Toter Mann
Göta -Coldinu-Orden. Das ist ein sehr geheimer Orden. Perners wusste nichts über ihn. Niemand weiß etwas. Und was der Name bedeutet, ist auch ein Geheimnis. Übrigens ist Schweden das einzige Land auf der Welt, wo es den Orden noch gibt.«
»Den gibt es noch? Oder ist das auch ein Geheimnis?«
»Tja, der Göta-Coldinu-Orden ist unter einer Adresse in Hagen registriert. Bellmansgatan 12. Die haben auch eine Telefonnummer. Ich bin dort gewesen, konnte aber nicht herauskriegen, wo im Haus sie sitzen. Ebenfalls ein Geheimnis. Ich habe die Nummer mehrmals angewählt, aber da hebt niemand ab. Es gibt auch keinen Anrufbeantworter.«
»Du weißt nichts über die Anzahl der Mitglieder?«
»Die letzte Angabe ist von 1906.« Aneta Ojanali lächelte. »Zweitausend Mitglieder in ganz Schweden.«
»Die gibt es nicht mehr«, sagte Winter. »Bleibt die Frage, wie es mit dem Nachwuchs steht.«
»Wenn man es so nennen kann«, sagte Aneta Ojanali. »Was für seltsame Leute.«
»Orden sind so eine Sache«, sagte Winter.
»Müsstest du nicht bei den Rotariern, der Freimaurerloge oder etwas Ähnlichem Mitglied sein?«
»Warum?« Winter war überrascht von ihrer Frage. »Du siehst aus, als wärst du beleidigt.«
»Ich bin beleidigt.«
»Hat das nicht etwas mit Status zu tun? Ist Göteborg nicht so eine Stadt? Leute in leitenden Stellungen treten solchen albernen Gesellschaften bei.«
»Ich hab noch nie einen Gedanken darauf verschwendet«, sagte Winter.
»Und wenn Göta Coldinu sich meldet?«
»Wahrscheinlich wird dann eine so hohe Geheimhaltungsstufe gewahrt, dass niemand weiß, dass man dazugehört.«
»Perners hat noch etwas erwähnt. Er wusste nicht, ob der Orden etwas damit zu tun hatte, aber 1997 fand eine dieser Kreuzaufpflanzungen in Eriksberg statt.«
»Gibt es in Eriksberg ein Coldinu-Kreuz?!«
»Ja. Am 18. August 1997 hat man dort ein Kreuz errichtet.« »Wer?«
»Ich weiß es nicht.«
Am 18. August 1997. Das Datum kannte Winter. Es war eines der wenigen Daten, an die er sich erinnern konnte, so wie man sich an seinen eigenen Geburtstag erinnert. Am 18. August 1997 hatten sie seinen Freund Mats begraben.
»Sie haben das Kreuz bei der damaligen Ostindienfahrerwerft in Eriksberg aufgestellt«, sagte Aneta Djanali. »Auf einem der Piers, Pier vier, glaubt Perners.« Sie schaute wieder in ihr Notizbuch. »Sie haben neun Schüsse Salut abgegeben.«
Winter betrat Ringmars Büro, ohne anzuklopfen. Die Tür war angelehnt. Ringmar stand neben dem Schreibtisch und schien im Begriff zu sein, das Zimmer zu verlassen. Er trug eine Jacke.
»Willst du weggehen?«
»Nein, ich bin gerade gekommen.« »Acht Schüsse«, sagte Winter. »Wie bitte?«
»Da gibt es einen Zusammenhang! Wir müssen darüber reden. Kannst du die Jacke nicht ausziehen?« »Du wirkst aufgeregt.«
»Vielleicht habe ich einen Grund. Ich weiß nicht genau. Ich versuche, Zusammenhänge zu erkennen. Und dazu brauche ich Hilfe.«
»Okay.« Ringmar zog seine Jacke aus und hängte sie an einen Haken an der Wand.
»Ich habe eben mit Öberg gesprochen. Wir haben acht Schüsse. Aus derselben Pistole sind acht Schüsse abgegeben worden. Davon können wir jetzt also mit Sicherheit ausgehen. Eine Kugel steckte in dem Auto auf der Älvsborgsbrücke, drei in und um Sellbergs Haus herum und vier in Sellberg selber. Das sind acht Schüsse. Fehlt noch einer.«
»Wieso fehlt einer? Wie kommst du darauf?«
»In der Pistole ist noch eine Kugel! Im Magazin einer Tokarev sind acht Kugeln, das weiß ich, aber es gibt die Möglichkeit, nachzuladen.«
»Jetzt kann ich dir wirklich nicht mehr folgen, Erik.« Winter erzählte ihm von Aneta Djanalis Erkenntnissen. »Neun Schüsse Salut«, wiederholte er.
»Schießt du jetzt nicht ein bisschen über das Ziel hinaus?« »Vielleicht, aber ich ... Es muss einen Sinn gehabt haben, dass das Kreuz im Auto lag.« Er zog das Foto aus der Tasche. »Dieses Kreuz. Da gibt es einen Zusammenhang. Es ist eine Art Botschaft.« »Von wem?«
»Das weiß ich nicht.« »Dem Mörder?«
Winter antwortete nicht.
»Will uns der Mörder etwas mitteilen?«
»Was sollte er uns denn mitteilen wollen, Bertil?« »Ich weiß es nicht, Erik.«
»Hat er Angst?«
»Angst vor wem?«
»Seinem ... Auftraggeber.«
»Was meinst du damit?«
»Er wurde gezwungen, etwas zu tun.« »Was?«
»Sellberg zu ermorden.«
»Und was ist mit den anderen Schüssen, die abgegeben worden sind?«
»Ich weiß es nicht.«
»Hat er das Kreuz im Auto
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