Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Toter Mann

Toter Mann

Titel: Toter Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
Vom Netzwerk:
zwar ernsthaft.«
    »Wieso, war es vorher nur ein Spaß?«
    »Das ist nicht witzig, Erik.«
    »Wer hat gesagt, dass ich Kopfschmerzen habe?«
    »Stellst du dich jetzt idiotisch an? Oder glaubst du, ich bin ein Idiot?!«
    »Schh, weck die Kinder nicht auf.« Sie wandte heftig den Kopf ab. »Wie hast du das gemeint, Angela?«
    »Spar dir die Ausflüchte. Du sagst, es ist nichts. Aber ich erkenne eine Migräneattacke, wenn ich sie sehe.« »Migräne?«
    »Ja, Migräne.«
    »Es könnte ein Tumor sein.« »Ach?«
    »Ein Hypophysentumor .« »Warum sagst du das?« »Ich hab darüber gelesen.«
    Sie hatte sich jetzt zu ihm gesetzt. »Meine Güte, Erik.«
    »Du bist Ärztin. Du bist genau wie alle anderen Ärzte. Alles ist in Ordnung. Alle sind immer gesund, besonders die eigene Familie. Angehörige können nicht krank werden.«
    »Du bist ungerecht.«
    »Aber so ist es doch! Es ist sinnlos, dir mit so was zu kommen. Die Familie ist bloß zimperlich. Sinnlos, dich zu fragen.« »Ich weiß nicht, was ich sagen soll.«
    »Plötzlich sagst du, es ist eine Migräne.«
    »Ja, Migräne. Deine Symptome deuten auf eine astreine Migräneattacke hin.«
    Er antwortete nicht. Vermutlich hatte sie recht. Migräne? Die war allemal besser als ein Hypophysentumor. Mit Migräne konnte man leben.
    »Was macht man dagegen?«
    »Es gibt etwas, zum Beispiel Medikamente.« »Aha.«
    »Mein Gott, Erik.«
    Sie legte ihm eine Hand auf die Schulter. Die Hand war warm.
    Ihm wurde bewusst, dass er fror. Vielleicht hatte er Fieber.
    »Was hast du gesehen?«, fragte sie. »Wie meinst du das?«
    »Du hast gesagt, du hast >sie< gesehen. Wen meinst du?« »Es war ein Traum.«
    »Wer war es denn? Im Traum? Wer war sie?«
    »Ich weiß es nicht. Es war nur ein Traum. Es war ... eine Erinnerung. Ich weiß es nicht.«
    »Jemand muss es doch gewesen sein. Eine Person, an die du dich erinnerst.«
    »Nein«, sagte er, war sich aber nicht sicher. Es war ein Traum gewesen. Vielleicht würde er die Antwort bekommen, wenn er in ihn zurückkehrte.

12
    Jacob Ademar träumte von Gewehren, die Schüsse abgaben. So einfach war das. Schuss um Schuss, Gewehr um Gewehr. Er wusste nicht, wo er war. Vielleicht ging es um eine Hinrichtung. Vielleicht stand er den Männern mit den Gewehren gegenüber. jetzt legten sie an. Er war fast tot. Nun gaben sie Feuer. Er war tot.
    Er richtete sich im Bett auf. Was hatte er gehört? Das war kein Traum gewesen. Die Schüsse im Traum waren gar nicht in seinem Traum gefallen. Sie waren hier, in dieser Wirklichkeit gefallen.
    Der Wecker auf seinem Nachttisch zeigte drei Uhr. Die Zeiger und Markierungen der Stunden waren die einzige Lichtquelle in seinem Schlafzimmer. Seinem Schlafzimmer. Es war eine der letzten Nächte. Hier wollte er nicht mehr wohnen, nicht neben dem Nachbarn und mit Leuten, die herumliefen und um sich schossen. Eigentlich hätte er schon weg sein sollen. Aber das Ganze würde sich nicht wiederholen. Oder war das nur der Anfang gewesen? Hatte er einen Schuss gehört?
    Er saß ganz still und lauschte. jetzt war es still.
    Er stand auf und ging in sein Arbeitszimmer. Von hier sah er die Straße, konnte aber niemanden entdecken. Er hörte nichts. Himmel, ich muss ganz ruhig bleiben, sonst werde ich noch paranoid. Dafür hab ich keine Zeit.
    Jetzt parkte kein Auto vor dem Haus des Nachbarn. Plötzlich bemerkte er Licht am Ende der Straße. Es waren Autoscheinwerfer, zwei gelbe Augen in der Nacht. Könnte der Titel eines Romans sein. Augen in der Nacht. In der Nacht. Der Nacht. Nacht. Gute Nacht. Gute Nacht, Erde. Gute Nacht, Welt. Goodbye cruel world. Die Autoscheinwerfer glitten an seinem Haus vorbei. Es schien ein großes Auto zu sein. Die Automarke konnte er nicht erkennen. Er kannte sich nicht besonders aus mit Automarken. Es drehte in der Wendezone, kam wieder an seinem Haus vorbei und schien das Tempo vor dem Nachbarhaus zu verlangsamen. Es hielt an! Es stand still. Er sah nur die Hälfte des Autos, meinte zu hören, wie eine Autotür geöffnet wurde, konnte aber nichts erkennen. Nun fuhr das Auto wieder an. Seine Augen, die Rücklichter, waren jetzt rot. Jetzt war es weg. Er dachte an sein eigenes Auto. Im Augenblick stand es im Parkhaus in der Stadt. Gestern war er damit in die Stadt gefahren, um sich mit Stefan zum Mittagessen zu treffen. Das Essen war gut gewesen - er hatte sich für Meeresfrüchte entschieden -, aber das Gespräch war nicht gut gelaufen. Ich kann nicht Bücher am Fließband ausspucken, hatte er

Weitere Kostenlose Bücher