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Totes Meer

Titel: Totes Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Keene
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und ich sind Murphy begegnet. Er hat auch so was erwähnt, aber ich habe ihn nicht ganz ernst genommen. Ich dachte, er labert einfach irgendwas vor sich hin, verstehst du?«
    Mitch holte einen Streifen Kaugummi aus der Tasche und schob ihn sich in den Mund.
    »Nikotinkaugumrmi«, erklärte er mit einem Zwinkern. »Aber sag’s nicht Tony. Ich habe nicht mehr viel
davon, und ich brauche das Zeug noch eine Weile. Na ja, mir schien, als ginge das eher von Basil aus, weniger von Murphy. Basil ist der Rädelsführer. Die Frage ist, wie viele Leute er schon auf seine Seite gezogen hat und wie ernst es ihnen ist?«
    Wir gingen den Gang entlang zurück in die Nacht hinaus, damit wir die Kinder nicht aufweckten und niemand uns bei dieser Unterhaltung belauschen konnte.
    »Meinst du, wir sollten es jemandem erzählen?«, fragte ich.
    Mitch zuckte mit den Schultern. »Tja, Chuck weiß es bereits. Er wird es sicher dem Chief und Runkle erzählen. Ich schätze, wir sollten es denen überlassen. Es liegt in ihrer Hand. Ich halte nicht viel von Runkle, aber in dieser Angelegenheit werde ich ihn unterstützen. Wenn wir sie unter Arrest stellen müssen, ist das eben so. Das Letzte, was wir jetzt gebrauchen können, ist eine Meuterei.«
    »Tja, ich stehe voll hinter dir. Sag einfach Bescheid, wenn du mich brauchst.«
    Er grinste. »Danke, Mann. Das bedeutet mir eine Menge.«
    »Auch wenn ich wohl nicht besonders nützlich sein werde.«
    Mitch runzelte die Stirn. »Was redest du da? Es gibt niemanden auf diesem Schiff, den ich lieber an meiner Seite hätte.«
    »Du weißt genau, was ich meine, Mann. Wenn es hart auf hart kommt, wozu bin ich dann schon zu gebrauchen?
Ich habe nichts anzubieten. Du und Tony, ihr seid die Experten, wenn es um Waffen geht. Ich würde nicht einmal die Breitseite einer verdammten Scheune treffen. Runkle ist ein Cop. Wir wissen, dass er einiges draufhat. Der Chief kennt das Schiff, und Chuck ist sein neuer Lehrling, dadurch wird auch er wertvoll. Zur Hölle, selbst Murphy taugt zu etwas. Er hält uns am Laufen, da unten in seinem Kesselraum. Jeder hat hier seinen Platz. Alles, was ich bisher getan habe, war zu kotzen, als ich die Kreuze gesehen habe, und beinahe daran zu ersticken, als es darum ging, den Priester zu töten. Der Professor sagt, ich sei der Held, aber ich glaube, er ist senil.«
    »Der Held?«
    Ich erklärte Mitch die Geschichte mit den Archetypen und den Monomythen und die uns beide betreffenden Theorien des Professors. Als ich endete, schüttelte Mitch den Kopf und lachte leise.
    »Na, das ist ja ein Ding. Ich bin also der Krieger? Ich schätze, damit kann ich leben. Immer noch besser, als Schwindler zu sein. Aber er hat Recht, Lamar. In den Augen dieser Kinder bist du ein Held. Sie blicken zu dir auf. Nach der ganzen Scheiße, die ihnen passiert ist, bist du das Beste, was ihnen passieren konnte.«
    »Aber ich habe keine Ahnung von Kindern. Ich bin viel zu ungeduldig. Ich fluche zu viel. Ich bin kein Elterntyp.«
    »Zu blöd, Kumpel, denn du hast den Job, ob du ihn nun willst oder nicht. Ich glaube, du wirst das schon hinkriegen. Glaub mir. Es gibt keine Gebrauchsanweisung
für den Umgang mit Kindern. Man gibt sein Bestes und versucht, es nicht total zu versauen, und dann wird einem klar, dass man das wahrscheinlich sowieso tun wird. Du bist ihr Held. Versuch, dem gerecht zu werden.«
    Seine Stimme brach, und plötzlich merkte ich, dass er weinte. Tränen tropften in seinen Bart.
    »Mitch?« Ich war geschockt. »Was ist los, Mann?«
    »Ich... erinnerst du dich noch an unseren ersten Morgen hier an Bord? Als wir beim Frühstück waren? Du hast mich gefragt, warum ich aus Towson in die Innenstadt gekommen war, und ich sagte, dass ich nicht darüber reden will.«
    »Ja.« Ich nickte, als ich daran zurückdachte. »Ich erinnere mich.«
    »Tja, die Sache ist die, ich war auf der Suche nach meinem Sohn Mickey. Wir nannten ihn Mick. Mitch und Mick – unser kleiner Familienscherz. Meine Frau und ich ließen uns scheiden, als er vierzehn war. Ich war viel unterwegs. Hatte damals eine feste Verkaufsroute – Kopierer und Faxgeräte für Firmen. Ich habe Scheiße gebaut. Hatte einen One-Night-Stand mit diesem Mädchen in New York City, einer Kundin von mir. Wunderschönes Mädchen. Bei ihr habe ich mich wieder jung gefühlt. Habe mir dennoch geschworen, es nie wieder zu tun, und bin davon ausgegangen, dass meine Frau es nie herausfinden würde. Aber ich habe dem Mädchen meine E-Mail-Adresse gegeben,

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