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Totenzimmer: Thriller (German Edition)

Totenzimmer: Thriller (German Edition)

Titel: Totenzimmer: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Staun
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aus Portwein und Rum intus, die einer meiner Klassenkameraden bei einem Schulfest in einer Weinflasche zusammengemischt hatte. Als ich nach Hause kam, blieb ich auf der Türschwelle stehen. Eine Welle des Hasses überkammich schon beim bloßen Gedanken, dieses Haus betreten zu müssen. Ich drehte mich um und schlich stattdessen in den Garten, zog den Rasenmäher aus dem Schuppen und plazierte ihn mitten auf dem Rasen, wo alle Nachbarn ihn brennen sehen würden, wenn sie aus ihren Fenstern schauten. Nachdem ich mich versichert hatte, dass der Tank voll war, kippte ich Benzin über die Maschine. Feuer war so einfach zu machen, so wild, so potent. Der Anblick von Flammen versetzte mich in eine ganz besondere Stimmung, die ich auch verspürte, wenn ich ein Mädchen sah und mir vorstellte, was ich mit ihr anstellen könnte und wie wenig ihr das gefallen würde. Ein wohliges Gefühl durchrieselte meinen Körper, als ich das Streichholz auf den Rasenmäher warf und durch das Gartentor zurück auf die Straße lief, wo ich erst einmal einen Spaziergang machte, damit meine Kleider nicht mehr nach Benzin rochen. Der Lärm, den ich hörte, als der Rasenmäher explodierte, erregte mich, doch ich schob diese Erregung beiseite. Auf der Straße war kein Mensch zu sehen.
    Eine knappe Stunde später trat ich dann durch die Haustür, aber da waren meine Eltern schon wieder im Bett. Meine Enttäuschung war grenzenlos. Ich hatte mich so auf ihre Reaktion gefreut. Stattdessen ging ich zu meiner Mutter und trieb es mit ihr, bevor ich ins Bett ging, obwohl ich sie eigentlich schon lange nicht mehr ertrug. Aber irgendwie musste ich meinen Überdruck loswerden. Und dann wurde mir bewusst, dass ich – wollte ich bei meinem Vater irgendwann einmal etwas erreichen – einen Gedanken wecken musste, einen Verdacht, Zweifel säen.
Ich kann noch ein bisschen mehr als bloß gute Noten nach Hause bringen und vorbildlich mit dem Besteck hantieren, Daddy!
Bei ihm musste ich allerdings etwas brutaler vorgehen, denn er sah absolut nichts, empfing keine der feineren Frequenzen. Solange ich mich in Diskretion übte, würde ich ihn nicht erreichen können.

ODENSE, 17. JULI 2009
     

13
     
     
    Die Erklärung der rechtsgenetischen Abteilung lag auf meinem Schreibtisch, als ich am Freitagmorgen um acht Uhr ins Institut kam. Sie bestätigte, dass der Mörder von Emilie und Camilla ein und dieselbe Person war – keine große Überraschung. Ich rief Nkem an, um mich zu erkundigen, ob sie irgendwelche Ergebnisse für mich hatte, aber sie sagte nur: »Ich rufe gleich zurück«, und legte wieder auf. Ich konnte mich auf nichts konzentrieren, ertrug das Warten nicht und hatte zu allem Überfluss von meiner exzessiven Fahrradtour noch immer stechende Schmerzen zwischen Daumen und Zeigefinger, so dass ich eine Schmerztablette nahm und dadurch ein bisschen ruhiger wurde. Etwas abwesend ging ich die Mails der Woche durch; nichts Weltbewegendes, nur ein paar lästige Anfragen. Die Sonne fiel direkt auf meinen Computer, so dass die Schrift auf dem Bildschirm kaum mehr zu erkennen war. Schließlich räumte ich zwei Schubladen auf, zog die Gardine vor und beantwortete wortkarg und mürrisch eine Mail, die eigentlich etwas mehr Aufmerksamkeit verdient hätte. Dann legte ich eine Patience auf dem Computer und beantwortete anschließend eine weitere Mail. Gegen elf Uhr, das Thermometer war inzwischen auf dreißig Grad geklettert, fand Dr. Bonde Madsen sich ein und wollte meine Meinung zu dem sexuellen Missbrauch von zwei Mädchen hören. Angeblich. Während wir den Fall diskutierten, erachtete sein Kopf es für unbedingt notwendig, nur etwa einen Zentimeter von dem meinen entfernt zu sein, während seine Handflächen schamlos auf meinen Schenkeln ruhten. Ich sagte so wenig wie nur möglich, schob die Hand diskret beiseite und rückte schweigend meinen Stuhl etwas von ihm weg. Er kommentierte das nicht. Ebenso wenig äußerte er sich über meine viertägigeAbwesenheit. Glücklicherweise klingelte in diesem Augenblick das Telefon, und ich warf dankbar einen Blick darauf, bevor ich den Hörer abnahm.
Saved by the bell
– nie hatte diese Redensart besser gepasst. Ein junger Mann meldete sich und stellte sich vor: »Guten Tag, hier spricht Mads Lunde von der Zeitung
Fyens Stiftstidene
, ich arbeite an einem größeren Artikel über die beiden ermordeten Mädchen, Emilie und Camilla, aber leider rückt die Polizei mit keinerlei Informationen heraus.« Er machte eine Pause. »Sie

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