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Toter Mann

Toter Mann

Titel: Toter Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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klingt ja wie ein Lied.«
    »Ist es auch. Es ist von John Holm.« »Von dem hab ich noch nie was gehört.« »Er ist der Beste.«
    »Inwiefern?«
    »Was Melancholie angeht.«
    »Aber der Sommer ist vorbei, Fredrik.« »Ja, und das macht einen noch trauriger.«
    Aneta Djanali lachte auf. Das Lachen hüpfte über Lunden und weiter zum Ullevistadion.
    »Und jetzt versuchst du sie wegzulachen«, sagte Halders. »Wir gehen ins Kino«, sagte Aneta Djanali. »James Bond.«
    Ein Mann stieg die Treppen hinauf. Es sah aus, als würde er jede Stufe zählen. Er kam nicht schnell voran. Es war eine alte Treppe, breite Marmorstufen, an den Gipswänden Muster im Jugendstil. Die Beleuchtung war sehr schlecht, wodurch das Gesicht des Mannes nicht zu erkennen war.
    Vor einer Tür blieb er stehen. Es war still. Still. Der Mann lehnte sich gegen die Tür, als würde er lauschen.
    Hörte er plötzlich eine Kinderstimme? Ein Kind, das rief?
    Lachte das Kind?
    Der Mann trat einen Schritt von der Tür zurück und sah sich um. Es war wieder still. Still. Das Gesicht des Mannes war ausdruckslos, als erwartete er alles oder nichts.
    War die Politik eine Berufung? Oder war sie noch wichtiger? Was veranlasste einen Menschen, sich der Politik zu widmen? Politik, im Ganzen gesehen, war doch nichts anderes als Kompromisse? Was war das für ein Mensch, der sein ganzes Leben Kompromissen weihte? Ein feiger Mensch? Ein ängstlicher Mensch? Ein schwacher Mensch?
    »Richardsson.«
    Er meldete sich mit seiner normalen festen Stimme. Er dachte darüber nach, während er seinen Namen nannte. Eine feste, ruhige Aussprache. Politik ist wichtig, dachte er in diesem Moment, aber es gibt anderes, was genauso wichtig ist. Dazu zählt Gott. Wir brauchen Gott. Wir gehen immer mit Gott.
    »Richardsson«, wiederholte er. »Hier ist Jan Richardsson. Mit wem spreche ich?« »Ich bin's.«
    Richardsson schwieg. Er wollte die Stimme nicht hören, nicht hier. »Ich bin's«, wiederholte die Stimme.
    »Ich hab dir gesagt, dass du hier nicht anrufen sollst.«
    »Was macht das schon? Oder wird dein Telefon abgehört?« Richardsson sah sich um, als würde sich just in diesem Augenblick jemand in der Nähe befinden und lauschen. Aber er war allein in seinem Zimmer. Durch die Glasscheibe sah er die Sekretärin vor ihrem überdimensionalen Bildschirm. Kleine Sekretärin, großer Bildschirm, der genug Platz haben sollte, um viele Informationen über die ganze Stadt zu sammeln. Wie viel von dem trug er selber dazu bei? Das spielte keine Rolle.
    »Sehen wir uns heute Abend?«, fragte die Stimme. Sie klang nervös, nervöser als sonst.
    »Ist was passiert?«, fragte Richardsson zurück. »Nein ...«
    Richardsson wartete.
    »Nichts Besonderes.«
    »Du kannst es mir heute Abend erzählen«, sagte Richardsson. »Um dieselbe Zeit?«
    Richardsson schaute auf seine Armbanduhr, als würde sie schon einige Stunden später anzeigen.
    »Wie es im Augenblick aussieht, ja.« »Willst du ... vorher nach Hause?«
    Richardsson antwortete nicht. Die Frage gefiel ihm nicht. Ihm war klar, dass der andere das auch wusste.
    »Ich lege jetzt auf.«
    Er erhob sich, nachdem er den Hörer aufgelegt hatte. Die Sekretärin warf ihm einen Blick zu und lächelte. Er lächelte zurück und verließ sein Zimmer.
    »Der Schulrat von Älvsborg hat angerufen«, sagte sie. »Bei Ihnen war gerade besetzt.« »Was wollte er?«
    »Es gab wieder Sachbeschädigungen.«
    Richardsson nickte. Wandalismus auf Schulhöfen, das war normaler als das Gegenteil. Die Schulhöfe in den Vorstädten waren meistens schon von Anfang an der reinste Slum und luden zu mehr Zerstörung ein. Was schon beschädigt aussah, konnte man ebenso gut ganz zerstören.
    »Ich bin eine Weile weg«, sagte Richardsson. »Und der Schulrat?«
    »Wenn er wieder anruft, bin ich gerade in einer Besprechung.«
    Die Sekretärin blickte ihm nach, als er ging.
    Lass sie nur. Es gibt wichtigere Dinge. Er dachte an Gott. In seinem Kopf spukte eine Phantasie, und er wollte nicht, dass man sie von seinem Gesicht ablesen konnte.
    Der Autor schrieb selten am Abend. Das Gehirn - wenn es nun das war, was arbeitete - war abends müde, eigentlich schon am Nachmittag. Es war besser, sich morgens ausgeschlafen an den Schreibtisch zu setzen. Aber er hatte selten einen guten Nachtschlaf, eher waren es böse Nächte. Träume, in denen es um den Teufel und seine Begleiter ging. Allerdings waren es flüchtige Träume, die sich morgens nicht mehr einfangen ließen, so dass er sie

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