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Toter Mann

Toter Mann

Titel: Toter Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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weiter.
    Wenn sie erwachsen war, wollte sie segeln, mit einem Boot, das sie überallhin bringen konnte. Auf dem Meer gab es keine Mauern. Man konnte um die Welt segeln. Das würde sie tun, um die Welt segeln, zu allen Erdteilen. Sie wollte alles sehen.
    Und jetzt wollte sie zurück ins Sommerlager. Dort hatte sie wenigstens ein Bett. Mochten sie sie ausschimpfen, wenn sie wollten. Christian würde sie verteidigen. Ihr war kalt geworden. Draußen auf dem Meer war es windig gewesen. Das Boot hatte gewissermaßen für seinen eigenen Wind gesorgt. Es war nicht besonders groß, aber schnell. Der Motor war fast größer als das Boot selber. Mit dem könnte sie bis nach Dänemark fahren. Vielleicht nicht ganz um die Welt, aber fast.
    Derjenige, der am Bug gestanden hatte, sprang an Land und griff nach dem Tau.
    »Zeit zum Aussteigen«, sagte der, der hinter ihr gesessen hatte.
    Er hatte sich aufgerichtet und stand neben ihr. »Ich will jetzt zurück«, sagte sie.
    Er antwortete nicht.
    »Mir ist kalt.«
    »Ich dachte, wir wollten ein bisschen schwimmen.« »Schwimmen? Ich will nicht schwimmen. Jetzt ist es zu kalt.« »Ach was, es wird nie kalt. Ich zeig es dir.«
    »Nein, ich will zurück ins Lager.«
    »Ich dachte, da gefällt es dir nicht.«
    »Was weißt du denn davon?«
    »Du bist abgehauen.«
    »Ich bin doch nicht abgehauen. Ich wollte nur ein bisschen schwimmen.«
    »Das sagst du jetzt, ja.« »Was redest du da?«
    Plötzlich spürte sie einen Stoß an der Schulter. Es fühlte sich wie ein Stoß an. Darauf war sie nicht vorbereitet.
    Sie drehte sich um. Es war der Junge, der das Boot gefahren hatte. »Steig aus«, sagte er. Seine Stimme hatte sie bisher noch nicht gehört.
    »Ich will zurück!«
    »Bleib ganz ruhig«, sagte der andere. »Wir gehen einfach erst mal an Land, ja?« Sie stolperte, als sie ausstieg, und sah, wie sich der Himmel über ihr drehte. Er war jetzt dunkler, noch blauer geworden.
    Er, der schon auf dem Steg stand, fing sie auf.
    Bergenhem startete den Motor. Er sah, wie sich das Licht über Ringön auf der anderen Seite des Flusses ständig veränderte, es flackerte wie ein Signalsystem, was es vermutlich auch war. Ein Schmuggeldeal kurz vor dem Abschluss. Containerverkehr. Container machten keinen Unterschied zwischen richtig und falsch. Das ganze nördliche Flussufer war gepflastert mit richtig oder falsch geladenen Containern. Das Rauschgift kam in Containern. Menschen kamen in Containern. Was zum Teufel war der Sinn? Sein Handy klingelte wieder. Er schaute auf das Display. Es war Erik Winter. Erik, der Rechtschaffene. Was wollte der jetzt schon wieder? Soll ich Ausweis und Waffe abgeben? Ein Wunder, dass er mich nicht gleich festgenommen und ins Untersuchungsgefängnis gesteckt hat. Erschwernis einer Ermittlung. Ich hätte auspacken sollen. Es gab nichts auszupacken. Hab ihn ja kaum gesehen, dort. Ich hätte es sagen sollen. Aber dafür war keine Zeit. Ich habe doch gearbeitet. Immerhin habe ich das Auto auf der Brücke entdeckt. Das hat schließlich alles ins Rollen gebracht. Wir wissen nicht, warum es dort stand, aber ich habe es gefunden. Fünf Minuten später, und es hätte weg sein können. Irgendjemand war in der Nähe. Das habe ich gespürt. Unter dem Auto? Ich habe nicht nachgesehen. Jemand kann außen an der Brücke gehangen haben. So was ist schon vorgekommen. Dort kann man sich verstecken. Unter dem Auto. Warum habe ich nicht nachgeguckt? Dieser Edwards. Tut so, als wüsste er von nichts. Er weiß mehr, als er sagt. Ich hätte noch einmal mit ihm sprechen müssen. Das kann ich besser als Winter. Was will der? Jetzt ruft er schon wieder an. Ich brauche mich nicht zu melden. Ich bin nicht im Dienst, sondern privat hier. Ich bin ich. Es ist an der Zeit loszufahren. Der Motor läuft schon. Ich habe ein Verbrechen begangen, hab den Motor mehr als eine Minute im Leerlauf laufen lassen, aber ich war eine Privatperson, als ich das Verbrechen beging.
    »Magda? Magda!« Halders rief nach seiner Tochter. Er konnte sie nirgends sehen. Eben war sie noch dabei gewesen, auf den Sprungturm zu klettern. »Magda!«
    »Hier bin ich, Papa!«
    Sie kam hinter einem Felsen hervor. »Hast du dich versteckt?«
    »Nein.«
    »Wir wollen eine Runde drehen und uns ein bisschen umsehen«, sagte Halders.
    »Ich möchte lieber hierbleiben. Wir sind schon so lange gelaufen.« »Okay.«
    »Geh du nur, Fredrik. Ich bleibe bei Magda.« Aneta Djanali legte dem Mädchen einen Arm um die Schultern.
    Wie dünn sie sind,

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