Toter Mann
wurde.«
»Dann ist es also auf der Brücke passiert«, sagte Winter. »Scheint so.«
»Und nur ein Schuss.«
»So sieht es aus. Wir haben jeden Abschnitt auf der Brücke penibel abgesucht, aber nichts weiter gefunden. Mehrere Hülsen könnten ja ins Wasser gefallen sein, das Auto hat aber nur einen Schuss abbekommen. Es können mehrere Schüsse abgegeben worden sein, doch nur einer traf das Auto.«
»Und niemand wurde verletzt«, sagte Winter. »Jedenfalls nicht von der Kugel«, sagte Öberg.
Winter musste am Fußgängerüberweg bei der Straßenbahnhaltestelle Hagen halten, weil Stühle auf der Fahrbahn den Weg versperrten. Die Jugendlichen standen auf der anderen Seite des Zaunes wie eine Hundemeute und starrten ihn an. Winter stieg aus, stellte die beiden Stühle beiseite und kehrte zum Auto zurück. Als er sich wieder hinter das Steuer setzte, stürzte einer der Fünfzehn- bis Sechzehnjährigen, ein Junge, es waren nur Jungen, herbei und stellte die Stühle zurück, Holzstühle. Vermutlich waren sie aus der Hagenschule geklaut. Winter gelang es, sich zwischen den Stühlen hindurchzulavieren, ohne den Lack seines Mercedes zu beschädigen. Manchmal möchte man nur vor sich hin träumen, dachte er. Er sah die Stühle und die grinsende Gang im Rückspiegel, oder besser gesagt, was von der Bande aus Hagen noch übrig geblieben war, seit die Kollegen nach jahrelanger Fahndung die übelsten Kerle eingebuchtet hatten. Lauter ungehobelte Flegel aus der Oberschicht. Winter wartete, bis es Grün wurde, und bog nach rechts in die Göta Älvsgatan ein. Er fuhr am Supermarkt und dem kleinen Einkaufszentrum vorbei, oder wie man es nennen sollte, Apotheke, Hautpflege, Konditorei, Fischwagen, Lebensmittel. Noble Karossen auf dem Parkplatz. Er fuhr weiter in die Eckragatan und hielt vor Roger Edwards' Haus. Über der Tür und hinter einigen Fenstern brannte Licht. Es wirkte einladend. Er parkte vor dem Haus, ging auf die Tür zu und klingelte. Ein Mann öffnete ihm unmittelbar, als hätte er während der Dämmerung hinter der Tür gestanden und auf Winters Ankunft gewartet.
»Roger Edwards?«, fragte er, während er ihm seinen Ausweis hinhielt. »Ich heiße Erik Winter.«
Edwards nickte. Er hatte seinen Blick auf etwas neben Winter geheftet. Winter drehte sich um, sah aber nur die Straße und seinen Mercedes.
»Wann bekomme ich mein Auto wieder?«, fragte Edwards. »Das weiß ich nicht.«
»Dauert es noch lange?«
»Wir müssen es erst untersuchen.« »Was gibt's denn da zu untersuchen?« »Darf ich reinkommen?«
»Wie? Ja ... Ja, bitte ...«
Edwards wies ins Hausinnere. In einigen Metern Entfernung sah Winter ein großes Zimmer. Die Fenster schauten auf eine Felswand. Das Licht kam von hinten, von Westen.
Er folgte Edwards. Der Mann war in seinem Alter. Er sprach wie ein Einheimischer, ein gepflegter Einheimischer. Er war geschmackvoll gekleidet und machte momentan einen ängstlichen, nervösen Eindruck. Schließlich bestand die Möglichkeit, dass sein gestohlenes Auto in eine Form von Verbrechen verwickelt war.
Es konnte begangen worden sein, bevor das Auto gestohlen worden war. Öberg hatte nicht sagen können, wann der Schuss abgegeben worden war. Vielleicht war das auch gar nicht möglich.
Wenn dein Auto überhaupt gestohlen wurde, dachte Winter und betrachtete Edwards. Der Mann hatte sich gesetzt. Winter setzte sich ebenfalls, in einen Designersesse1, der billiger aussah, als er war. So was nannte man Stil. Wie wenn man sauteuren Wein in billigen Gläsern kredenzte. Legerer Luxus. Eine neue Villa an der Küste.
Edwards schaute durch die Fenster, die eigentlich eine Glaswand waren.
Das Profil kam Winter bekannt vor.
Diesen Kerl hab ich schon mal gesehen. Bin ich ihm irgendwo begegnet? Sein Name ist mir unbekannt.
»Es dauert wohl noch Jahre, bevor ich mein Auto zurückbekomme«, sagte Edwards.
»Ich hab mir Gedanken darüber gemacht, warum Sie den Diebstahl nicht gemeldet haben«, sagte Winter.
»Ich hatte keine Zeit, das habe ich doch schon gesagt, Ihrem Kollegen, den ich in aller Herrgottsfrühe getroffen habe.« »Trotzdem waren Sie schon auf, habe ich gehört.« »Ich stehe oft früh auf.«
»Warum?«
»Warum? Was hat das mit der Sache zu tun?«
»Wieso hatten Sie keine Zeit, den Autodiebstahl zu melden?«, fragte Winter.
»Ich hatte einen Auftrag. Ich musste am nächsten Tag eine Präsentation abliefern.«
»Was für eine Präsentation?«
»Spielt das eine Rolle? Wenn Sie sie sehen wollen, kann
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