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Totenzimmer: Thriller (German Edition)

Totenzimmer: Thriller (German Edition)

Titel: Totenzimmer: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Staun
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eher um den »Eilauftrag«, der sie verstimmte, weil er wahrscheinlich alle anderen Analysen verzögerte. »In Kürze werden da noch ein paar Schachteln hinzukommen. Ebenso eilig. Von diesem Motorradpolizisten. Ich muss nach Hause und mich ein bisschen hinlegen. Und danach muss ich wirklich mal mit dir reden.«
    »Aha«, sagte sie und drehte sich zum Schreibtisch um. »Schlaf gut.«
    Ich ging zurück ins Büro, suchte die Akten des Mordfalls bei Schloss Hvedholm heraus, packte den Polizeibericht über den Mordfall Emilie ein und verschanzte mich hinter den Kopfhörern meines iPods, bevor ich das Büro verließ.
    Als ich die Glastür öffnete, entdeckte ich Helle, die draußen stand, eine ihrer täglichen fünf Light-Zigaretten rauchte und augenscheinlichdie Siebziger-Jahre-Architektur des Instituts bewunderte. Ich nickte ihr kurz zu und spürte ihren eisigen Blick im Rücken, als ich zu meinem schwarzen GTI ging. Das Sonnenlicht blendete mich, die Kopfschmerzen klopften heftig an die Hintertür, und ich sehnte mich nach dem Schutz meiner im Handschuhfach liegenden Sonnenbrille. Und nach einer Kippe.
     
    In meiner Wohnung nahm ich erst einmal eine Kopfschmerztablette. Die Katze miaute unangenehm laut, so dass ich ihr schnell etwas zu fressen gab, bevor ich mir die Zähne putzte, die sich inzwischen beinahe behaart anfühlten. Ich verdunkelte das Schlafzimmer mit dem wunderbaren rabenschwarzen und lichtundurchlässigen Rollo, das ich bei Ikea gekauft hatte. Leider war es nicht breit genug, so dass an den Seiten doch noch etwas Licht in den Raum fiel. Dann schraubte ich die Klingel mit einem Schraubenzieher ab und schaltete mein Handy aus. Zu guter Letzt setzte ich eine Schlafmaske auf, legte mich hin und fiel in einen unruhigen Schlaf, in dem mir immer wieder diffuse Bilder von Emilie erschienen, die irgendwo in einem See trieb, bis ich irgendwann wieder aufwachte. Es war erst sieben Uhr abends. Mir war elend zumute, und ich fühlte mich schrecklich leer.
    Morgens beim Aufwachen gingen meine Gedanken immer erst zu Emilie. Was sie jetzt wohl tat? In der Regel brauchte ich etwa dreißig Sekunden, um sie irgendwo zu plazieren. Mal in ihrem Bett –
diese Teenager schliefen ja immer so lang
–, mal an einem Frühstückstisch
.
Jetzt tat ich das nicht. Aber es war ja auch nicht Morgen. Außerdem sollte damit jetzt Schluss sein. Ich hatte von einem Mädchen geträumt, das ich überhaupt nicht kannte.
    Ich schaltete das Handy ein, keine Anrufe, was mich nicht überraschte. Er hasste es zu telefonieren. Während ich die Klingel montierte, tauchte das Bild von ihm und mir, das Helle von der Türöffnung aus gesehen hatte, auf meiner Netzhaut auf, bis ich es in Gedanken in eine Zigarette verwandelte und im Aschenbecher ausdrückte.Dadurch bekam ich allerdings Lust zu rauchen, so dass ich mir eine Cecil anzündete und ein gefrorenes Croissant in den Backofen schob, nachdem ich mir ein Fertiggericht in der Mikrowelle aufgewärmt hatte – Fisch mit Spinat und Feta. Ich entkorkte die Weinflasche von gestern, schenkte mir ein Glas ein, kochte mir einen Kaffee und kraulte die Katze, die offensichtlich Nachholbedarf hatte, da sie sich heftig und anhaltend an meinem Bein rieb.
    Am liebsten hätte ich mich auf eine Bank im Assistens-Friedhof gesetzt, um in der milden Abendluft noch einmal alle Akten und Berichte durchzugehen. Aus Furcht davor, ein Dokument zu verlieren, begann ich den Hvedholm-Bericht zu lesen. Ich war damals um vier Uhr morgens am Schloss angekommen und hatte das tote Mädchen gleich entdeckt. Sie hing über einem schweren hölzernen Gartenstuhl, den Kopf halb unter Wasser. Eine von drei Enten, die sich später als schottische Gänse herausgestellt hatten, watschelte auf der Leiche herum und balancierte auf ihrem Hals, weil sie an den Lippen zu knabbern versuchte. Eine zweite tummelte sich auf dem Bauch und pickte dort herum, während die dritte nicht recht zu wissen schien, was sie tun sollte, und einfach nur um die Füße der Toten herumwatschelte und den anderen interessiert zusah. Das alles stand nicht im Bericht, jedenfalls nicht so, aber dieses Stillleben war wirklich unvergesslich. Ebenso wenig stand dort, dass die Tote wie Emilie jung war, blond und hübsch. Camilla Porsman, neunzehn Jahre alt. Sie hatte als Servicekraft im Franck A. gearbeitet und das Restaurant etwa gegen zehn Uhr verlassen. Anschließend war sie mit dem Fahrrad nach Hause in die Gyldenløvesgade gefahren – das heißt, sie hatte

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