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Totenzimmer: Thriller (German Edition)

Totenzimmer: Thriller (German Edition)

Titel: Totenzimmer: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Staun
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Vielleicht war ich neugierig, was er als Nächstes tun würde, doch als seine Hand in Richtung meiner Brust wanderte, riss ich die Kopfhörerheraus und drehte mich zu ihm um: »Kann ich irgendetwas für Sie tun?«
    »He-he«, murmelte er nur mit unbegreiflicher Lässigkeit und stellte mir wieder eine seiner Fragen, dabei hatte ich von Firewalls nun wirklich keine Ahnung. Ich kannte gerade einmal das Wort. Immerhin nahm er seine Hand weg und legte sie wieder auf meine Schulter. Dabei erwähnte er kein einziges Mal die Episode auf dem Sofa oder beschwerte sich gar darüber, dass er mich zu seiner Sechs-Uhr-Sex-Vereinbarung am Montagabend nicht angetroffen hatte. Stattdessen beobachtete er mich mit einem stillen Lächeln in den Augen. Entweder genoss er es, mich auf diese Art zu quälen, oder er hatte keine Ahnung davon, wie sehr mich die Geschehnisse belasteten. Jedes Mal, wenn er ging, ließ er mich mit kreischendem, zitterndem Unterleib zurück, und mein Herz schlug mir bis zum Hals, so dass mir übel wurde und meine Konzentrationsfähigkeit der eines halbwüchsigen ADHS-Bengels glich. Wenigstens wurde ich durch Dr. Bonde Madsens unerklärlich intensiven Einfluss in gewissem Umfang davon befreit, die ganze Zeit an Emilie zu denken.
     
    Die Polizei konzentrierte sich in ihrer Ermittlung auf die Gemeinsamkeiten der beiden Mädchen. Es gab keinen Zweifel, dass die Morde von der gleichen Person ausgeführt worden waren. Die Signatur des Mörders und auch seine Vorgehensweise waren gleich, die einzige konkrete Gemeinsamkeit der Mädchen aber waren ihr Alter und die Tatsache, dass sie beide auf die Kathedralschule gegangen waren, so dass dies der vorläufige Ansatzpunkt für die Ermittlungen war. Obwohl die Polizei vor der Presse die Verbindung zwischen den Morden an Emilie und Camilla noch verschwiegen hatte, waren die Journalisten natürlich längst selbst zu diesem Schluss gekommen. Schon am Dienstagmorgen titelte die erste Zeitung:
Serienmörder auf Fünen
. Der Artikel stellte eine wirklich präzise Verbindung zwischen den Morden an den beiden Mädchen her und äußerte die Vermutung,dass man es nun auch in Dänemark mit einem richtigen Serientäter zu tun habe. Ähnlich äußerten sich die
Berlingske Tidene
und das
Ekstra Blad
, die beide auch Fotoserien der Ermordeten brachten. Ich war noch immer der Meinung, dass man erst dann zum Serientäter wurde, wenn man drei oder mehr Morde verübt hatte, die alle unabhängig voneinander geschehen sein mussten, aber das Wort wirkte auf jeder Titelseite natürlich wie ein Magnet. Außerdem konnte sich Camillas und Emilies Mörder den ehrenvollen Titel ja auch wirklich noch erwerben, denn dass er die Kapazität dazu hatte, bezweifelte niemand. Seine Signatur zeigte der Polizei, dass sie es mit einem sexuellen Sadisten zu tun hatte, und solche Leute machten in der Regel weiter, bis sie geschnappt wurden. Zur Aufklärung des Falles fehlten noch einige Puzzlestücke, und eines davon war die seltsame Rotfärbung an Emilies Hals, da war ich mir sicher, weshalb ich Nkems Analyse mit großer Ungeduld erwartete. Jede freie Minute verbrachte ich damit, diverse Datenbänke zu durchstöbern oder verschiedene Kollegen in anderen Instituten auf der ganzen Welt zu befragen, um mich zu erkundigen, ob etwas Ähnliches schon einmal dokumentiert worden war. Ich sprach mit Britt in Kopenhagen, mit Maximilian in Freiburg und mit Chris in London. Aber niemand wusste mit diesen Flecken etwas anzufangen.
    Ich hätte die ruhigen Sommermonate dafür nutzen sollen, mich meinen Forschungsverpflichtungen zu widmen, bei denen es um Todesfälle in der Psychiatrie ging, die durch zu hohen Medikamentenkonsum bedingt sein konnten. Aber einerseits konnte ich mich zum jetzigen Zeitpunkt einfach nicht darauf konzentrieren, andererseits waren meine Forscherkollegen am rechtsmedizinischen Institut in Kopenhagen ohnehin gerade beide in den Ferien. Ich war die sprichwörtliche angestochene Hummel, von der alle redeten, allerdings eine Hummel, die ihre Bürotür hinter sich schloss und den Kontakt mit den übrigen Angestellten weitestgehend vermied. Die ganze Woche verging auf diese Weise – mit nichts. Ich rutschte aufmeinem Stuhl herum, versteckte mich, wartete, und hoffte vergebens, dass Bonde Madsens warme Handflächen nicht wieder in meine Nähe kamen – bis Donnerstagnachmittag Nkem in der Tür stand. Sie sah irgendwie verärgert aus.
    »Schlechte Neuigkeiten. Ich habe wirklich keine Ahnung, was diese

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