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Totenzimmer: Thriller (German Edition)

Totenzimmer: Thriller (German Edition)

Titel: Totenzimmer: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Staun
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ist. Die Standardanalyse hat zu keinem Ergebnis geführt. Wir haben diesen Stoff ganz einfach nicht in der Bibliothek, ich komme also nicht umhin, eine NMR-Spektroskopie machen zu lassen …«
    »Und das dauert … wie lange? Eine Woche? Heute ist Donnerstag.«
    Sie starrte vor sich hin und dachte nach. »Also, wenn ich es schaffe, die Proben heute noch wegzuschicken, sind sie morgen da und könnten über das Wochenende untersucht werden.« Sie dachte weiter. »Aber das ist nicht sonderlich wahrscheinlich, du solltest damit rechnen, dass sie die Proben erst am Montag haben, und dann kriegen wir die Ergebnisse am Donnerstag, wenn nicht erst am Freitag. Und dann muss ich die Ergebnisse noch in den Chemical Abstracts vermerken, du solltest also damit rechnen, dass es Freitag wird.«
    »Die DNA kriegen wir auch erst am Freitag.« Entsetzt wurde mir bewusst, dass ich damit auch noch die nächste Woche so verbringen musste. Eine im wahrsten Sinne des Wortes
unerträgliche
Vorstellung.
    »Aber ich habe auch noch eine gute Nachricht.« Nkem kam in mein Büro und setzte sich auf das Sofa. Ich blieb am Schreibtisch sitzen. »Das Mädchen hatte Unmengen von Rohypnol im Körper. In etwa die gleiche Dosis wie die bei Schloss Hvedholm.«
    Irgendwie hatte ich das erwartet. Wenn er die Mädchen mehrere Tage in seiner Gewalt hatte, musste er dafür sorgen, dass sie ruhig blieben. Rohypnol war da eine fast schon gnädige Lösung. Alternativ hätte er sie wie ein Tier einsperren und fesseln müssen. Auch dies war also ein Hinweis darauf, dass es sich um den gleichen Täter handelte.
    »Nur Rohypnol. Nichts anderes?«, fragte ich.
    Sie schüttelte den Kopf. Und ich sah eine Woche vor mir, die mindestens so nervtötend würde wie die gerade vergangene. Plötzlich wusste ich, was ich tun musste.
    »Weißt du was? Ich mache eine Woche frei«, platzte ich heraus, noch ehe ich den Gedanken ganz zu Ende gedacht hatte.
    »Fahrradfahren?«
    Ich nickte.
    »Im Hinblick auf die drohende Explosionsgefahr.«
    Ich war, was körperliche Betätigung anging, eigentlich eher faul veranlagt, aber wenn ich mich oder meine Mitwelt oder irgendetwas sonst nicht mehr ertrug, fuhr ich bis zur totalen Erschöpfung Fahrrad. Sie nickte und stand auf.
    »Gib auf dich acht«, sagte sie und streichelte mir über die Wange. »Und setz deinen Fahrradhelm auf. Schuppen sind wirklich das kleinere Übel, wenn du dadurch dein makelloses Hirn schützen kannst.« Sie zwinkerte mir zu, bevor sie zur Tür ging und den Raum verließ.
    Ich hasste Fahrradhelme. Wenn ich so ein Ding aufsetzte, juckte meine Kopfhaut wie verrückt und begann sich zu schuppen, so dass ich anschließend wochenlang Anti-Schuppen-Shampoo verwenden musste.
    Ich rief unten bei Ruth an und teilte ihr mit, dass ich mir in der nächsten Woche Urlaub nahm und jetzt gleich gehen würde. Dann hastete ich durch die Glastüren nach draußen zu meinem Auto.
    Zu Hause im Jagtvej holte ich als Erstes mein Mountainbike aus dem Keller, wo es seit dem Umzug gestanden hatte. Ich hatte mir jeden Tag aufs Neue vorgenommen, ein besserer Mensch zu werden und wenigstens mit dem Fahrrad zum Institut zu fahren. Auch mit dem Rauchen wollte ich aufhören und auf die abendliche halbe Flasche Wein verzichten. Leider war all diesen guten Vorsätzen bei mir immer nur ein bemitleidenswert kurzes Leben vergönnt. Auch damals, als die Magie mit Michael verloschen war, hatte ich mir jedenTag aufs Neue vorgenommen:
Morgen schmeißt du ihn raus.
Doch ehe ich mich versah, waren zwanzig Jahre vergangen, und er war noch immer da und hatte Wurzeln in meiner Wohnung geschlagen.
    Das Fahrrad war von klebrigen Spinnweben bedeckt, und die Reifen sahen ziemlich platt aus, so dass ich es bis nach Vesterbro schieben musste, um neue Schläuche einsetzen zu lassen. Als ich dort ankam, wollte der Besitzer der Werkstatt gerade schließen, war dann aber doch so nett, mir zu helfen.
    Während ich wartete, rief Großvater an. Kurzatmig erzählte er mir, dass jetzt auch das letzte Schwein verkauft war. Er vermisste es, wie er auch all die anderen vermisste. Nur all die Klagen über den Güllegeruch würden ihm nicht fehlen, und ganz sicher nicht die Gesundheitsapostel vom Veterinäramt mit all ihren demütigenden »Kontrollbesuchen«. Außerdem wurde es mit seiner Lunge auch nicht besser, und ein bisschen einsam fühlte er sich auch. Ob ich in diesem Jahr denn keinen Urlaub machen wolle? Ich zögerte und versuchte, der Antwort zu

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