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Totenzimmer: Thriller (German Edition)

Totenzimmer: Thriller (German Edition)

Titel: Totenzimmer: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Staun
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verschwunden? Ich nahm noch einmalEmilies Akte hervor und ging ihren letzten Abend durch: erst ein Sandwich mit ihrer Freundin im Sunset-Bistro am Bahnhof, danach Kino um 20.45 Uhr, gegen elf ein Latte Macchiato im Café From, und dann war Emilie in den Bus nach Hause gestiegen. Alle Unternehmungen der Mädchen hatten im Bahnhofscenter stattgefunden: Essen, Kino, Café, und auch der Bus, den Emilie genommen hatte, war unmittelbar vor dem Bahnhofsgebäude abgefahren. Ich schaltete den Computer an und tippte ihre Adresse in die Verbindungsübersicht ein. Laut Emilies Freundin hatte sie um 23.18 Uhr den Bus in Richtung Blangstedgårds Allé genommen – sie hatte rennen müssen, da sie, wie die Freundin sich ausgedrückt hatte, die Zeit vergessen hatten. Der Weg vom Café From bis zur Bushaltestelle wurde auf der Webseite mit sieben Minuten angegeben – dafür musste man aber schon eine Schildkröte sein, dachte ich.
    Die Uhr zeigte 21.44. Ich öffnete das Fenster und sah hinaus. Der Abend war warm. Ich zog meine schwarzen Sportschuhe an. Der Weg von meiner Wohnung im Jagtvej zum Bahnhof dauerte etwa zwanzig Minuten, und ein Spaziergang würde mir gut tun. Ich brauchte wirklich keinen Schrittzähler, um zu wissen, dass ich an diesem Tag weit unter den angeratenen zehntausend Schritten lag. Dann kam mir der Gedanke, dass Bonde Madsen gleich um die Ecke wohnte, so dass ich noch einmal aus dem Fenster sah und die Straße abscannte. Keine Spur von nackten, alten Männern, die »auch noch auf ihre Kosten kommen« wollten.
    Mit Klängen aus meinem iPod im Ohr machte ich mich auf den Weg in Richtung Oluf Bagersgade, bog dann nach links in die Absalonsgade ein und dann wieder nach rechts in die Kronprinsensgade. An der Ecke der Albanigade blieb ich stehen. Vor mir thronte das große, diskret beleuchtete Brauereigebäude aus roten Ziegeln. An dieser Stelle hatte der Mörder Camillas Fahrrad zurückgelassen. Vor etwas weniger als einem Jahr. Gegen zehn Uhr abends. Ohne dass jemand etwas gesehen oder gehört hatte. Ich sah mich um. Es warennur wenige Menschen auf der Straße, aber ganz verwaist war sie nicht: Ich sah zwei jugendliche Skater und eine Frau mittleren Alters, die einen Terrier ausführte. Aus dem Polizeibericht ging hervor, dass sich nach Camillas Verschwinden keine Zeugen gemeldet hatten. Es hatte auch niemand ein Handgemenge bemerkt, ein Fahrrad umfallen gehört oder gar gesehen, dass jemand ein Mädchen entführt hatte. Sie musste doch geschrien haben. Zumindest, wenn sie ihn nicht gekannt hatte. Oder hatte er ein Auto benutzt? Verdammt, ich war wirklich müde. Natürlich hatte er ein Auto benutzt, wie hätte er sie sonst von Odense nach Südfünen verschleppen können? Hatte er sie blitzschnell gestoppt und dann in seinen Wagen gestoßen? Er hatte sie nicht geschlagen, es gab keinerlei Spuren stumpfer Gewalteinwirkung. Ich starrte auf die Stelle, an der ihr Fahrrad gelegen hatte, wurde daraus aber nicht klüger. Stattdessen kamen mir immer mehr Fragen. Sie war an einem Samstag verschwunden. Aber ob das im ausgestorbenen Odense mehr oder weniger Menschen bedeutete, konnte ich nicht sagen. Ich ging weiter über die Albanigade, aus der bald die Thomas B. Thrigesgade wurde, bog halbschräg nach links ab, wie mein Navi das genannt hätte, und folgte dann der Nørregade bis zum Østre Stationsvej. An der Ampel vor dem hässlichsten Bahnhofsgebäude ganz Dänemarks wartete ich in Gesellschaft eines reichlich angetrunkenen Jugendlichen und einiger Japaner mit Rollkoffern darauf, dass es endlich grün wurde. Im Gebäude blieb ich zwischen den Aufzügen auf der linken Seite und dem Sunset-Bistro auf der rechten stehen. Ich erwog, mit dem Aufzug nach oben ins Café From zu fahren. Es lag im zweiten Stock, gleich rechts neben dem Aufzug. Aber auch über die Treppe dauerte es kaum eine Minute, wenn man lief – wie Emilie es angeblich vom Café From zur Bushaltestelle getan hatte, die sich unmittelbar vor der Tür befand. Ich ging wieder nach draußen. Bus 162 sollte an Haltestelle A halten, doch als ich dorthin kam, war kein Bus zu sehen. Emilies Bus hatte dort bereits gewartet, als sie einstieg. Der Busfahrer hatte bestätigt,dass ein Mädchen, auf das Emilies Beschreibung zutraf, um 23.18 Uhr den Bus bestiegen hatte. Ich betrachtete den Fahrkartenautomaten an der Haltestelle. Er war voller Vogelscheiße. An der Haltestelle gegenüber hockten ein paar finstere junge Gestalten und sorgten ihrerseits dafür, dass man sich an

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