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Toter Mann

Toter Mann

Titel: Toter Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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dachte sie. Magda ist ja nur noch Haut und Knochen. Muss ich mir Sorgen machen?
    Magda sah froh aus.
    »Wir Mädchen bleiben hier«, sagte Aneta Djanali und lächelte Sie an.
    »Ich bleib nicht lange weg«, sagte Halders. »Wenn ich wiederkomme, können wir was essen.«
    »Klar.«
    »Aneta?«
    »Ja?«
    »Es ... es war ...« Er brach ab. »Vielleicht können wir später weiterreden. Bevor wir zurück in die Stadt fahren. Aneta?« Sie nickte.
    »Ich ... ich kann mich än ...«
    »Geh jetzt, Fredrik«, unterbrach sie ihn.
    Halders ging den Ramsdalsvägen zur Kreuzung hinauf, wo der Liebespfad zur anderen Seite des Berges führte, und bog nach links zum Husviksvägen ab. Nach wenigen Schritten kam er zur Bönekällan, die steil bergauf führte. Er folgte ihr bis zum Ende. Das letzte Stück zum höchsten Punkt bestand nur aus einem Pfad. Hier standen die Bäume sehr dicht, wie ein Dschungel in den Schären. An den Bäumen hing nicht mehr viel Laub, aber die Sicht war trotzdem schlecht. Es war ein Urwald. Rechts konnte er einen Schuppen ausmachen. Er ging näher heran. Die Bruchbude war größer als ein Schuppen, fast so groß wie eine Sommerhütte, die allerdings stark renovierungsbedürftig war. Renovieren und für ein paar Millionen verkaufen, dachte er. Wenn man aufs Dach steigt, hat man Aussicht aufs Meer.
    Er betrat die Veranda, die vor Alter und mangelnder Pflege knarrte. Es ist wie das Leben, dachte er. Alter und mangelnde Pflege. Das gehört zusammen. Irgendwann hat man keine Kraft mehr.
    Er spähte durch eins der Fenster. Soweit er erkennen konnte, wirkten wenigstens sie intakt. Drinnen war es schwarz, eine Vielzahl von Konturen, die alles Mögliche sein konnten. Vielleicht ein Bett, ein Tisch. Er drückte die Türklinke herunter. Warum? Die übliche Neugier. Wenn ihn jemand sah, konnte er ja sagen, er sei Polizist oder Makler. Wem gehört das Ding? Wer möchte Besitzer einer solchen Bretterbude sein? Die Lage war eine etwas seltsame Wahl für eine Sommerhütte. Vielleicht war es eine alte Fischerkate, die zu einem der Häuser unten an der Sackgasse gehörte. Möglicherweise hatte man sie an dieser Stelle erbaut, um abzuwarten, bis das Meer eines Tages bis hier oben angestiegen war. Wasser gab es schon. In zwanzig Metern Entfernung sah Halders einen Tümpel schimmern. Auch das war merkwürdig, eine Wasseransammlung auf dem höchsten Punkt der Insel. Das Wasser sollte die Insel nur umgeben, nicht hier oben plätschern. Aber es plätscherte nicht; sondern war ganz still, wie tot, und schwarz wie die Nacht ohne künstliche Beleuchtung. Hier gab es keine Vögel, keine Geräusche, nichts. Der Tümpel war größer, als er geglaubt hatte. Vermutlich war er unendlich tief, ein Spalt in der Klippe, die bis ins Innere der Erde reichte. Wie ein Meeresgrab. Jetzt stand er an seinem Rand. Die Wasseroberfläche war wie Teer. Wenn er wollte, könnte er ihn betreten. Über das Wasser wandeln. Er ging weiter am Rand entlang zur anderen Seite und beendete die Kletterpartie, als er den höchsten Punkt erreichte. Von hier hatte er alles im Blick. Im Westen öffnete sich das Meer. Einige Frachtschiffe waren auf dem Weg in die offene See hinaus, die Decks beladen mit Containern wie mit Bauklötzen. Er sah eine weiße Fähre, wahrscheinlich das Schiff nach Fredrikshavn. Unten lag Husvik, er sah den Anleger, die vorgelagerten Inseln und Holme. Davon gab es viele. Dort unten schien mehr Land als Meer zu sein, und doch war alles umgeben vom Meer.
    Auf der anderen Seite, von wo er gekommen war, stand der windschiefe Schuppen. Spiegelte er sich nicht auf der Wasseroberfläche des Tümpels? Wie ein Abdruck? Es sah fast so aus, aber es konnte nicht sein. Der Abstand war zu groß.
    In einem der Fenster blitzte etwas auf, nur für den Bruchteil einer Sekunde. Halders hob den Blick zum Himmel. Die Sonne war noch an ihrem Platz, wie immer vor Kraft strotzend. Freiwillig würde sie nicht gehen. Sie rührte sich nicht. Es gab keine Wolken, keine Vögel oder Flugzeuge.
    Wieso hatte es im Fenster aufgeblitzt?
    Etwas hatte sich bewegt, aber nicht die Sonne. Das Fenster hatte sich bewegt.
    Winter ließ sich von einem Streifenwagen zum Gasometer bringen. Der Polizeimeister hinter dem Steuer hatte keine Fragen gestellt und sein Kollege auch nicht. Es war nicht das erste Mal, dass sie den Kommissar vor seiner Wohnung abgeholt hatten.
    »Halten Sie mal an«, sagte Winter.
    Er stieg aus und ging den unebenen Uferweg entlang. Hier gab es keine Autos, nur die

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