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Toter Mann

Toter Mann

Titel: Toter Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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ich sie Ihnen zeigen.«
    »Später.« Winter beugte sich vor. »Besitzen Sie eine Pistole?«

5
    Bevor der Autor bei dem Knall zusammengezuckt war, hatte er an seinen Nachbarn gedacht. Genau in dem Moment hörte er, wie ein Auto vorbeifuhr, in der Wendezone drehte und zurückkam. Vielleicht hatte es ein Stück entfernt angehalten oder war in die summende Geräuschkulisse der Stadt eingetaucht. Leise und intensive Geräusche, hatte er gedacht, denen kann man nicht entgehen. Es ist wie ein Tinnitus. In den vergangenen Tagen hatte sich viel beim Nachbarn getan. Autos hatten angehalten, waren wieder weggefahren. Er hatte niemanden gesehen, war nicht ans Fenster gegangen. Jedenfalls herrschte draußen mehr Verkehr als zuvor. Vielleicht hatte das auch mit jemand anderem in der Straße zu tun, aber auch der Verrückte schien Leute anzuziehen. Die Sackgasse war schmal. Damit sein Auto nicht beschädigt wurde, hatte er es in den Carport gestellt, es gab ja einen. Aber das würde nicht reichen. Er sollte es wieder im Parkhaus abstellen. Der Carport neben dem Haus schien aus einer anderen Zeit zu stammen, aus den vierziger Jahren, angeklebt an die Giebelfrontwie ein Gruß aus der Zukunft. Die Zukunft war jetzt. Und vor drei Sekunden war das Fenster zersplittert.
    Der Autor schaltete die Leselampe aus, stand auf und schnitt jemandem mitten im Satz mit der Fernbedienung das Wort ab.
    Rasch ging er von Zimmer zu Zimmer und löschte überall das Licht. Dann stand er still da.
    Von draußen war nichts zu hören, keine Autos fuhren vorbei, keine Autos wendeten.
    Nur das leise intensive Brummen der Stadt.
    Er lauschte. Strich jemand um das Haus? Nein, es war still. Wartet er? Ist er zurückgegangen?
    Der Autor ging in den Flur, zog Stiefel an, öffnete die Haustür und trat ins Freie, ohne die Tür hinter sich zu schließen. »Hallo?«, sagte er in die Dunkelheit. »Ist da jemand?« Aber wenn jemand da war, so antwortete er nicht.
    Der Autor schloss die Tür hinter sich ab, ging die Treppe hinunter und blieb auf dem kleinen Schotterplatz stehen. Er sah sein Auto im Carport; das Licht der Straßenlaterne an der Kreuzung, die im Wind schwankte, ließ den Lack in regelmäßigen Abständen aufblitzen.
    »Hallo? Hallo?«
    Er ging um das Haus herum. Der untere Teil der Fensterscheibe vom Wohnzimmer war kaputt, aber sie war nicht auf normale Weise kaputtgegangen. Das Loch sah aus, als hätte jemand einen Schuss abgegeben. Er hatte keinen Schuss gehört, und soweit er bemerkt hatte, war auch keine Kugel durch sein Zimmer geflogen. Ein Messer, dachte er. Der Kerl hat mit einem Messer ein Loch in die Scheibe gehackt. Jetzt bekam er Angst. In diesem Moment konnte der Verrückte mit einem Messer in der Hand hinter der Hecke stehen, die die beiden Grundstücke voneinander trennte. Er ist verrückt genug, um auf das Fenster einzuhacken. Und er besitzt genügend Kaltschnäuzigkeit, um abzuwarten, bis es dunkel wurde.
    Vielleicht gibt seine Seele nicht eher Ruhe, bis er mir das Messer in den Körper gerammt hat. Das Fenster war das erste Hindernis, die erste Drohung. Ich bin eine Bedrohung.
    Der Autor sah sich um, von rechts nach links. Nichts rührte sich, nichts war zu hören.
    Jetzt gehe ich ins Haus. Ich kann hier ja nicht stehen bleiben. Soll ich die Polizei rufen? Nein, es gibt keinerlei Beweise. Aber ich weiß, dass er es war.
    Der Autor hörte ein Auto in der Nähe starten, sah das Scheinwerferlicht über die Wendezone gleiten. Das Auto schien rückwärtszusetzen, es hörte sich jedenfalls so an.
    Kriminalinspektor Fredrik Halders stand in seinem Garten und beobachtete, wie ein Teil der Stadt in der Dämmerung versank. Die Stadtteile unterhalb von Lunden nannte er »seine Stadtteile«, weil er sie von seinem Haus aus sehen, beherrschen konnte. Nein, nicht beherrschen. Manchmal hatte er das Gefühl, dass er gar nichts im Griff hatte, vor allem nicht seine eigene Karriere. Er müsste längst Kommissar sein. Es war zwar bloß ein Scheißtitel, aber trotzdem. Er verdiente ihn. Ihm fiel kein Kollege ein, der ihn mehr verdiente. Möglicherweise Aneta, doch sie war noch zu j ung. Das rieb er ihr jedenfalls dauernd unter die Nase. Sie schien es zu akzeptieren, dachte allerdings nie an die Karriere. Er auch nicht. Es war eher eine Erkenntnis. Vielleicht ein Beweis. Nein, das stimmte nicht, es war viel zu ungenau.
    Er hörte ein Geräusch hinter sich und drehte sich um.
    »Dabei habe ich mich bemüht, lautlos zu gehen«, sagte Aneta Djanali.
    »Das

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