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Toter Mann

Toter Mann

Titel: Toter Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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»Hätte Edwards dabei sein sollen?« »Natürlich.«
    »Warum?«
    »Alle hätten dabei sein sollen!«
    »Alle? Wen meinen Sie mit alle, Lejon?«
    Lejon antwortete nicht. Winter wusste nicht, wo der Mörder sich im Augenblick befand. Es bestand ja die Möglichkeit, dass er während ihres Wortwechsels seine Position verändert hatte. Womöglich hatte er die Schnauze voll und würde eine Kugelsalve abfeuern. Aber das glaubte Winter nicht. Nun schlug Lejons große Stunde.
    Dies war das Ende.
    »Warum haben Sie ihn in Ihrer Wohnung in der Stilla gatan erschossen, Lejon? Warum dort?«
    Lejon antwortete noch immer nicht.
    »Warum nicht bei ihm zu Hause? Warum haben Sie ihn nicht gleichzeitig mit Bergenhem erschossen?«
    »Ich habe ihn nicht erschossen.« Lejons Stimme klang jetzt ruhiger, als ob Winters Worte eine Wirkung auf ihn hätten. Als bekäme er endlich eine Chance, die Wahrheit zu sagen.
    »Wer hat ihn denn erschossen?«, rief Winter.
    »Niemand hat ihn erschossen«, antwortete Lejon. »Aber ich werde Ihnen von Edwards erzählen. Der Scheißkerl taugte gar nichts. Er war eine Niete, sein ganzes Leben lang ein Nichtsnutz. Was spielt es für eine Rolle, dass er tot ist? Er hätte sowieso seine Strafe gekriegt. Sie haben ihn mit in die Stilla gatan genommen, weil ich es ihnen aufgetragen habe. Ihren Kollegen konnten wir nicht mitnehmen. Aber Edwards konnte selber gehen. Ich wollte ihm noch eine Chance geben. Er sollte zur Insel fahren. Ich hab gesagt, dass er Richardsson erschießen soll. Aber es war nur ein Spaß! Er hätte gar keine scharf geladene Waffe bekommen. Ich wollte nur ein bisschen Spaß mit ihm haben, genau wie mit dem Schwein, das Ihnen gerade Gesellschaft leistet. Ich wollte, dass sie so lange wie möglich leiden. Bis ich hier bin, und dann sollten sie noch ein bisschen mehr leiden.«
    »Was meinen Sie damit, dass Edwards selber gehen konnte?«, rief Winter. »Konnte Bergenhem nicht selber gehen?«
    »Edwards wollte nicht fahren«, rief Lejon, als hätte er Winters Frage nicht gehört. »Er hat sich geweigert. Genau wie er sich geweigert hat, Sellberg zu erschießen. Ich weiß, dass er es nicht getan hat. Aber es war gar nicht ernst gemeint, dass er ihn erschießen sollte! Das war auch nur ein kleiner Scherz! Sellberg sollte jetzt hier mit dabei sein!«
    »Aber Sie haben Edwards eine scharf geladene Pistole gegeben«, rief Winter.
    »Er musste trainieren!«, antwortete Lejon. »Und das hat er auch gemacht. Aber ich hab nicht damit gerechnet, dass er es wirklich tun würde, und das hat er ja auch nicht.« Lejon lachte auf. »Ich weiß natürlich, wer es getan hat. Sie hat wirklich meine ganze Bewunderung.«
    »Wo ist Bergenhem ?«, rief Winter.
    »Edwards hat seine Strafe also ein wenig eher bekommen als das Schwein, das neben Ihnen liegt, Winter«, fuhr Lejon fort. »Man kann sagen, es war eine Handlung im Affekt, obwohl ich den Mistkerl langsam satt hatte. Leider ist es in meiner Wohnung passiert. In der Wohnung von meinem Papa und meiner Mama. Aber das ist nun nicht mehr zu ändern.«
    »Sie können nicht dorthin zurückkehren, Lejon«, rief Winter. »Sie können nirgendwo mehr hin. Geben Sie auf. Es ist vorbei. Jetzt ist es zu Ende. Sie haben Ihre Rache bekommen, Lejon. Sellberg und Edwards sind tot. Richardsson ist fast tot, das kann ich Ihnen garantieren. Also geben Sie auf.«
    Er bekam keine Antwort. »Das Buch ist jetzt beendet.«
    Auch darauf reagierte Lejon nicht. Vielleicht dachte er nach.
    Vielleicht hatte er zugehört. Winter warf Richardsson einen Blick zu. Der Mann sah noch immer aus, als wäre er auf dem Weg zu seiner eigenen Hinrichtung. Winters Worte hatten ihn nicht beruhigen können. Auch Winter fühlte sich sehr angespannt. Womöglich hatte sein Versuch, Lejon hinzuhalten, den gegenteiligen Effekt. Der Mörder hatte nur für einen Moment Luft geholt, sich ein bisschen ausgesprochen.
    »Winter!!!«
    Winter zuckte zusammen. Lejon rief jetzt lauter. Wenn der Wind richtig stand, würde seine brüllende Stimme bis zum Fuß des Berges zu hören sein. Dort wohnten Menschen, an der Kreuzung, wo die Bönekällan vom Husviksvägen abging und sich den Berg hinaufschlängelte. Hörte sie denn niemand? Waren sie alle in der Stadt? Oder in der Kirche? Hörte er nicht Kirchenglocken? Doch. Plötzlich hörte er sie im Nordosten läuten. Normalerweise läuteten sie doch nicht um diese Zeit, oder?
    »Ich will, dass Sie jetzt aus dem Schuppen kommen, Winter. Ohne Waffe. Kommen Sie mit erhobenen

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