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Toter Mann

Toter Mann

Titel: Toter Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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isoliert.«
    »Ich habe das Gefühl, hier isoliert zu wohnen«, sagte er. Sie schwieg.
    »Komm nach Hause, Aneta.«
    Jetzt trat sie in einen Laubhaufen. Es war nur eine kleine passive Bewegung. Sie empfand immer noch keine Aggressionen. »Oder komm wenigstens mit auf einen Ausflug in die Schären.
    Wir können übers Wochenende fahren. Du, ich und die Kinder. Sie fragen nach dir.«
    »Okay«, sagte sie.
    22.15
    Sie waren auf dem Weg zurück zur Insel. Jetzt lag Stora Källö auf der linken Seite. Am Himmel stand immer noch die Sonne. Genau das dachte sie: Am Himmel steht immer noch die Sonne.
    Sie sah das Sommerlager. Es wirkte wie ein Gefängnis, umgeben von einer Mauer. Nirgends war eine Menschenseele zu sehen. Alle mussten schon im Bett liegen, egal, ob sie müde waren oder nicht.
    Aber weit entfernt am äußersten Ende des Steges stand jemand.
    Wer es war, konnte sie nicht erkennen.
    Plötzlich musste sie kichern. Sie konnte es nicht unterdrücken. »Was ist?«, fragte der, der im Bug saß. Jetzt fuhr das Boot langsamer, der Motor klang nicht mehr so laut. Man brauchte nicht mehr zu schreien.
    Sie antwortete nicht.
    Er schaute hinüber zum Sommerlager und dem Anleger.
    »Vielleicht fangen sie bald an, nach dir zu suchen.« Er lächelte. »Um diese Zeit müsst ihr alle wahrscheinlich schon im Bett sein, oder?«
    Sie schwieg. Sie waren am Lager vorbei- und um die Klippe herumgefahren. Da war der Badeplatz. Die Stege. Dorthin hatte sie eigentlich gehen wollen. Aber plötzlich hatte sie sich nach rechts statt nach links gewandt. Sie war oben auf der Anhöhe gewesen. Hatte sie nach einem Pfad gesucht, der hinunter zum Badeplatz führte? Hatte sie ihn vorher noch nie benutzt?
    Und auf einmal hatte sie sich auf der anderen Seite der Insel befunden, wo sie auch hätte baden können.
    Er hatte gesagt, dass man in der Bucht hinter dem Anleger gut baden konnte. Heute findet ja kein Tanzabend statt, hatte er gesagt. Dort ist niemand.
    Ich kann es dir zeigen.
    Und jetzt saß sie in diesem Boot. Sie kamen am Sprungturm vorbei. Sie war vom höchsten Brett gesprungen. Alle hatten das toll gefunden. Das würde ich mich nie trauen, hatte eines der jüngsten Kinder gesagt. Niemals! Du wirst auch springen, wenn du groß bist, hatte sie geantwortet. Groß. Sich selbst hatte sie als Erwachsene betrachtet. Das war nicht schwer im Sommerlager. Es gab nur noch wenige, die auch groß waren, wenn man sie so nennen wollte.
    Vielleicht nur einen.
    Plötzlich wünschte sie, er würde bei ihr im Boot sitzen. Warum hatte sie ihn nicht gebeten, heute Abend mitzukommen? Er hätte es getan.
    Jetzt nahm das Boot wieder Fahrt auf. Sie spürte es im ganzen Körper. Der Bug hob sich fast bis zur Hälfte aus dem Wasser.
    Und mit einem Mal wurde ihr klar, wen sie auf dem Steg gesehen hatte.
    Es war Christian.
    Er hatte dort gestanden und nach ihr Ausschau gehalten.

30
    Winter fuhr zweimal an Edwards' Haus vorbei. Es war groß für einen alleinstehenden Mann. Vielleicht war das früher anders gewesen. Die Zeit war reif, seine Familienverhältnisse aufzudecken.
    Er parkte vor dem Grundstück. Keine Spur von Edwards' Auto.
    Womöglich versteckte er es in der Garage. Er hatte gesagt, dass er es nicht wiederhaben wollte. Posttraumatisches Diebstahlsyndrom, oder etwas in der Richtung.
    Winter klingelte. Die Türklingel hörte sich an wie ein Gong. In diesem Haus hätte er einen weniger aufsehenerregenden Klang erwartet. Er drückte noch einmal auf den Knopf, der aus einfachem Plastik bestand. Auch das passte nicht zu dem Gong.
    Die Tür wurde geöffnet. Edwards schien ihn zunächst nicht zu erkennen. Er schien abgelenkt und betrachtete etwas hinter Winter, der sich umdrehte. Ein Auto fuhr vorbei, ein Corolla. Er merkte sich für alle Fälle das Kennzeichen. Flüchtig nahm er die Profile von einem Mann und einer Frau wahr. Dann entfernte sich das Auto in Richtung Långedragsschule.
    »Leute, die Sie kennen?« »Nein.«
    Jetzt sah Edwards ihn an. »Was wollen Sie?«
    »Haben Sie einen Augenblick Zeit?«
    Edwards' Blick glitt wieder an ihm vorbei. Er flackerte nicht, er flog davon.
    »Nein«, sagte Edwards. »Wie bitte?«
    »Ich habe keine Zeit.« »Was haben Sie vor?«
    »Ich muss weg. Geschäfte.«
    Edwards trug Shorts und ein zerknittertes Leinenhemd. Er war barfuß und unrasiert. Sein Atem roch nach Alkohol, aber er wirkte nicht betrunken.
    »Keine Ausreden«, sagte Winter. »Für mich hat jeder Zeit. Entweder lassen Sie mich jetzt rein und wir unterhalten

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