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Totenzimmer: Thriller (German Edition)

Totenzimmer: Thriller (German Edition)

Titel: Totenzimmer: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Staun
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vorgehabt, dorthin zu fahren, war dort aber nie angekommen. In der von ihren Eltern gekauften Zweizimmerwohnung hatte ihr Freund, Rasmus Tandrup, auf sie gewartet. Er hatte sich im Fernsehen
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angeschaut und sich erst gegen halb zwölf zu wundern begonnen, dass Camilla noch nicht wieder zuhause war. Als er sie daraufhin anzurufen versuchte, erreichte er nur ihren Anrufbeantworter.Rasmus versuchte gut eine halbe Stunde lang, sie per Telefon zu erreichen und rief dann im Franck A. an. Bei diesem Anruf erfuhr er, dass sie bereits gegen zehn Uhr gegangen war. Daraufhin hatte er versucht, ihre Eltern zu erreichen und schließlich den ganzen Weg von der Gyldenløvesgade bis zum Bahnhof zu Fuß abgesucht. An der Ecke Albanigade/Kronprinsensgade, schräg gegenüber der Albanibrauerei, hatte er dann ihr umgestürztes Fahrrad gefunden. Es lag einfach auf dem Bürgersteig.
    Camilla hatte 2008 auf dem Sprachenzweig der Kathedralschule in Odense als Jahrgangszweite das Abitur gemacht und arbeitete drei Abende pro Woche im Franck A., während sie tagsüber ebenfalls an der Kathedralschule ein paar Aufbaukurse besuchte, um sich auf ihr Medizinstudium vorzubereiten. Im August, dem Monat, in dem sie ermordet worden war, waren diese Kurse aber längst abgeschlossen, so dass sie als Vollzeitaushilfe im Franck A. arbeitete. Ihr Freund sagte aus, sie habe sich darauf gefreut, im September ihr Studium an der Süddänischen Universität zu beginnen. Es gab eine Notiz darüber, dass Camilla Mitglied der Jugendorganisation
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gewesen war. Ihr Körper war alles in allem mit einhundertdreiundzwanzig Stich- und Schnittwunden verschiedener Tiefe und Breite übersät gewesen, wie bei Emilie vorwiegend auf der Vorderseite ihres Körpers, sowie vereinzelten Abwehrläsionen an Schultern und Rücken. Die Brustwarzen waren abgetrennt worden. Anhand der schweren Verletzungen konnten wir auf mehrere mögliche Todesursachen schließen. Wäre sie nicht erstickt worden, wäre sie in jedem Fall verblutet. Ich hatte Petechien in den Augen gefunden und ein paar Unterhautblutungen, aber Camilla war beim Eintritt des Todes derart ausgeblutet gewesen, dass sowohl die Unterhautblutungen als auch die Petechien von bescheidenem Umfang waren. An eine rote Verfärbung konnte ich mich nicht erinnern, und es stand auch nichts darüber in den Berichten oder in meinen Notizen. Stattdessen war die Leiche von Schuppen übersät gewesen, wobeiwir nicht hatten klären können, um was für Schuppen es sich dabei handelte. Sicher war nur, dass sie nicht von Camilla, sondern vom Täter stammten. Es war den Chemikern gelungen, die Zellinformation einiger dieser Hautschuppen zu sichern, so dass die DNA des Täters bekannt war. Wenn die Morde vom gleichen Täter begangen worden waren, worauf vieles hindeutete, hätte der Mord an Emilie möglicherweise vermieden werden können, wenn die Biodatenbank des Seruminstituts für die Polizei zugänglich wäre. In dieser Datenbank wurden Blutproben von allen Personen aufbewahrt, die nach 1982 geboren wurden, und könnte man diese Blutproben analysieren, wäre eine vollständige Digitalisierung dieser Datenbank möglich. Damit hätten die dänischen Ermittlungsbehörden eine Waffe, die sämtliche Big-Brother-Fantasien übertrumpfte. Die junge Generation Dänemarks könnte dann kaum ein Geheimnis mehr für sich behalten. Sicherlich ein erschreckender Gedanke, doch ich musste zugeben, dass die Mordfälle, mit denen ich täglich konfrontiert wurde, um einiges erschreckender waren.
    Als ich erneut die Bilder von Camilla betrachtete, erst lebendig, dann tot und geschändet, erschien mir dieses Überwachungsszenario definitiv das kleinere Übel zu sein. Wieder ging ich den Bericht über den Fall Emilie durch, dann noch einmal den über Camilla und schließlich wieder den über Emilie. Ich suchte nach Details und Gemeinsamkeiten, die über das Offensichtliche – dass beide jung, schön und blond gewesen waren – hinausgingen.
    Dabei konnte man wirklich nicht sagen, dass Camilla und Emilie sich ähnlich sahen. Es gab reichlich Unterschiede: Nase, Ohr, Mund, Augen, Frisur, Haut. Beide hatten aber eine Verbindung zur Odenser Kathedralschule. Beide waren auf gleiche Weise geschändet, gequält und getötet worden, und beide hatte man etwa in der gleichen Entfernung zu Odense gefunden. Beide lagen nackt auf dem Rücken, und beide waren nicht am Fundort getötet worden. Aber waren auch beide auf die gleiche Weise

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