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Toter geht's nicht

Toter geht's nicht

Titel: Toter geht's nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faber Dietrich
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Nein, bei diesem ganzen Haus – und Kindergeackere, da helfen sie nur. Vielen Dank auch dafür. Es hat sich ein Scheißdreck geändert. Nur reden unsere Männer heute blumiger daher als früher.
Und wenn wir blöden Weiber dann an unserer eigenen Erwartungshaltung scheitern, was wir immer tun, bekommen wir ein schlechtes Gewissen, schlechte Laune und keine Lust mehr auf Sex. Denn wir haben neben dem Anspruch, gute Mütter zu sein, einen Haushalt zu führen, erfolgreich im Job zu sein und dabei stets attraktiv, aktiv und sympathisch rüberzukommen, auch noch unsere eigenen Mütter im Blut und im Nacken. Wir wissen noch genau, wie es früher, zu der Zeit, als wir Kinder waren, in ihren Wohnungen ausgesehen hatte. Wir haben zugesehen, wenn sie Unterhosen bügelten und Staub wischten, vor allem dort, wo keiner war. Wir können uns heute prima darüber lustig machen, doch insgeheim erwarten wir es immer noch selbst von uns. Wenn es bei uns chaotisch aussieht und überraschender Besuch über uns hereinbricht – wem ist das dann peinlich? Unserem Mann? Fühlt der sich dafür verantwortlich?
Was werden sie sich nun bei uns im Vogelsberg das Maul über mich zerreißen. Wie kann eine Frau und Mutter nur ihre Familie so alleinlassen? Ob krank oder nicht, scheißegal. Das tut man nicht. Das löst man anders. Wird dies auch ein Mann gefragt, der seine Familie verlässt? Wird er an seine armen Kinder erinnert? Nein, denn da ist ja noch die Mami da.
Schuldgefühle haben, das sehe ich langsam nicht mehr ein. Und inmitten dieser riesigen Schneeberge werden die auch jede Minute kleiner. Hoffe ich zumindest.
Laurin und Melina, ihr schafft das … diese Zeit ohne mich. Ihr werdet nun euren Papa mal ein bisschen näher kennenlernen. Und umgedreht auch. Ich würde so gerne mal mit euch sprechen, aber das geht nun mal gerade nicht. Irgendwann bin ich wieder da. Es wird dann nicht mehr so sein früher.
Ich hatte nun 14 Jahre fast jeden Tag Kinder um mich. Da wird es nun auch mal möglich sein, dass ich ein paar Wochen mal nicht im Haus bin.
     
    Miriam Meisler fährt wie eine Bekloppte. Ich sitze neben ihr und fühle mich wie ihre Mutter. «Vorsicht», sage ich immer, oder «Upps», «Hui» und «Achtung».
    Meine rechte Hand halte ich verkrampft an der Seitentür fest, und manchmal weise ich sie dezent auf die Geschwindigkeitsbegrenzungsschilder hin.
    «Mach dich mal locker», sagt Miriam.
    «Ich bin locker», lüge ich.
    «Mein Gott, nur weil es mal ein paar Zentimeterchen geschneit hat, scheißen die sich alle in die Hose. Dabei wird die Autobahn doch geräumt», sagt sie, während sie mit Tempo 210 einen Audi A6 überholt. Sie fährt ein Golf GTI-Cabrio. Ich erzähle ihr, was man in den achtziger Jahren zu Recht von Golf-GTI-Fahrern gehalten hat.
    «Gähn», sagt sie darauf.
    Wir sind auf der Fahrt nach Regensburg und werden dort am späten Abend in einem Hotel Herr Bärt treffen. Es ist die schnellstmögliche Gelegenheit, in dieser Woche noch ein persönliches Gespräch mit ihm zu führen. Herr Bärt ist ja auf Comedy-Tournee und reist morgen nach Linz weiter. Inzwischen haben wir seine Handynummer. Allerdings geht er niemals dran. Erst als Miriam ihm auf der Mailbox mit einer Vorladung drohte, hat Frau Mörtelspecht von Shalala diesen Termin in Regensburg klargemacht.
    Laut Ewald Naumann, einem langjährigem Elferratsmitglied des Schottener Karnevalvereins, haben sich Klaus Drossmann und Herr Bärt tatsächlich gekannt. Mitte der Achtziger hätten sie sogar gemeinsam in einer Kapelle musiziert. Freunde habe Drossmann in Schotten tatsächlich keine gehabt. Aus Naumanns Erzählungen wurde sehr deutlich, dass er niemals wirklich im Faschingsverein integriert gewesen ist. Er sei seltsam und verschlossen gewesen. Innerhalb der Stimmungscombo, in der Drossmann und Herr Bärt zusammen musizierten, muss es dann zu Unstimmigkeiten gekommen sein, sodass Drossmann nach zwei Kampagnen ausstieg.
    Auf der diesjährigen Fremdensitzung sei Herr Bärt wieder aufgetreten, berichtete Ewald Naumann weiter. Und einige andere Narren hätten in der Narrhalla, wie die Schottener Festhalle während der Faschingszeit genannt wird, einen Gast mit Sensenmann-Kostüm gesehen. Als Klaus Drossmann wurde er allerdings nicht erkannt. Es steht die Vermutung im Raum, dass er seine Maske den ganzen Abend nicht abgezogen habe.
    Miriam Meisler ist sich sicher, dass Herr Bärt etwas mit dem Mord zu tun haben muss. «Wer sich Lieder wie ‹Lass uns fummeln, Pummel›

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