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Toter geht's nicht

Toter geht's nicht

Titel: Toter geht's nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faber Dietrich
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rattert. Etwas lauter rede ich weiter:
    «Ich bin mir sicher, dass das Demo zu diesem Song noch auf der fehlenden Tonkassette zu hören ist. Alle Kassetten sind vollzählig, nur diese eine fehlt.»
    Miriam zieht die Brauen hoch. Ich fahre fort:
    «Die fehlende Kassette stammt aus dem Jahr 1988. Das Keyboard ist ebenfalls aus dieser Zeit. 1988 hat Klaus Drossmann mit Herr Bärt zusammen musiziert. Zwanzig Jahre später bringt Herr Bärt dann den Song raus, hat diesen riesigen Erfolg und steckt sich dreist alle Tantiemen in die eigene Tasche, obwohl Drossmann das Ding geschrieben oder jedenfalls komponiert hat.»
    «Aber es kann doch genauso gut sein», hakt Miriam ein, «dass Herr Bärt diesen Pummelfummel-Mist Ende der Achtziger geschrieben hat und Drossmann es nur eingespielt hat.»
    «Natürlich kann das sein. Ich glaube es aber nicht.»
    Meine Stimme wird noch lauter. Ich beginne mit den Händen herumzufuchteln wie Michel Friedmann oder Fritz von Thurn und Taxis und rede mich in eine Mischung aus hektischer Euphorie und euphorischer Hektik.
    «Vater und Sohn versuchten beide hartnäckig Kontakt zu Herr Bärt aufzunehmen. Warum wohl? Ich denke, sie wollten Geld. Klaus Drossmann hätten sämtliche GEMA-Einnahmen, zumindest für die Musikkomposition, zugestanden. Vermutlich wäre er Millionär geworden. Doch dagegen hatte Herr Bärt entschieden etwas. Er hat ihn darum auf dem Umzug erschlagen. Vermutlich hat Herr Bärt aber nicht damit gerechnet, dass der Sohn auch von der Komposition seines Vaters wusste.»
    Miriam Meisler blickt mich aus leicht zusammengekniffenen Augen an. Dann steht sie auf, stellt sich vor das Küchenfenster, fährt sich mit der Hand durch ihr kurzes Haar und sagt:
    «Wenn du recht hast, könnte es so gewesen sein, dass Herr Bärt vom jungen Drossmann erpresst wurde. Mensch Alter, natürlich, diese Lebensgefährtin von Herr Bärt, diese Jenny Siegl, die hat doch davon gesprochen, dass sie ein Telefongespräch belauscht hat, in dem es um 100 000 Euro ging, die Herr Bärt bezahlen soll, dass er die Kohle aber nicht hätte und er deswegen so unter Druck stand und aggressiv war und so.»
    «Der junge Drossmann muss die fehlende Kassette gehabt haben», sage ich. «Die hat er uns vorenthalten, er hat sie versteckt und damit dann den Bärt erpresst. Und Herr Bärt hat sich des Problems entledigt, indem er Frank Drossmann Pflanzenschutzmittel hat trinken lassen. Nichts Selbstmord … meine Fresse.»
    Alles wirkt so schlüssig. Doch was nun? Miriam und ich scheinen denselben Gedanken zu haben.
    «Können wir irgendetwas beweisen? Nicht wirklich, oder?», fragt sie und setzt sich im yogaesken Schneidersitz wieder auf ihren Stuhl.
    «Nee, wohl nicht.»
    Ich denke eine Weile nach.
    «Wir können weder beweisen, dass Klaus Drossmann wirklich der Komponist ist, noch dass Herr Bärt beide Morde begangen hat», sage ich.
    Miriam nickt.
    «Aber wir haben eine neue Spur, eine Idee», sage ich leicht trotzig. «Einen klaren Verdacht, dem wir nachgehen können. Und wir haben Markus wieder im Team.»
    Unruhig rutsche ich auf dem von mir besetzten Holzküchenstuhl herum. Mein Rücken schmerzt leicht, und ich frage mich, ob es am Alter oder am Küchenstuhl liegt. Vermutlich an beidem.
    «Traust du dieser Pappnase Herr Bärt wirklich zwei so kaltblütige Morde zu?», fragt Miriam. «Ich kann mir eigentlich auch nicht vorstellen, dass der Mord auf dem Faschingsumzug geplant war. Wenn man so etwas vorhat, sucht man sich doch eine andere Location aus, oder? Und die Eisenstange spricht auch eher dafür, dass es im Affekt passiert ist.»
    «Es kann doch sein, dass Drossmann und Herr Bärt sich hinter dem Feuerwehrhaus gestritten haben, dann lag da die Eisenstange rum, und dann ist es passiert. Ist doch egal, ob geplant oder nicht.»
    Plötzlich steigen in mir wie aus dem Nichts wieder Zweifel auf. Die Sicherheit, dass es so gewesen sein muss, weicht. Der Schwung ist dahin. Auch die Geschirrspülmaschine rattert nicht mehr. Was, wenn das alles mit den Morden nichts zu tun hat, wenn ich mich in einer fixen Idee verrenne? Werde ich übermütig, nur weil ich gegen meine sonstigen Gepflogenheiten so etwas wie kriminalistischen Spürsinn entwickelt habe? Weil ich eine Idee habe? Ich traue mir nicht.
    «Alles klar?», fragt Miriam.
    «Was?» Ich schrecke aus meinen Gedanken hoch. «Ja, klar.»
    «Noch ’n Wein?»
    Ich lasse mir noch ein halbes Glas eingießen.
    Die große Frau Groß betritt, diesmal ohne grüne Brille, die

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