Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Toter Mann

Toter Mann

Titel: Toter Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
Vom Netzwerk:
wollten. Es könnten gern einige mehr sein. Er saß wieder in seinem Sessel. Vielleicht konnte er es sich leisten, ein Haus zu kaufen, aber er hatte keine Lust. Wherever I lay my hat und all das. Seit der Scheidung wollte er sich nicht mehr an Besitz binden. Sie hatte das Haus bekommen, würde es aber bestimmt verkaufen. Sein Anwalt sollte das mit ihr besprechen. Dadurch hatte er seine Ruhe. Die Sackgasse hatte ihm auf den ersten Blick gefallen. Die Sackgasse. Vielleicht war das ein Buchtitel. Die Sackgasse. Er stand auf, ging in sein Arbeitszimmer und schrieb es auf ein Blatt Papier. Die Sackgasse. Hörte sich gar nicht schlecht an. Es war immer hilfreich, wenn man gleich zu Anfang zumindest einen guten Arbeitstitel für ein Buch hatte. Soll ich mich wieder an den Computer setzen? Er schaute hinaus in die Dunkelheit. Nein, es würde doch nichts dabei herauskommen. Um etwas Annehmbares zustande zu bringen, war es schon zu spät. Aber ich kann mir ein Bier einschenken und Ideen skizzieren. »Die Sackgasse« oder »Sackgasse«. Bestimmte oder unbestimmte Form. Nein, die bestimmte ist besser. Etwas, an dem sich beide festhalten können, Autor und Leser. Nicht irgendeine Gasse, sondern diese Sackgasse. Er sah wieder aus dem Fenster. Nur um sie ging es. Draußen war es noch immer still. Und drinnen auch. Ich mache nur die Lampe
    über dem Schreibtisch an und hole mir eine Flasche Bier. Und er holte eine Flasche Bier und blieb eine Stunde mit dem Bleistift und Papier sitzen, die Ideen wuchsen aus seinem Kopf und seiner Hand hervor, eine nach der anderen, gute Ideen, als hätte die Begegnung mit dem Idioten aus der Bruchbude nebenan seine Phantasie beflügelt. Vielleicht würde er dieses absurde Zusammentreffen sogar in den Text einbauen, es gab ein paar gute Repliken her. Er hatte es zwar nicht nötig, die sogenannte Wirklichkeit abzuhorchen, aber wenn sie etwas für einen bereithielt ... Dieses Gesicht war etwas Besonderes. Und die Musik! Eigentlich wäre es interessant zu wissen, was der Bekloppte gespielt hatte. Es war merkwürdige Musik gewesen, die er noch nie gehört hatte, und jetzt war er nicht mehr sicher, ob es Schwedisch gewesen war. Er stand auf und machte die Schreibtischlampe aus. Draußen war es still und schwarz. Obwohl dieses Viertel formell noch zum Stadtgebiet gehörte, könnte es auch in einem menschenleeren Landstrich liegen, ein weit entferntes Feld, ein abgelegener Wald in einer Gegend, die Gott seit langem vergessen hatte. Zuerst hatte er erwogen, aufs Land zu ziehen, aber dann war dieses Haus aufgetaucht. Der Makler, den er beauftragt hatte, war schon eine Woche später fündig geworden. Nein, jetzt mache ich Licht an. Er ging im Haus herum und machte überall Licht an, als wollte er die Dunkelheit ganz und gar vertreiben. Do not go gentIe inta that good night, dachte er, rage, rage, against the dying of the light. Dylan Thomas konnte genauso gut schreiben, wie er trinken konnte. Er ist in dem Jahr gestorben, in dem ich geboren wurde, ich und Roberto Bolano. Und ich trinke noch ein Bier, nur noch eins, und morgen fange ich ernsthaft an zu arbeiten. Er holte sich das Bier und setzte sich wieder in den Sessel, stellte den Fernseher an und versuchte, einer Serie zu folgen, die schon eine Weile gelaufen war. Er sah nur ein Stück vom letzten Teil und konnte die Auflösung des Rätsels nicht verstehen, da er zu spät eingeschaltet hatte, um überhaupt zu begreifen, worin das Rätsel bestand. Dann sah er die Nachrichten und den Sport und die Regionalsendung, und als er die Hand nach der Fernbedienung auf dem Tisch ausstreckte, zersplitterte das Fenster hinter dem Fernseher.
    Das waren gute Neuigkeiten, die Kugel aus dem Auto auf der Brücke war identifiziert.
    »Tokarev«, sagte Öberg. »7,62 mal25 mm.« »Gut, alles klar.«
    »Derselbe Effekt wie von einer Neunmillimeter.« »Ich weiß.«
    »Die schlechte Nachricht ist, dass es in Göteborg nur so wimmelt von Tokarev-Pistolen. Aber das weißt du ja selber. Man kann sie für Kultur halten, wenn man will.«
    »Wieso soll man die für Kultur halten?«
    »Wir lernen andere Kulturen kennen. Gewaltkulturen.« »Aha, ich verstehe.«
    »Okay, was den Standort des Schützen angeht, und jetzt bin ich wieder auf der Brücke, glauben wir, dass er oder sie vor dem Auto gestanden hat, und damit auf der Brücke. Es gab Schussspuren im Türbereich und auf dem Beifahrersitz, aber alles deutet darauf hin, dass der Schuss von draußen und aus der Nähe abgegeben

Weitere Kostenlose Bücher