Totes Meer
Cop war, und er gab keinerlei persönliche Details preis. Basil Martin war ein Webdesigner. Er weigerte sich, uns irgendwas über sein Privatleben zu erzählen, außer, dass er bei der Nationalgarde gewesen war, bevor er aufs College ging. Professor Williams erzählte uns, dass seine Spezialgebiete englische Literatur und Mythologie waren. Er war verwitwet – seine Frau war vor zwei Jahren gestorben – und hatte erwachsene Kinder. Sein Sohn lebte in Thailand und seine Tochter in Kalifornien. Er hatte von keinem der beiden etwas gehört, seit das nationale Kommunikationsnetz zusammengebrochen war. Unsere neue Freundin Joan Barnett war die nächste. Sie war Zahnhygienikerin. Wie sich herausstellte, war ihr Mann ebenfalls tot – an Lungenkrebs gestorben, in einem Zimmer im Greater Baltimore
Medical Center, zu der Zeit, als die ersten Toten die Straßen unsicher machten. Er war allein gestorben. Wegen des ausgerufenen Kriegsrechts hatte sie nicht zu ihm gelangen können. Das Krankenhaus hatte seinen Tod bestätigt. Sie hatte sich nicht mehr um eine Beerdigung gekümmert, da solche Vorkehrungen wenig später sowieso keine Rolle mehr spielten. Murphys Vorname war Ollie. Er war Kesselmechaniker. Chief Maxey wurde aufgeregt, als er das hörte. Ollie hatte sich die letzten zwei Wochen in einer Bar in der Pratt Street verkrochen, was niemanden überraschte, wenn man die verräterischen roten Äderchen auf seiner Nase bedachte, die den Alkoholiker verrieten. Cleveland Hooper war Koch in einem kleinen Restaurant gewesen. Nach zwei Scheidungen hatte er sich vor der Polizei versteckt, die wegen nicht geleisteter Unterhaltszahlungen hinter ihm her war, und hatte deshalb zunächst nichts von den Zombies mitgekriegt. Außerdem hatte Hooper vier Jahre in der Navy gedient. Über Tran wusste niemand etwas, und selbst wenn er nicht gerade beim Abwasch gewesen wäre, hätte er uns nichts über sich erzählen können. Mitch erzählte allen, er sei Vertreter für Bibeln und ein Waffennarr. Dann war ich an der Reihe. Ich stellte erst mich und dann die Kinder vor.
Danach lernten wir die anderen Passagiere kennen. Die rothaarige Frau hieß Carol Beck. Sie war Qualitätskontrolleurin in einem Lackierwerk und hatte versucht, aus der Stadt zu fliehen. Als sie auf der Interstate 83 im Verkehr stecken blieb, war sie aus dem
Auto gestiegen, um besseren Handyempfang zu haben. Während sie dort stand, waren die Zombies über die Auffahrt gekommen und hatten die Autofahrer zur Flucht gezwungen. Sie hatte sich in einer Fabrik versteckt. Der nächste war Cliff Shatner, ein Junge Anfang zwanzig. Er war Student an der Towson University gewesen, Hauptfach Journalismus, und gerade auf einer Party in Fells Point gewesen, als alles zusammenbrach. Er war nicht mehr aus der Innenstadt rausgekommen und hatte sich dann im Keller des Soundgarden-Musikladens versteckt. Stephanie Pollack sah gar nicht gut aus, als sie sich vorstellte. Ihre Haut war fahl, und sie schwitzte stark. Ihre Pupillen waren erweitert. Erst dachte ich, es wäre die Hitze, aber dann erfuhren wir, dass sie Diabetikerin war und kein Insulin mehr besaß. Durch das Feuer war sie gezwungen gewesen, schnell zu fliehen, und ihr Insulinvorrat war in der Wohnung verbrannt. Wir bemitleideten sie, aber es gab nicht viel, was wir für sie tun konnten. Es war ein hoffnungsloses, demoralisierendes Gefühl. Es schien so unfair, dass sich nun, nachdem sie das Feuer und die Zombies überlebt hatte, ihr eigener Körper gegen sie wandte. Trotzdem war sie eine Kämpferin. Sie hatte die ganze Zeit auf dem Landedeck gestanden, in der Hitze gebraten und geduldig zugehört, während wir redeten und diskutierten, und hatte sich kein einziges Mal beklagt. Basil und Hooper dagegen hatten nichts anders getan, seit wir angekommen waren. Der Chief befahl Stephanie, sie solle sich hinlegen, versprach ihr, dass er alles in seiner
Macht Stehende tun würde, damit es ihr bald besser ginge, und schickte Joan als Begleitung mit, die sie zu ihrer Kabine brachte. Er versprach, dass er, falls wir schnell genug einen Hafen erreichten, als Allererstes nach Insulin suchen würde. Ich dachte mir, dass die Chancen dafür ziemlich schlecht standen, behielt es aber für mich.
Wir hatten zwei Teenager in der Gruppe, einen Jungen und ein Mädchen. Der Name des Jungen war Nick Kontis. Seinem Vater hatte ein griechisches Restaurant in der Nähe der President Street gehört. Er hatte mit angesehen, wie seine gesamte Familie von den Dingern
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