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Toter Mann

Toter Mann

Titel: Toter Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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nicht. Er konnte überall sein. »Ich gehe zu Ademar«, rief Winter. »Stehen bleiben!«
    »Nein! Ich muss nach ihm sehen.«
    Und er setzte sich in Bewegung. Er schloss die Augen, ja, ich schließe die Augen. Vielleicht ist es ein besseres Gefühl. Er wartete auf die Kugel. Höre ich den Schuss, bevor mich die Kugel trifft?
    Er ging weiter und öffnete die Augen. Nun war er nur noch wenige Meter von Ademar entfernt. Ich bewege mich, ich lebe. Jetzt bin ich bei ihm. Jetzt beuge ich mich über ihn. Ademars Augen waren geschlossen. Er schlief den Schlaf der Barmherzigen. Aber sein Gesicht war blass und wurde allmählich weiß. Winter bekam wieder einen Schock, als er es registrierte. Die Wunde an der Schulter hatte aufgehört zu bluten. Die Verletzung konnte nicht sehr ernst sein. Das Bein sah schlimmer aus. Winter meinte, ein Stück Knochen unterhalb des Knies zu sehen. Es konnte auch etwas anderes sein. Er riss sich den Schal vom Hals und band damit Ademars Knie fest ab. Dann richtete er sich auf und zog Mantel, Jackett und Hemd aus. Das Hemd riss er in Streifen und verband Ademars Bein, so gut er konnte. Vorsichtig tastete er Ademars Schulter ab. Ademar war noch immer bewusstlos. Winter zog ihm die Jacke von der Schulter. Da war Blut, aber nicht viel. Die Kugel hatte ihn vielleicht nur gestreift und war weiter in die Natur oder in die Hauswand geflogen. Wenn alles vorbei war, würden sie die Kugel finden, genau wie sie in Sellbergs Hauswand Kugeln gefunden hatten, vor Jahrzehnten, jedenfalls kam es ihm so vor. Was dort passiert war, hätte auch 1975 passiert sein können, und in gewisser Weise war es auch so. 1975 war jetzt. Die Vergangenheit war jetzt. Es gab keine Gegenwart. Für Lejon zählte nur der Sommer 1975. Und für alle anderen. Für Ademar, der vor ihm lag. Dieser Sommer hätte ihn nun schon mehrmals fast das Leben gekostet. Würde ihn vermutlich das Leben kosten. Würde sie alle miteinander umbringen. Wo war Lejon? Winter hatte ihn von dem abgehalten, was er im Begriff stand zu tun. Zuerst hatte er das Gefühl gehabt, auf einer Bühne zu stehen, aber das Gefühl war nun verschwunden.
    Er schaute auf.
    Lejon stand vor der Tür.
    Und vor ihm stand Richardsson.
    Winter sah die Waffe in Lejons Hand. Es war eine Automatikwaffe, das wusste er, seit er den ersten Schuss gehört hatte, keine Tokarev, obwohl man die auch begrenzt als Automatikwaffe benutzen konnte. Aber die Tokarev hatte Lejon weggeworfen, genau wie er gesagt hatte. Sie lag auf dem Grund des Flusses. Da bin ich ganz sicher. Lejon wusste, dass ich es erfahren würde. Die Coldinu-Spur war nur ein Nebengleis, aber ein wichtiges. Vielleicht tappte Lejon selber im Nebel. Die Suche unter dem Kreuz im Sund. Er wollte selber Gewissheit haben, wollte, dass wir den Job erledigen. Er weiß nicht alles. Deshalb ist er hier, um den Rest zu erfahren.
    Plötzlich stand es Winter klar vor Augen.
    Lejon wollte die Wahrheit wissen, genau wie er. Er wollte es wissen! Er hatte keine Antwort. Richardsson hatte die Antwort. Vielleicht würde er auspacken, und danach musste er sterben. Das ging Winter durch den Kopf, während er neben Ademar kauerte. Der Schriftsteller wusste nicht mehr, als Lejon wusste. Er war nicht weitergekommen als Winter. Und nicht weiter als Lejon, wenngleich Lejon ein breiteres Spektrum in die Geschichte eingebracht hatte, einen größeren Hintergrund. Lejon war der Hintergrund. Und er wollte alles wissen. Bald würden sie alles erfahren. Und bald bin ich vielleicht auch tot. Ich weiß nicht, wie ich es verhindern soll, jetzt zu sterben. Ich bin so gut wie tot.
    »Stehen Sie auf, Winter.«
    Winter warf einen Blick in Ademars Gesicht. Es wirkte friedlich. Er war noch immer bewusstlos. Aber er lebte. Das war das Beste, was er im Augenblick hoffen konnte.
    Winter richtete sich auf.
    »Dieser Mann braucht sofort ärztliche Hilfe«, sagte er.
    »Verstehe«, sagte Lejon. »Hände hoch!«
    Winter hob die Arme.
    Lejon schlug Richardsson mit dem Kolben seiner Maschinenpistole gegen den Hals.
    Richardsson fiel auf die Knie und glitt zur Seite. Lejon sah auf. »Drehen Sie sich um«, sagte er zu Winter.
    »War ...«
    »Drehen Sie sich um!«
    Lejon sah den Pistolenkolben. Hätte ich bloß ein Unterhemd angezogen. Ich habe mir das Hemd ausgezogen. Es war eine barmherzige Tat.
    Lejon ging an Richardsson vorbei.
    Winter spürte, wie die Pistole aus seinem Hosenbund gezogen wurde.
    »Das hat nicht funktioniert«, sagte Lejon. »Was wollen Sie tun? Mich

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