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Totes Meer

Titel: Totes Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Keene
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abgeschlachtet wurde. Nur er hatte überlebt, indem er sich im Kühlraum des Restaurants versteckte. In der Nacht des Feuers war er herausgekrochen, auf der Suche nach Wasser. Nur wenige Minuten später war er buchstäblich über einen Zombie gestolpert, der ohne Beine im Gästebereich herumkroch und fauliges Fleisch fraß. Das Mädchen hieß Alicia Crawford. Sie war schüchtern und sprach sehr leise, und wir erfuhren nicht viel mehr über sie als ihren Namen. Sie starrte die ganze Zeit auf das Deck und putzte sich immer wieder mit ihrem Shirt die Brille. Die letzten beiden Passagiere waren Chuck Mizello und Tony Giovanni. Chuck war Gabelstaplerfahrer mit vier Jahren Militärerfahrung, inklusive einem Ausflug in den Irak. Er hatte in einem Lagerhaus Schutz gesucht und vom Inhalt der Snackautomaten gelebt. Tony war Abschleppfahrer. Er verbarrikadierte sich in einem Hotelzimmer auf der anderen
Seite des Hafens. Genau wie Mitch war er Waffennarr. Ich bemerkte, dass er bei Mitch punktete, als er ihm ein Kompliment über seine Pistole machte.
    Sobald die Vorstellungsrunde beendet war, wurden jedem von uns Aufgaben zugeteilt. Laut Chief Maxey war der größte Feind auf See die Langeweile, deshalb musste jeder von uns eine Aufgabe übernehmen. Um uns mental beschäftigt zu halten. Hooper und Tran übernahmen die Küche, und Nick meldete sich freiwillig, ihnen dabei zu helfen, da er Restauranterfahrung hatte. Runkle würde Chief Maxey und Tum auf der Brücke helfen. Murphy war als Kesselmechaniker die eindeutige Wahl für die Betreuung der Maschinen. Chuck, Tony und der Collegejunge Cliff meldeten sich freiwillig als seine Helfer. Cliff wirkte nicht gerade begeistert, als Murphy ihn warnte, dass es harte, schmutzige Arbeit sein würde, aber er blieb trotzdem dabei. Wahrscheinlich wollte er dazugehören, einen guten Eindruck machen. Mitch, Basil, Professor Williams und ich wurden zum Angeln eingeteilt. Carol schlug vor, dass jemand mit den Kindern arbeiten und eine Art Schiffsschule einrichten sollte. Chief Maxey zögerte zunächst, doch schließlich überzeugte sie ihn davon, wie wichtig das sei. Er schien nicht begeistert. Genauso wenig wie Tasha und Malik. Ich schätze, der einzige Vorteil, den das Ende der Zivilisation ihnen gebracht hatte, war, dass sie nicht mehr zur Schule mussten. Carol würde sie vormittags unterrichten, gemeinsam mit Alicia. Am Nachmittag würden sie andere Pflichten übernehmen, genau wie
die Kinder. Joan wurde vorerst als Pflegerin für Stephanie eingeteilt.
    Nachdem wir alle Aufgaben bekommen hatten, erklärte der Chief die Versammlung für beendet, versprach uns aber, uns zu informieren, sobald er sich mit Turn auf einen sicheren Zielort geeinigt hatte. Die Gruppe löste sich auf, einige gingen gemeinsam weg, andere allein. Chuck hatte einen Tennisball (keine Ahnung, wo er den gefunden hatte), den er Tasha und Malik zum Spielen gab. Ich warnte sie, nicht zu nah ans Ende des Landedecks zu gehen, und ließ sie dann laufen. Es tat gut, zu sehen, wie sie Spaß hatten, auch wenn es nur für kurze Zeit war. Sie warfen sich den Ball zu und ließen ihn auf dem schwarzen, heißen Boden des Landedecks hüpfen. Ich zog mich von den anderen zurück und stellte mich allein an die Reling. Schaute aufs Meer hinaus. Ich war noch nie so weit draußen auf dem Wasser gewesen, und trotz der Seekrankheit und der Erinnerungen daran, was uns auf die Spratling geführt hatte, genoss ich es. Wenn ich auf das Wasser schaute, war da in keiner Himmelsrichtung irgendetwas. Keine Gebäude. Keine Berggipfel. Kein Land. Es gab nur eine endlose Fläche aus Grau- und Weißtönen, die lediglich durch Wellen bewegt wurde. Es fiel mir nicht schwer, mir vorzustellen, dass es auch hinter dem Horizont nichts weiter geben würde – keine Städte oder Länder oder Menschen. Keine Toten. Während ich aufs Wasser starrte, sprang etwas – ich glaube, es war ein Delfin – aus dem Wasser, überschlug sich in der Luft und verschwand
platschend unter der Meeresoberfläche. Ich lächelte. Drei weitere tauchten auf und machten das Gleiche. Das war eines der coolsten Spektakel, die ich je gesehen habe.
    »Delfine«, sagte eine Stimme neben mir.
    Ich drehte mich um. Es war Tony Giovanni, der Abschleppfahrer. Er war neben mir an die Reling getreten, als ich die Wellen beobachtet hatte, aber ich war so versunken gewesen, dass ich ihn nicht bemerkt hatte.
    »Ich war mir nicht sicher, was sie sind«, gab ich zu. »Sahen irgendwie nach Haien

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