Toter Mann
hinterlassen?« »Möglich wäre es.«
»Dieses verdammte Auto ist ein Mysterium. Wie ist es auf die Brücke geraten? Warum? Wer hat es dort stehenlassen? Wie sind sie entkommen?«
»Lars hat nichts gesehen.« »Nein.«
»Er hätte etwas sehen müssen.« »Warum?«
»Ich weiß es nicht.«
»Jetzt kann ich dir nicht ganz folgen.«
»Lassen wir das«, sagte Winter, »und konzentrieren uns mal auf Roger Edwards. Es ist sein Auto. Es wurde gestohlen. Das behauptet er jedenfalls. Vielleicht gehört ihm das Kreuz.«
»Du hast ihn ja noch gar nicht genauer befragt.«
»Damit will ich noch warten.« »Worauf wartest du?«
»Auf das hier«, antwortete Winter. »Auf die Informationen über Coldinu.«
»Vielleicht ist er Mitglied in dem Geheimorden.« »Wir müssen ihn fragen.«
»Und wenn er nichts sagen will?«
»Vielleicht ist es an der Zeit, ihn endlich herzubestellen«, sagte
Winter, »nun wird's ernst.« »Aus welchen Gründen?«
»Wir werden sehen. Wir müssen seine DNA überprüfen.« »Denkst du an die Telefonzelle?«
»Ja, unter anderem. Und an dieses Kreuz.« Er hielt das Foto wieder hoch. Jetzt glitzerte es nicht. Das Licht in Ringmars Büro war fahl. Das Zimmer lag nach Osten, und die Sonne befand sich auf der anderen Seite des Gebäudes.
»Wollen wir eine Hausdurchsuchung bei ihm durchführen?«, fragte Ringmar .
»Das ist keine schlechte Idee.« »Möglicherweise finden wir ja eine Pistole.« »Nein.«
»Nicht?«
»Nein. Bei ihm ist sie nicht.« »Wo dann?«
Winter antwortete nicht.
»Ist sie irgendwo entsorgt worden?« »Nein, noch nicht.«
»Wie? Sie wurde bisher nicht entsorgt, aber das wird noch passieren?«
»Ja. Ein Schuss fehlt noch. Insgesamt sind es neun Schüsse.« »Auf wen soll er abgegeben werden?«
»Wenn wir das wissen, haben wir das Puzzle gelöst. Und wir verhindern einen weiteren Mord.«
»Müssten wir es wissen, Erik? Sollten wir imstande sein, es zu erraten, das Rätsel zu lösen? Die Lösung in Gedanken herauszuarbeiten?«
»Nein, dafür ist es zu früh.«
Aneta Djanali schaute von ihrem Computer auf. Ein Schatten war auf ihren Schreibtisch gefallen.
»Möchtest du, dass ich mich versetzen lasse?«, fragte Halders. »Warum solltest du das tun, Fredrik?«
»Das muss dir doch wohl klar sein!«
Sie sah sich um. Am anderen Ende der Bürolandschaft hielten sich einige Kollegen auf. Sie schienen nichts gehört zu haben. Viele waren hier zusammengezogen worden, als das Präsidium renoviert wurde. Aneta Djanali gefiel die unpersönliche Atmosphäre, am Arbeitsplatz wollte sie keine Privatsphäre. Und schon gar nicht jetzt.
»Lass uns vor die Tür gehen.« Sie stand auf. »Das ist nicht nötig«, sagte er.
»Ich möchte es aber.«
Schweigend gingen sie durch die verklinkerten Korridore, die vermutlich die hässlichsten Korridore der Welt waren, aber wenn man sie renovierte, die Klinker austauschte, würde das ganze Gebäude zusammenbrechen. Das wäre womöglich gar nicht so schlecht. Es war ein sehr hässliches Haus. Manchmal trugen Menschen dazu bei, die in dieser Hässlichkeit arbeiteten. Aneta Djanali glaubte an so etwas. Ein Haus war Teil der Seele eines Menschen. Dieser Glaube war ein Erbe ihrer afrikanischen Eltern. Dabei ging es nicht um Design und dergleichen, die Einrichtung. Es handelte sich um etwas anderes, um etwas Größeres.
Im Augenblick hatte sie nicht einmal ein Zuhause.
Ihre Eltern hätten gesagt, dass es sie deswegen im Moment nicht gab. Ein Teil ihrer Seele war abwesend.
Sie verließen das Präsidium und gingen in den Park. Halders begann, in die Laubhaufen zu treten.
»Das tut gut«, sagte er. »Man wird seine Aggressionen los.« »Ich habe keine Aggressionen.«
»Genau, du nicht.«
»Was meinst du damit, Fredrik?« »Nichts, gar nichts.«
»Wenn wir so weitermachen, können wir genauso gut wieder reingehen.«
Halders fetzte noch einen Laubhaufen auseinander. Er sollte etwas vorsichtiger sein. Es war, als würde man in die Luft treten. Kein Widerstand. Das war nicht gut für die Knie. Er blieb stehen. »Ich war heute in den südlichen Schären.«
»Ich weiß, mit Erik.«
»Um den geht es jetzt nicht. Ich habe das Licht dort draußen gesehen, und mir ist klar geworden, dass man genau so leben sollte, nah am Meer.«
»Göteborg liegt nah am Meer. Du meinst also sehr nah am Meer.«
»Ja, genau.«
»Das höre ich zum ersten Mal von dir, Fredrik.« »Heute ist mir zum ersten Mal das Licht aufgefallen.« »Man wohnt dort ziemlich
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