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Toter Mann

Toter Mann

Titel: Toter Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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Sie es für möglich, dass er sich auf Brännö versteckt hält?«
    »Er ist seit mindestens dreißig Jahren nicht auf der Insel gewesen«, sagte sie. »Oder noch länger.« »Er stammt doch von dort.«
    »Er ist nicht dort gewesen. Wir ... sind nie dort gewesen.« »Warum nicht?«
    »Auf der Insel lebt niemand mehr von seiner Familie.« »Was ist passiert?«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Was ist mit seiner Familie passiert?«
    »Sie sind alle gestorben«, antwortete sie. Dann lachte sie auf.
    »So ist das Leben. Alle sterben.« »Seine Eltern?«
    Sie nickte.
    »Hatte er Geschwister?« »Nicht dass ich wüsste.«
    »Steht das Haus noch, in dem er aufgewachsen ist?«
    »Ich weiß es nicht. Wie gesagt, ich bin nicht dort gewesen. Er hat nie darüber gesprochen. Ich habe nie gefragt. Er wollte nicht gefragt werden.«
    »Das klingt sehr seltsam«, sagte Winter. Sie antwortete nicht.
    »Dafür muss es einen Grund geben.«
    »Ist nicht vieles häufig seltsam?«, fragte sie. »Gibt es immer für alles Erklärungen?«
    »Sie haben gesagt, er sei tot, als Sie anriefen.«
    »Ich habe gesagt, ich glaube nicht, dass er noch lebt.« »Ist das nicht dasselbe?«
    »Nein. Bei Ihnen klingt es so definitiv.«
    »Was hat Sie veranlasst, diese Formulierung zu benutzen?« »Weil ich nichts von ihm gehört habe.«
    »Früher hat er sich also gemeldet?«
    »Zumindest hat er angerufen.«
    »Aber diesmal nicht?«
    »Nein.«
    »Würden Sie mich bitte für einen Moment zum Auto begleiten?«
    »Warum?«
    »Ich möchte, dass Sie sich etwas anhören.«
    »Ich ... wollte es nicht tun.«
    »Wie bitte? Was haben Sie gesagt? Ich habe Sie nicht verstanden. Was haben Sie gesagt?«
    »Ich ... will es nicht tun. Ich will nicht! Helfen Sie mir!«
    Sie sah Winter an. Während sie lauschte, war etwas mit ihrem Gesicht passiert.
    »Was wollen Sie von mir hören?« »Kennen Sie die Stimme?« »Nein.«
    Winter spielte die kurze Sequenz noch einmal ab und beobachtete ihr Gesicht. Es sah aus, als wollte sie nicht zuhören. Ihre Hände schienen auf dem Weg hinauf zu ihren Ohren zu sein.
    Er schaltete das Gerät aus.
    »Das ist nicht Jans Stimme, falls Sie das glauben.«
    »Nein, ich erkenne die Stimme auch nicht. Kommt sie Ihnen kein bisschen bekannt vor?« »Nein.«
    »Okay.«
    »Wovon redet er?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Winter. »Was will er nicht tun?«
    »Keine Ahnung.«
    Plötzlich flog ihre Hand an den Mund. Sie wurde kreideweiß. »Es geht um Jan«, sagte sie.
    »Was meinen Sie?«
    »Er soll Jan umbringen.«
    »Wie kommen Sie auf die Idee?«, fragte Winter.
    »Er kann niemand anderen meinen.« Sie hatte Winter hart am Arm gepackt. »Sie müssen ihm zuhören, Sie müssen ihn finden.« »Wir versuchen es«, sagte Winter.
    In ihr Gesicht kehrte Farbe zurück.
    »Sind Sie sicher, dass Sie die Stimme noch nie gehört haben?«, fragte Winter.
    Sie antwortete nicht.

26
    Ringmar sah aus, als hätte er irgendwo draußen in seinen Kleidern geschlafen. Er hatte sich schon mehrere Tage lang nicht rasiert. »Wie geht's dir, Bertil?«
    »Ausgezeichnet.«
    Einige Damen, die ihren Stammtisch im Ahlströms ansteuerten, drehten sich nach ihm um.
    »Ich hätte auch eine Holländerschnitte nehmen sollen«, sagte er mit einem Blick auf Winters Kuchenteller. »Nimm meine.«
    »Ich dachte, du magst keine Sommertorten.«
    »Jetzt mag ich sie. Es ist doch immer noch Sommer, oder? Guck mal, es sind Blaubeeren drin. Her damit.«
    »Okay, okay, okay.«
    Sie tauschten die Teller. Die Damen schauten ihnen zu. Sie sahen aus wie richtig feine Damen. Es war eine Konditorei der feinen Leute. Winter und Ringmar fielen ein bisschen auf, besonders Ringmar, und besonders heute.
    Er lächelte den Damen zu: Sind Sie auch Stammgäste? »Wie steht's mit der Lebenskrise, Bertil?«
    »Wie geht es deinen Kopfschmerzen, Erik?«
    »Danke, gut.«
    »Und vielen Dank für deine Nachfrage.«
    Winter sah auf die unschuldige Sommertorte, die ihn an seine Kindheit erinnerte. Im Augenblick war das Stück Torte das Unschuldigste in dieser Stadt. Und bald würde sie weg sein. Er würde sie aufgegessen haben.
    Er legte die Kuchengabel hin.
    »Berit Richardsson hat große Angst«, sagte er.
    »Scheint so.« Ringmar versuchte, die Holländerschnitte mit seiner Gabel zu perforieren, ohne dass der Blätterteig ein Trümmerhaufen wurde, was ihm gründlich misslang. »Scheiße.«
    »Vor wem hat sie Angst?«
    »Vielleicht vor mehreren Leuten«, sagte Ringmar . »Vor wem?«
    »Ihrem Mann. Vor dem, was ihn

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