Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Toter Mann

Toter Mann

Titel: Toter Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
Vom Netzwerk:
alten Segelfrachtschiffe in unterschiedlichen Stadien des Verfalls. Winter überquerte die Straße zum Parkplatz. Dort standen drei Autos, aber keines gehörte Bergenhem. Der Gasometer warf einen Schatten auf den Platz, schwarz auf schwarz. Das kreisrunde Gebäude wurde von hinten vom Autobahnnetz der Stadt angeleuchtet.
    Winter kehrte zum Streifenwagen zurück und setzte sich auf den Rücksitz.
    »Könnt ihr mich nach Eriksberg bringen?«
    »Kein Problem.« Der Fahrer startete den Motor und fuhr los. Er war nach sehr jung. Jünger als ich, als ich jung war, dachte Winter. Sieht aus wie ein Gymnasiast. Der andere ist auch nicht viel älter. Er sieht aus wie ein Student.
    »Der Abend hat noch gar nicht angefangen«, sagte der Student. »Nein, wohl nicht«, sagte Winter.
    »Aber später geht es rund«, sagte der Gymnasiast. »Bestimmt«, sagte der Student. »Es wäre besser, die Leute würden ihren Lohn erst nach dem Wochenende kriegen«, fuhr er fort. »Man sollte die Auszahlung lieber über die Arbeitstage verteilen.« »Gute Idee«, sagte der Gymnasiast.
    »Dann müssen nicht alle am selben Abend auf den Putz hauen«, sagte der Student.
    »Warum ist eigentlich noch nie jemand auf die Idee gekommen?«, fragte der Gymnasiast.
    »Einer ist eben immer der Erste«, sagte der Student.
    »Du musst mal mit einem Minister reden, dem Arbeitsminister«, sagte der Gymnasiast.
    »Dem Lohnminister«, korrigierte der Student. »Gibt's so einen?«
    Winter hörte dem Geplänkel auf den Vordersitzen zu. Vielleicht war es reine Ironie oder Idiotie. Vielleicht hatten die Jungs das Geblödel schon hundertmal wiederholt, wie Schauspieler in einer Komödie. Oder einer Tragödie. Heute Abend war er das Publikum, an einem anderen Abend ein anderer aus der Unterwelt. Auf diese Art vertrieben sich die jungen Polizisten die Zeit und hielten sich gleichzeitig die Angst vom Leib.
    Sie bogen auf die Götaälvsbrücke ab, eine alte, grämliche Version der Nachfolgerin weiter westlich. Winter konnte sich nicht erinnern, wann er zuletzt über diese Brücke gefahren war. Jetzt wurde sie überwiegend von Straßenbahnen und Bussen benutzt, und von Marathonläufern. Die meisten Autofahrer zogen es vor, im Stau vor dem Tingstadstunnel oder auf der Älvsborgsbrücke zu stehen.
    Der Gymnasiast fuhr über die Lundbyumgehung Richtung Westen und dann durch den Lundbytunnel. Das wäre nicht nötig gewesen. Vielleicht mochte er Tunnel. Es war ein Gefühl, wie durch einen riesigen, entleerten Raum zu fahren. Sie waren allein. Der Tunnel schien sich endlos hinzuziehen. Das Licht war von einem kränklichen Blau, wie aufgerautes Blei. Winter hatte ganz vergessen, wie lang der Tunnel war. Hisingen kannte er nicht besonders gut, weil er nicht oft dort gewesen war. Das würde sich ändern. Hisingen übernahm die Stadt, sowohl die untere als auch die obere Welt. Action war gleichbedeutend mit Hising Island. Schwedens dynamischste Insel.
    Jetzt hatten sie den Tunnel verlassen. Der Gymnasiast bog nach Eriksberg ab.
    »Wohin soll's gehn?« Für einen Moment drehte er sich um. »Ich weiß nicht genau«, sagte Winter. »Die Adresse ist Skeppspromenaden. Das ist wahrscheinlich irgendwo mittendrin.«
    Sie kamen am alten Walzwerk vorbei. Es glich einer Festung, einer Burg aus stattlicheren, stolzeren Zeiten.
    »Das haben sie zu einem Wohnhaus umgebaut«, sagte der Student. »Echt genial. Wie so 'ne Art Penthouse.«
    »Ich kenn jemand, der da wohnt«, sagte der Gymnasiast. »Ach? Wer denn?«
    »Kennst du nicht. Eine Tussi.«
    »Eine Tussi? Du kennst eine Tussi, die ein Penthouse im Walzwerk hat?«
    »Stell dir vor.«
    »Entschuldigung, wenn ich Sie unterbreche«, sagte Winter, »aber weiß jemand, wo die Skeppspromenaden anfängt?«
    »Wa ... ja ... dahinten.« Der Gymnasiast machte eine Kopfbewegung nach vorn und ließ den Streifenwagen die letzten Meter ausrollen.
    »Hier.« Das Auto stand. »Sie ist nicht lang, führt runter zum Kai. Ich glaub, er heißt Sörhallskajen.«
    »Sie kennen sich hier aus«, sagte Winter. »Die Tussi im Walzwerk«, sagte der Student. »Hör doch auf«, sagte der Gymnasiast.
    »Sie müssen nicht auf mich warten.« Winter quälte sich vom Rücksitz.
    »Brauchen Sie keine Hilfe?«, fragte der Student.
    »Ich kann Ihre Zeit nicht länger in Anspruch nehmen.« Winter sah auf die Uhr. »Jetzt fängt das Wochenende an.« »Was suchen Sie denn?«, fragte der Student. »Ich weiß nicht genau«, antwortete Winter.
    »Kommt das öfter vor bei der Kripo? Dass

Weitere Kostenlose Bücher