Toter Mann
Brasserie. Kennst du die Ecke?« »Manfreds ?«
»Ja, aber ich meine das Parkhaus.« »Was soll ich sagen?«
Lejon schlug ihm mit der flachen Hand auf die Wange. Das Geräusch war schlimmer als der Schlag selber. »Du sollst sagen, dass du das Parkhaus kennst.« »Ich kenne es.«
Ein Verrückter. In sein Haus war ein Verrückter eingedrungen.
Diese von Gott vergessene Straße war vom Teufel heimgesucht worden. Zuerst Sellberg, und jetzt wieder ein Durchgeknallter . Er hätte sofort nach der Abrechnung mit Sellberg abhauen, die Stadt verlassen sollen. Sein Buch war ja sowieso nichts weiter als ein totes Buch. In den Augen des anderen war etwas, das ihm sagte, dass er die Morgendämmerung nicht mehr erleben würde. Das bedeutete, nie mehr. Den Kopf noch ein letztes Mal drehen. Es tut weh, aber es ist besser als der große Schlaf. Will er mich erwürgen? Mich erschießen?
Aber warum?
Der andere richtete sich auf. Will er mich tottreten?
»Was fällt dir zu dem Parkhaus ein?«, fragte er.
Ademar schaute auf seine Knie. Er wollte dem anderen nicht ins Gesicht sehen. Jetzt hatte er wirklich Angst. »Antworte!«
»Mein ... Auto«, antwortete er. »Dort steht mein Auto.« »Richtig.«
»Und ... was ist damit?«
»Ich bin dort gewesen und habe dein Auto untersucht. Ein Saab, weiß, was die Sache erleichtert hat. Weißt du, warum?« »Nein. Nein, ich weiß es nicht.«
»Weil es leichter war, die Überreste von meinem Auto an deinem Auto zu erkennen.«
Und er trat ihm in die Brust.
Ademar hatte das Gefühl, als würde sein Herz stehen bleiben. »Hörst du mich, du Schwein? Du hast mein Auto angefahren!« Ein weiterer Tritt, diesmal in die Hüfte. Er spürte ihn nicht. Er dachte an den Tod, der schon auf ihn wartete. Er dachte nach vorn, an die Zukunft. Sollte man das nicht immer tun, ganz gleich, was passierte?
»Du hast mein Auto angefahren!«
Ein weiterer Tritt. Diesmal von hinten. Der andere war um ihn herumgegangen. Er wollte ihn von allen Seiten treten. Zum Schluss würde er ihm den Kopf wegtreten. Er konnte sich nicht erinnern, was für Schuhe der Kerl trug, aber sie waren scharfkantig.
»War ... warten Sie«, sagte er. »Ich habe kein Auto angefahren.« »Ha!«
Noch ein Tritt. Er versuchte, den Tritten auszuweichen, aber das war natürlich sinnlos. Er konnte dieses Zimmer nicht verlassen. Dieses Zimmer würde sein letztes sein.
»Du bist abgehauen!«
Der nächste Tritt traf seine Schulter. Bald würde es vorbei sein.
Er schloss die Augen. Lass es schnell gehen. Lass mich sofort bewusstlos werden. Ich habe etwas getan und weiß nicht, was. Ich habe kein Auto angefahren. Mir ist nichts aufgefallen. Merkt man so was nicht? Habe ich ein Auto gestreift, als ich aus dem Parkhaus herausgefahren bin? War es in der letzten Woche? Wann war es? Kam ein Anruf, als ich hinausfuhr? Ist etwas passiert, als es klingelte? Habe ich am Lenkrad herumgefummelt? Vielleicht. Ich habe nichts bemerkt. Ich habe nichts gehört. Wer hat angerufen? Stefan? Ja, er hat angerufen, als ich aus dem Parkhaus fuhr. Ich erinnere mich. Scheiße. Vielleicht ist es da passiert. Dieser Kerl, der bald ein Mörder sein wird, hat gegenüber geparkt. Ganz offenbar ein Krimineller, noch dazu lebensgefährlich. Er hat mich gesucht. Zehntausende von Autos gibt es in der Stadt, und dann ausgerechnet seins. Ich kann mich nicht an sein Auto erinnern. Der führt sich auf, als hätte ich seine Mutter und seinen Vater überfahren. Muss man wegen eines Autos sterben? Muss man wegen eines Autos zum Mörder werden?
»Entschuldigung!!!«
Bei der Lautstärke seiner eigenen Stimme zuckte er fast zusammen. So laut war sie noch nie gewesen. Sie klang wie ein Schiffssignal. Ein Nebelhorn.
»Entschuldigung!!!«
»Dafür ist es zu spät.« Er bekam noch einen Tritt, gegen die Schulter. »Ich vergebe niemandem.«
»Es ... es war ... ich kann mich nicht erinnern! Ich habe es nicht bemerkt! Ich schwöre es! Wenn ich es gemerkt hätte, hätte ich sofort angehalten. Ich hätte einen Zettel hinterlassen.«
»Ach ja?! Hättest du wirklich angehalten und einen Zettel hinterlassen?«
Lejon trat wieder nach ihm, erneut gegen die Schulter. »Wollen Sie ... mich umbringen?«
»Ja!«
»Sind ... sind Sie so feige? Sind Sie so verdammt feige?!« Ademar erwartete einen Tritt gegen den Kopf und schloss die Augen. Er versuchte, an nichts zu denken. Nur eine einzige Explosion im Kopf, dann ist es vorbei.
»Was hast du gesagt? Hast du feige gesagt?« »Ja.«
Immer noch
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