedarf es noch einiger Detailarbeit. Willst du ein Bier?»
    Sören schüttelte den Kopf. «Danke, aber der Tag ist für mich noch nicht zu Ende.»
    «Ich war übrigens in Sachen Künkel unterwegs», sagte David.
    «Das auch noch.»
    «Kaum der Rede wert. Wie gesagt hatte ich so oder so noch eine Rechnung mit Doschewski offen. Also habe ich mir den Guten mal zur Brust genommen. Er wäscht seine Hände natürlich in Unschuld, was dein kleines Missgeschick betrifft. Ich habe ihm nahegelegt, lieber zu kooperieren …» Davids Handbewegung machte unmissverständlich klar, was er ihm andernfalls angedroht hatte. «Er wollte nicht einmal mehr wissen, was ich von Künkel wollte. Ich habe ihm trotzdem gesagt, ich hätte einen Auftrag für ihn, den nur er erfüllen könnte. Erst machte Doschewski auf diskret, aber nachdem ich dann sagte, es würde ein hübsches Sümmchen dabei herausspringen, machte er lange Ohren und war einverstanden, den Kontakt herzustellen.»
    «Und?»
    «Es scheint funktioniert zu haben. Genau vierundzwanzig Stunden hat er gebraucht. Morgen treffe ich diesen Künkel. Allerdings wieder im Dunkeln.»
    «Mach keinen Quatsch.»
    «Ach was. Du wirst ja wohl mitkommen. Ich weiß gar nicht, was ich ihm erzählen soll. Morgen Nacht am Fuße unseres steinernen Reichskanzlers. Um 11 Uhr. Wenn die Polente abgezogen ist, treffen sich da eigentlich nur noch Schwulinetten, aber was soll’s …»
     
    Es dämmerte bereits, als Sören sein Gefährt in die Remise in der Feldbrunnenstraße schob. Anders als geplant, hatte er dann doch noch ein paar Bierchen mit David getrunken. Erst hatten sie über Liane gesprochen, und Sören hatte dabei erneut das Thema Hochzeit gestreift, was David anfangs gar nicht recht gewesen war. Aber nachdem er ihm von seinen Anfängen mit Tilda erzählt hatte und dass eine Heirat spätestens dann, wenn ein Kind unterwegs sei, unvermeidbar wäre, hatte es gar nicht mehr so geklungen, als wenn eine dauerhafte Bindung für David überhaupt nicht in Frage käme. Er war sich nur nicht sicher, ob Liane wirklich ihn wolle, sie würde zu allerlei Umtrieben neigen und auch gerne mal, wie jetzt gerade, mehrere Tage wie vom Erdboden verschluckt sein, ohne dass sie ihm mitteilte, was sie machte. Das käme immer mal wieder vor, hatte David erzählt, und er hatte es bislang vermieden, sie später danach zu fragen, weil er ihr keine Vorhaltungen machen wollte. In Wirklichkeit war es wahrscheinlich viel mehr die Angst davor, dass sie sich möglicherweise ihrer Freiheiten beraubt fühlen könnte.
    Dann hatten sie – besser gesagt Sören – über Tilda gesprochen, die zurzeit auch ständig unterwegs und mit Dingen beschäftigt war, die Sören nicht sonderlich interessierten. David hatte natürlich recht damit, dass er die Situation für vergleichbar hielt. Sören hatte ihm entgegengehalten, dass er sich Tildas Liebe dennoch sicher war, vielleicht gerade deshalb, weil er ihr diese Freiheiten einräumte. Dass er sich trotzdem darüber ärgerte, weil sie immer weniger Zeit mit ihm verbrachte, hatte er nicht erwähnt. Und genau jetzt, als er das Haus betrat, wurde ihm dies wieder bewusst. Tilda war immer noch nicht zu Hause.
    Agnes hatte sich bereits zurückgezogen, so war es denn Ilka, die ihren Vater begrüßte und sich anbot, ihm ein wenig Gesellschaft zu leisten. Sie wusste auch nicht, wo ihre Mutter steckte. Sören bat sie, doch ein wenig auf dem Hausflügel zu spielen, und mit Erstaunen bemerkte er, dass Ilka immer noch

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