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Totenzimmer: Thriller (German Edition)

Totenzimmer: Thriller (German Edition)

Titel: Totenzimmer: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Staun
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Madsens Wortschatz passte. Überhaupt gab ich mir Mühe, wie jemand zu klingen, der mindestens einhundertsiebzehn Jahre alt war. Ich betonte jedes einzelne Wort, so dass jeder Buchstabe, aus dem es bestand, hörbar war. »Abgesehen davon wäre es ziemlich unsinnig, vor einem Mann zu warnen, den wir nicht finden können. Denken Sie nur an die Konsequenzen, die das nach sich ziehen würde. Soll die ganze Insel mit Mundschutz herumlaufen?«
    Ich machte eine Pause und blickte streng vom einen zum anderen.»Das Ganze ist komplett lächerlich, und das wissen Sie ganz genau.« Ich schüttelte den Kopf und sah für einen kurzen Moment weg, bevor ich fortfuhr:
    »Das Schlimmste daran ist aber,
dass
Sie das ganz genau wissen. Und es gibt noch einen Unterschied zwischen Helle und mir. Ich weiß nämlich, dass die letzte Lepraerkrankung hierzulande bis ins Jahr 1911 zurückreicht. Und – Karoly, wären Sie so nett, einen Augenblick nach draußen zu gehen?«
    »Nein«, sagte er feindlich. »Das bin ich ganz sicher nicht.«
    »Es gibt wohl kaum etwas, das Karoly nicht zu hören verkraftet, reden Sie nur weiter«, sagte Bonde Madsen.
    »Dazu kommt noch der Aspekt, dass Ihre kleine blonde Freundin vollkommen von Ihnen besessen ist, Dr. Hans Bonde Madsen, und dass sie rasend eifersüchtig auf mich ist, nachdem sie Sie mit heruntergelassener Hose in meinem Büro gesehen hat.« Ich starrte Bonde Madsen an, der lächelnd den Kopf schüttelte. Aus den Augenwinkeln sah ich, wie Karoly der Unterkiefer nach unten klappte. »Helle hat in dieser Situation ihre Chance gewittert, mich zu diskreditieren, hatte aber nicht genug Hirnzellen, um es wirklich richtig zu machen.«
    »Ha-ha-ha!« Bonde Madsen schlug sich auf die Schenkel und klatschte sich auf den Bauch. »Diese schöne Frau? Scharf auf einen dicken, alten Mann wie mich? Das glaube ich nicht.« Aber sein Blick flackerte und seine Stimme klang schrill. Es war eindeutig, dass er verzweifelt versuchte, die ganze Sache ins Lächerliche zu ziehen. Er wusste Bescheid, und er log. Wie er auch gelogen hatte, als er bei unserer ersten Begegnung im Franck A. behauptete, nie mit einer Angestellten etwas anzufangen. Dann wurde mir mit einem Mal bewusst, dass es möglicherweise noch viel schlimmer war: Vielleicht hatten Helle und er immer noch ein Verhältnis. Sofort kam mir die Geschichte einer verschmähten Frau in den Sinn, die vor ein paar Jahren das Haus ihres Geliebten angezündet hatte, in dem dessenEhefrau und Kinder schliefen. Auch ihr Name fiel mir wieder ein, Elisabeth Væver, eine Ärztin, die ihrem Opfer zuvor noch Morphin gegeben hatte, damit sie wirklich sicher sein konnte, dass ihre Nebenbuhlerin nicht aufwachte. Ich spürte meinen Mundwinkel zittern, und registrierte ein kaum sichtbares, unsicheres Zucken in Madsens Gesicht.
    Ich fuhr fort: »Außerdem arbeite ich seit fünfzehn Jahren als Rechtsmedizinerin, und in all diesen Jahren habe ich mir nie auch nur das Geringste zuschulden kommen lassen. Ich weiß, was ich zu wem sagen darf, und habe nicht die Spur eines Interesses …«
    »Ach ja? Und warum haben Sie es dann getan?«, unterbrach Karoly mich mit gespielter Verblüffung. Selbst er musste es doch mittlerweile besser wissen.
    »Wie soll ich mich ausdrücken, damit auch Sie mich verstehen? Ich habe mich dem
Ekstra Bladet
gegenüber NICHT geäußert. Jemand anderes hat dort angerufen und in meinem Namen Informationen preisgegeben.«
    »So kommen wir nicht weiter. Wir haben hier einen Artikel. Sie haben sich zu einem Fall geäußert, zu dem Sie sich nicht äußern durften.« Karolys Stimme lag exakt einen Ton zu hoch, und er starrte die Wand an, als er diesen Satz abfeuerte.
    »Das ist ein Bild von Ihnen. Ein Journalist hat mit Ihnen gesprochen und mit dem Sekretariat, das Sie zuvor ebenso bereitwillig darüber informiert hatten, dass der Mörder leprakrank ist.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich habe nichts mehr hinzuzufügen.«
    »Sie sind vom Dienst suspendiert, bis Sie Ihre Behauptung beweisen können, Dr. Krause.« Da kam es also doch noch: Dr. Krause. »Legen Sie Ihren Schlüssel und Ihre Karte auf meinen Schreibtisch, bevor Sie gehen.« Bonde Madsen war aufgestanden und sah aus dem Fenster.
    »Das
Ekstra Bladet
druckt morgen einen Widerruf. Des Weiteren habe ich diese Information gegenüber der
Fyens Stiftstidene
dementiert,aber das ist jetzt ja wohl auch egal.« Ich machte auf dem Absatz kehrt und ging vor Wut kochend und ziemlich verletzt zurück in mein Büro.

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